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Crossfire 2: Feuerprobe

Crossfire 2: Feuerprobe

Titel: Crossfire 2: Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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Jon
überflüssigerweise. Er und Karim kauerten bereits
außer Windrichtung der funkelnden Sporen.
    »Wie lang… wie weit…?«, stotterte Natalie.
    Keiner wusste es.
    »Diese Sporen werden vom Wind verteilt«, sagte Jon
McBain. »Wann auch immer sie wieder mit Metall in Berührung
kommen, werden sie es auflösen. Vielleicht bleiben sie für
immer aktiv. Wir haben die Umwelt auf Greentrees damit nachhaltig
verändert. Von jetzt an wird alles angegriffen, was aus Metall
ist, vor allem, wenn wir noch mehr der Sporen freisetzen und sie sich
in dieser Umgebung vermehren können.«
    Daran hatte Karim noch gar nicht gedacht. Womöglich
würde eines Tages überhaupt nichts mehr aus Metall auf
Greentrees bestehen können. Wie sollten sie dann
überleben?
    »Karim, hast du mich verstanden?«
    »Ich habe es verstanden«, erwiderte Karim. »Der
Geist lässt sich nie mehr ganz in die Flasche
zurückbringen.«
    »Was?«
    »Egal.«
    Unter der überhängenden Böschung fand Natalie ein
paar zähe Ranken, die dem Vernichtungsstrahl der Pelzlinge
entgangen waren. Die band sie sich um die Hüfte und hielt so den
Overall notdürftig zusammen. Das Material war zu fest, deshalb
konnte sie keine Löcher hineinstechen, um Riemen
hindurchzuziehen.
    Anschließend machten sich Karim und Jon auf den Weg
flussabwärts, auf Mira zu. Natalie wandte sich
flussaufwärts, in die Richtung von Jake und Ben und dem
nutzlosen Geländewagen.
     
    Während der langen Wanderung durch die tote Zone sahen sie
keine Spur von Leben, abgesehen von dem, das sich im Fluss tummelte.
Es war unheimlich: zur Linken der unwirtliche Boden, so wüst wie
der Mond der Erde, und zur Rechten die Fische im Fluss, Roter
Kriecher unter der Böschung oder ein Frinchen, das sich auf
einem Stein sonnte oder in seinem Bau am Flussufer verschwand. Links
Tod, rechts Leben.
    »Da!«, rief Jon plötzlich aus. »Da sind
Bäume am Horizont!«
    Der Übergang von der Todeszone zum unberührten Gebiet
war drastisch: eine violette Wand, so glatt geschnitten wie eine
gepflegte Hecke. Unmittelbar am Waldrand entzündete Jon ein
kleines Feuer aus frischem Holz. »Was für ein Glück,
dass wir bei unseren Experimenten mit den Sporen nicht auch den
Brenner aufgelöst haben«, bemerkte er fröhlich.
    Karim fühlte sich kraftlos. Wie machte Jon McBain das nur?
Nichts zu essen außer ein paar wilden Früchten, die sie
gerade hatten sammeln können und die jetzt schon Karims
Eingeweide in Aufruhr versetzten. Kein Schlaf. Zermürbende
Sorgen. Und trotzdem sprang Jon hier herum, als wäre er in einer
sicheren Forschungsstation zugange.
    Wie kam Jake zurecht? Und Kueilan, Lucy und die anderen?
    »Es qualmt schon heftig«, stellte Jon mit prüfendem
Blick auf das Feuer fest. »Gib mir die Decke.«
    Karim hatte bisher auf dem schmutzigen Ding gesessen und reichte
es nun Jon. »Aber pass auf, dass sie nicht Feuer fängt.
Augenblick, Jon! Bevor du anfängst, lass mich erst mal den
Beutel verstecken. Nur für den Fall, dass wir… Nur für
den Fall.«
    Als der Beutel sicher unter einem Felsen verborgen lag, hielt Jon
die Decke über das Feuer und zog sie wieder fort. Ein
Rauchwölkchen – abwarten. Zwei Rauchwölkchen –
abwarten. Drei Rauchwölkchen – abwarten. »Wäre es
nicht lustig, wenn unsere Zeichen tatsächlich eine Bedeutung
hätten? Vielleicht so was wie ›Ihr stinkt‹!«
    »Wie lustig«, antwortete Karim mürrisch.
    Er schlief ein. Er war einfach zu erschöpft. Der Schlaf war
traumlos und so tief, dass Jon ihn heftig schütteln musste, um
ihn wach zu kriegen.
    »Karim!«
    »Schlaaafen…«
    »Nein! Schau!«
    Gereizt schlug Karim die Augen auf. Die Sonne stand hoch am
Himmel, und Karim fand sich von sechs Cheyenne-Kriegern umringt. Sie
trugen Fell- und Lederkleidung, besetzt mit kleinen funkelnden
Steinchen und zerrupften Federn. Zwei der Krieger hatten schmutziges
blondes Haar, einer hellrotes, und zwei von ihnen sahen zumindest ein
wenig chinesisch aus. Sie waren mit Speeren, Bögen und
gefährlich scharf wirkenden Messern bewaffnet. Ihre linken
Wangen waren mit kleinen Monden und Sternen tätowiert und mit
einem Symbol, das so aussah wie ein Lippenstiftbehälter, aber
vermutlich etwas anderes darstellen sollte. Keiner von ihnen sagte
etwas.
    »Hallo«, grüßte Karim und kam sich vor wie
ein Volltrottel. Er lag auf dem Boden, seine Eingeweide brannten von
den Wildfrüchten, und er blickte zu sechs Gestalten auf, die aus
der seit vierhundert Jahren vergangenen Epoche eines fernen

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