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Crossfire 2: Feuerprobe

Crossfire 2: Feuerprobe

Titel: Crossfire 2: Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
Vom Netzwerk:
Brown
überhaupt gewusst, dass Alex nicht schon tot war, wie Martin
behauptet hatte? Das ergab keinen Sinn.
    Kent setzte sich auf den Rücksitz und hielt Jakes
gebrechlichen Leib. Er ließ ihm so viel Platz wie möglich,
aber sie saßen – auch ohne Alex Cutler – nun zu acht
in einem Fahrzeug, das für vier Personen ausgelegt war…
    Ohne Alex Cutler…!
    »Wir können Alex nicht zurücklassen!«, rief
Kueilan. Das hatte Karim selbst sagen wollen, aber er wusste es
besser. Wenn Julian Martin tatsächlich auf dem Weg hierher war,
mussten sie schleunigst verschwinden. Es blieb einfach keine Zeit,
auf Alex Cutler zu warten. Dort, wo sie sich jetzt aufhielt, war sie
vermutlich ohnehin besser dran. Unter den wilden Pelzlingen
würde Julian Martin möglicherweise gar nicht nach ihr
suchen.
    »Sie werden mich wahrscheinlich einfach zu euch
zurückbringen«, hatte sie argumentiert, ehe sie gar nicht
mehr diskutiert, sondern nur noch Befehle erteilt hatte. »Eine
Frau ist für die Pelzlinge bloß ein Stück verlorenes
Eigentum.«
    Aber das wussten sie nicht wirklich…
    Die Menschen drängten sich in den Wagen. Zu Karims
Überraschung wandte sich Natalie Bernstein gegen Lucy: »Ich
kann den Fluss entlangfahren – Ben hat mir den Weg gezeigt. Das
wird unsere Spuren verwischen.«
    »Nein, ich…«, wandte Lucy ein.
    Natalie, die zehn Kilo schwerer war, schob Lucy einfach beiseite
und setzte sich hinter das Steuer. Tränen der Wut schimmerten
auf ihren Wangen. Sie warf einen fürsorglichen Blick über
die Schulter auf Ben Stoller, dessen Kopf von einem blutigen Verband
umhüllt war und den Jon sanft in seinem Schoß gebettet
hatte, so wie sich Kent um Jake kümmerte. Kueilan quetschte sich
dazwischen, halb auf den Boden kniend. Karim nahm das alles wahr wie
im Traum. Er stieg vorn neben Lucy ein, und sie beide quetschten sich
zusammen auf einen Sitz. Natalie fuhr das Flussufer hinab ins seichte
Wasser.
    Die Fahrt war so wild, dass Karim sich später fragte, wie
Jake und Ben sie überhaupt überlebt hatten. Aber Kent und
Jon polsterten die beiden mit den eigenen Körpern ab, so gut es
ging. Jon war am schlimmsten dran: Ben wog mindestens zwanzig Kilo
mehr als er.
    Natalie steuerte gekonnt; sie war ein Naturtalent. Der
Geländewagen raste durch die Düsternis, von den wilden
Pelzlingen fort. Als der letzte Rest Tageslicht verblasste, schaltete
Natalie die Lichter des Fahrzeugs an; sie hielt die verstellbaren
Scheinwerfer aber nach unten gerichtet. Sie fuhren über Steine,
durch Pfützen und flache Stromschnellen und blieben so tief im
Flussbett, dass sie keine Spuren hinterließen. Wasser spritzte
in den Wagen und schwappte bald am Boden. Konnte das Fahrzeug so nass
überhaupt fahren? Offenbar schon. Natalie hatte gesagt, dass die
letzte Treibstoffzelle bald aufgebraucht sein würde. Wann
würde es so weit sein?
    »Jake?«, rief Karim einmal Kent zu, über, den
Lärm des Geländewagens, das Rauschen des Flusses und
Natalies Flüche hinweg.
    »Ich weiß es nicht!«, rief Kent zurück.
    »In… in Ordnung«, erwiderte Jake. Was auch immer
Jake sonst noch sein mochte, so befand Karim nicht zum ersten Mal, er
war auf jeden Fall einer der tapfersten Männer, die er je kennen
gelernt hatte. Sich selbst eingeschlossen.
    Ich hätte niemals zulassen dürfen, dass Alex
Cutler …
    »Ich fahre den Hang hinauf«, kündigte Natalie an,
und Karim sah, dass der Fluss sie aus dem von den Pelzlingen
verwüsteten Gebiet hinausgeführt hatte. Hohe violette
Bäume säumten die Ufer und zeichneten sich schwach gegen
das Sternenlicht ab. Der Geländewagen bäumte sich auf und
fuhr dann, wie es Karim vorkam, senkrecht nach oben. Gewiss
würde er umkippen… Das tat er nicht, und im nächsten
Moment befanden sie sich außerhalb des Flussbetts. Natalie fuhr
noch ein Stück weiter, hielt dann auf einen dichten Hain zu und
schaltete den Motor ab.
    Die Stille war so erschreckend wie plötzliches
Gewehrfeuer.
    Natalie verrenkte sich im Fahrersitz, ihr Haar nass und wirr.
»Ben?«
    »Hat das Bewusstsein verloren«, sagte Jon unter Bens
massigen Körper hervor. »Und das ist vielleicht ganz gut
so.«
    »Jake?«, fragte Karim.
    »Mir geht’s gut«, krächzte Jake.
    »Lasst uns aussteigen!«
    Sie kletterten aus dem Wagen, tropfnass und zerschlagen. Kueilan
nahm den Erste-Hilfe-Kasten und Decken mit, die sie für Jake und
Ben auf dem Boden ausbreitete. Kent und Jon sammelten Arme voll
Zweige und Laub, um sowohl das Fahrzeug als auch sich selbst damit

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