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Crossfire 2: Feuerprobe

Crossfire 2: Feuerprobe

Titel: Crossfire 2: Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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erfolgreichen Verständigung aus.
    Nachdem Cora genug getrunken hatte, tauchte Alex die Hand in das
Wasser und dann in den Getreidebrei. Jake hatte Zeichnungen
verwendet, um mit den männlichen Pelzlingen in Kontakt zu treten
– das hatte Ben Stoller ihr erzählt. Und Karim Mahjoub
hatte über Zeichnungen mit den Ranken kommuniziert.
    »Pelzlinge«, sagte sie. Mit einem Finger ließ sie
Getreidebrei auf den Boden tropfen und zeichnete damit die Umrisse
eines geschwänzten Zweibeiners mit drei Augen. Mühsam
zeichnete sie insgesamt fünf dieser Gestalten, eine davon
kleiner als die anderen.
    Miranda rückte näher heran und sah ihr zu.
    Davon ermutigt zeichnete Alex ein Strichmännchen mit zwei
Getreidebreiklümpchen als Brüsten und zeigte dann auf sich
selbst. »Alex.«
    Jetzt musterten auch Cora und Großmutter den verschmierten
Fußboden.
    Alex ging der Platz aus. Sie presste sich dicht gegen die
Tür, um mehr Raum zu haben, und skizzierte dann drei menschliche
Männer. Sie versah sie mit etwas, was hoffentlich nach einer
Waffe aussah, auch wenn es eigentlich nur Kleckse waren. Dann rief
sie: »Zzzzzzzzzz!« und zog hastig ein paar Linien
von den Menschen zu den Pelzlingen und zu ihr selbst. Rasch wischte
sie daraufhin alle sechs Figuren aus und kippte dann auch noch um und
spielte tot, um ihre Aussage zu verdeutlichen.
    Miranda und Cora kosteten vorsichtig von dem Getreidebrei, der am
Boden verschmiert war, und spuckten ihn sofort wieder aus.
    Alex seufzte auf. Sie kam einfach nicht weiter. Entweder waren die
weiblichen Pelzlinge dümmer als die Männchen, oder sie
waren dermaßen teilnahmslos, dass es ihnen gar nichts
ausmachte, wenn sie starben. Vielleicht war ihre Wahrnehmung auch nur
so viel anders als die der Menschen, dass die Zeichnungen ihnen
nichts sagten.
    »Ihr dummen Dinger! Solange die Tür zu ist, denkt ihr
nicht mal darüber nach, in welcher Gefahr ihr schwebt!«
    Die Pelzlingsgroßmutter steckte einen Tentakel in das Wasser
und dann in den Getreidebrei.
    Mit weit aufgerissenen Augen sah Alex, wie die alte Pelzlingsfrau
fünf neue Pelzlinge zeichnete, noch unbeholfener als Alex bei
ihrem ungeschickten Versuch, aber trotzdem zu erkennen. Dann malte
sie vier männliche Pelzlinge daneben, durch die Kämme
gekennzeichnet, und versah sie ebenfalls mit »Waffen«. Sie
schaute Alex an.
    »Eure Männchen werden euch nicht retten! Sie sind
entweder infiziert oder tot!«
    Nein, das hatte Großmutter nicht gemeint.
    Alex musterte die grob dahingeschmierte Skizze erneut. Die
männlichen Pelzlinge hatten allesamt einen Strich quer über
ihrem »Oberkörper«. Eine Art Schärpe – kein
wilder Pelzling trug so etwas! Es waren also raumfahrende Pelzlinge,
die sich gerade anschickten, die weiblichen Pelzlinge zu
verschleppen. Und deshalb hatte Großmutter auch nur vier
weibliche Pelzlinge gezeichnet: Sie wusste, dass sie zu alt war
für die Zucht.
    Alex starrte sie an, musterte ihren fremdartigen, undeutbaren
Gesichtsausdruck. Wie auf ein Stichwort sprangen die anderen vier
Pelzlinge auf und fingen wieder an zu hüpfen und Klagelaute
auszustoßen. Großmutter starrte weiterhin Alex an.
    Alex ermahnte sich, diese Kreaturen nicht zu vermenschlichen
– und doch konnte sie nicht anders und glaubte, eine Warnung in
den Augen des alten Weibchens zu lesen: Du machst alles nur noch
schlimmer!
    Alex war sich nicht sicher, ob es überhaupt noch schlimmer
werden konnte.

 
42. KAPITEL
AM FLUSS
     
     
    Karim lag ausgestreckt auf dem Rücken und blickte zu dem
Jagdtrupp der Cheyenne auf. Plötzlich fühlte er sich an
eine Geschichte erinnert, die Dr.. Shipley ihm einst erzählt
hatte: Es ging um einen Häuptling der Cheyenne, Weißer
Büffel oder Antilope oder so ähnlich (Karim kannte weder
das eine noch das andere Tier), der bei einem Massaker im alten
Amerika erschossen worden war. Während des Gemetzels stand
dieser Häuptling mit verschränkten Armen vor seinem Zelt
und hatte die Totenklage gesungen: »Nichts lebt so lange wie die
Erde und die Berge…!«
    Shipley hatte diese Zeile in bewunderndem Tonfall rezitiert und
hinzugefügt, dass die ursprünglichsten Cheyenne unter allen
Steppenindianern zu den spirituellsten und intellektuellsten
gehört und einem Prinzip gehuldigt hatten, das Shipley mit den
Worten beschrieb: »Die Pracht der geheimnisvollen Fülle,
von der alle Schöpfung ausgeht.«
    Diese Krieger hier wirkten auf Karim nicht sonderlich spirituell.
Finster blickten sie auf ihn herab, ein halbes Dutzend

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