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Crossfire 2: Feuerprobe

Crossfire 2: Feuerprobe

Titel: Crossfire 2: Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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auf
ihrer Heimatwelt auch Raubtiere gegeben haben. Deshalb haben sie
vielleicht neben dem, was wir als Geruchssinn bezeichnen würden,
noch andere Arten der Wahrnehmung entwickelt. Immerhin haben sie und
nicht die Raubtiere sich als dominante Lebensform
durchgesetzt.«
    Die Ranken konnten Karims Zeichnung also vermutlich sehen. Er
hielt sie in die Höhe. Sie zeigte zwei miteinander verbundene
Schiffe, dazu nahebei das Beiboot. Das Beiboot hatte er mit winzigen
Pelzlingen gefüllt. Und dann kam der schwierige Teil: Wie sollte
er vermitteln, dass die Pelzlinge ein Trojanisches Pferd waren und
ihre eigene Art infizieren sollten?
    Karim hatte nicht viel Zeit gehabt, darüber nachzudenken.
Schließlich hatte er eine weitere Zeichnung mit winzigen Ranken
an die Seite des Bildschirms gesetzt, von denen eine Fülle
kleiner Punkte zu den Pelzlingen führte. Neben einen der Punkte
hatte er eine grobe Doppelhelix gezeichnet. Wie die Menschen, aber
anders als die Ranken basierten die Pelzlinge auf DNA und damit auf
den gleichen Grundbausteinen des Lebens, die sich durch Panspermie in
diesem Teil der Milchstraße verbreitet hatten.
    Würden diese fremdartigen Wesen all das herauslesen, aus der
Zeichnung eines Geschöpfes, das sie noch nie zuvor gesehen
hatten? Sie zeigten keine Reaktion. Karim hielt den Bildschirm hoch,
bis ihm die Arme wehtaten, und dann legte er ihn vor den reglosen
Wägelchen mit ihren reglosen Fahrern ab. Unterhielten sie sich
darüber? George hatte vermutet, dass sie durch fremde
Atmosphären kommunizieren konnten, indem sie eigens dafür
erschaffene Teilchen aus toter Materie aufeinander zuschossen. Aber
diese Theorie hatte nie bestätigt werden können, ehe die
Pelzlinge alle Ranken auf Greentrees getötet hatten.
    »Wir müssen weiterreden«, sagte Lucy, »sonst
lernen sie nie Englisch. – Ich bin Lucy. Er ist Karim. Wir sind
Menschen. Wir kommen von einem Planeten namens Greentrees. Mitglieder
eures Volkes waren auf Greentrees. Wir haben die Mitglieder eures
Volkes gesehen. Dieser Helm stammt von eurem Volk. Unser Volk
heißt Menschen. Ich bin Lucy…«
    So ging es stundenlang weiter, bis beide heiser waren. Immer
wieder wies Karim auf die Zeichnung mit den winzigen Pelzlingen in
dem winzigen Beiboot. »Geht nicht dorthin. Euer Feind ist dort.
Eure Leute haben diesen Feind für die anderen Feinde
gefährlich gemacht. Eure Leute wollten, dass dieser Feind zu
euren Feinden geht. Eure Leute…« Immer wieder zeigte er auf
die Zeichnung mit den kleinen Ranken. »Wir haben eure Leute
getroffen.«
    »Anhand der Zeichnung haben sie sicher erkannt, dass wir
früher schon Ranken gesehen haben!«, hoffte Lucy
verzweifelt. Ihre Stimme klang rau.
    »Eure Leute hier. Die Feinde von euren Leuten hier. Wir sind
Menschen. Ich bin Karim. Sie ist Lucy. Hallo, hallo…«
    Er hätte nie geglaubt, dass sich seine Kehle so wund
anfühlen könne.
    Lucy stützte sich müde gegen ihn. »Karim, es
funktioniert nicht. Und wer weiß, wann die Pelzlinge hier
auftauchen!«
    »Eure Leute wollten, dass diese Feinde zu den anderen Feinden
gelangen… Hallo, hallo…«
    »Hallo«, sagte die tonlose, künstliche Stimme des
Pelzlingsübersetzers. »Hallo, Lucy und Karim.«
     
    Die Stunden verzweifelten Monologisierens wichen hektischer
Geschäftigkeit. »Ihr kommt«, befahlen die Ranken und
rollten von der Franz Müller zurück in ihr eigenes
Schiff. Lucy und Karim sahen einander an.
    »Warum lassen sie uns nicht hier? Auf unserem eigenen Schiff,
selbst wenn es nicht mehr funktionstüchtig ist?«, fragte
Lucy mit einem krächzenden Flüstern. Karim schüttelte
den Kopf. Wenn die Ranken das täten, so wäre alles, was er
und Lucy gewagt hatten, vergebens gewesen.
    Er war überrascht, wie viel ihm das bedeutete. Er war bereit
zu sterben, wenn es nötig war, aber nicht für nichts und
wieder nichts.
    Lucy schien die Antwort zu erkennen, kaum dass sie ihre Frage
gestellt hatte. Taumelnd kam sie auf die Füße und folgte
Karim durch die aneinander gekoppelten Luftschleusen auf das Schiff
der Ranken.
    Sie fanden sich in einer kleinen, vollkommen kahlen Kammer wieder.
Das Schott schloss sich hinter ihnen, und ein weiteres öffnete
sich. Alle drei Ranken verschwanden dort hindurch, und Lucy und Karim
blieben allein zurück.
    »Eine Arrestzelle«, vermutete Karim. »Sie dachten,
sie würden an Bord unseres Schiffes auf Pelzlinge
stoßen… Zumindest gibt es ein Fenster. Oder etwas in der
Art. Es könnte auch ein Bildschirm sein.«
    »Zum Teufel,

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