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Crossfire 2: Feuerprobe

Crossfire 2: Feuerprobe

Titel: Crossfire 2: Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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Stoffwechsel verarbeitet
das Metall, wandelt es um. Es ist ein Schutzschirm, ein
planetenumspannender Schutzschirm.«
    »Aber wenn die Biomasse hier uns diese Sporen
überlässt…«
    »Seien Sie still, Jon!«, befahl ihm Natalie. »Nur
ein einziges Mal!«
    Jon verstummte. Karim zog weiterhin Linien über den kahlen
Boden. Die Biomasse und die Ranke wussten doch gewiss, wie
verwüstet dieser Boden war, wussten, dass ihr alter Feind mit
seinem alles verdampfenden Strahl darüber hinweggegangen war?
Wusste diese außerirdische Lebensform ebenfalls, dass die
Pelzlinge auch Feinde der Menschen waren? Der Feind meines Feindes
ist mein Freund. Aber…
    Karim schob dieses »Aber«, beiseite. Er konnte es sich
jetzt nicht erlauben. Er zeichnete weiter. Kreis, Linie, viele
Punkte…
    »Lassen Sie mich eine Weile weitermachen«, bot Natalie
ihm freundlich an.
    »Nein, ich…«
    »Schaut!«, rief Jon. »Schaut euch die Ranke
an!«
    Sie war inzwischen einen Meter hoch und bildete unten am Stamm
eine unförmige Beule aus. Jon leuchtete mit der Lampe direkt
darauf. Der Klumpen wurde größer. Im künstlichen
Licht schimmerte er braun und schleimig – wie alles, was mit den
Ranken zu tun hatte.
    »Ist es lebendig?«, fragte Natalie.
    »Ich weiß nicht«, antwortete Jon. »Ich…
schaut!«
    Die Beule hörte zu wachsen auf. Im selben Augenblick
lösten sich Ranke und Kuppel auf. Wenige Minuten später war
nichts mehr davon übrig außer dem schleimigen braunen
Klumpen und einem schlüpfrigen Rückstand auf dem feuchten
Boden, der langsam ins Erdreich sickerte.
    Karim berührte den Klumpen vorsichtig. Was, wenn es ein
weiterer genetisch erzeugter Krankheitserreger war, der diesmal
Menschen und Pelzlinge gleichermaßen auslöschen sollte?
Immerhin brauchte die Biomasse keine der beiden anderen Spezies.
    Aber nein, die Ranke/Biomasse tötete nicht! Vor langer Zeit
hatte George Fox die Theorie aufgestellt, dass der bloße
Gedanke ans Töten einer Spezies völlig fremd sein musste,
die eigentlich nur aus einem einzigen großen Organismus
bestand, einem Organismus, der seine Energie aus einem Vorgang
ähnlich der Photosynthese bezog. Man tötete nicht, wenn im
Grunde alles Leben auf der eigenen Welt man selbst war. Es lag
einfach nicht in ihren Genen.
    Unsicher merkte Natalie Bernstein an: »Ich glaube, es ist ein
Beutel. Eine Art Behältnis. Die Sporen befinden sich vielleicht
darin.«
    »Wir müssen es ausprobieren«, meinte Jon, der
Wissenschaftler.
    »Nicht hier. Unter dem Überhang«, sagte Karim. Nun,
da sie die kostbare Waffe hatten – wenn es denn eine Waffe war –, sorgte er sich wieder, dass Julian Martin oder die
Pelzlinge sie entdecken könnten. Nun, da sie eine Chance hatten.
Vielleicht.
    Eine letzte Chance. Denn Karim bezweifelte, dass die Ranke noch
einmal aus der unterirdischen Biomasse aufsteigen würde, egal,
wie lange irgendwer anklopfte. Einerseits, weil die Biomasse selbst
einen halben Kilometer unter der Erde lag und in Sicherheit war,
egal, wer den Krieg an der Oberfläche gewann. Andererseits auch,
weil die Biomasse den Menschen nun die beiden einzigen Waffen
übergeben hatte, die die Ranken nach Karims Wissen je gegen die
Pelzlinge entwickelt hatten.
    Aber in erster Linie, so wurde Karim sich bewusst, glaubte er
wegen Aladin nicht mehr daran, dass die Biomasse noch einmal
hervorkommen würde. Während er schwerfällig durch den
Nieselregen stapfte, frierend und zitternd, durchschaute er seine
eigene verquere Logik. Aber das Märchen seiner Laleh ging
ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf: Drei Wünsche wurden Aladin
gewährt. Bringe Lucy und mich zurück nach Greentrees.
Infiziere Alex Cutler mit einem leicht übertragbaren Virus. Gib
mir die Sporen. Drei Wünsche.
    Das Märchen war vorbei. Der Geist war zurück in seine
außerirdische Flasche gekrochen. Karim und die übrigen
Menschen waren nun auf sich allein gestellt.
     
    Müde und frierend verschätzte sich sogar Natalie auf dem
Rückweg zum Fluss. Sie gelangten nicht bei ihrem alten Lager an,
sondern weiter flussaufwärts. Vielleicht auch flussabwärts;
es gab keine Möglichkeit, das festzustellen. Die Böschung
war hier nicht ganz so tief unterhöhlt, aber sie waren alle zu
müde, um weiterzugehen. Sie ließen sich unter der
Uferböschung nieder, so gut sie konnten.
    »Was ist das da im Fluss?«, fragte Jon.
    »Keine Ahnung«, antwortete Karim. »Leg dich
schlafen.«
    »Warte, da ist noch einer… Sie haben sich an dem Felsen
dort verfangen, aber sie

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