Crossfire 2: Feuerprobe
gehüllt; die Nacht
war unerwartet kühl geworden. »Meine Leute sind
überwältigt von der Gastfreundschaft, mit der Sie uns alle
so rasch untergebracht haben. Das hat uns viele Monate in Zelten
erspart.«
»Ich erinnere mich, wie wir in Zelten gewohnt haben«,
warf Jake ein, und er lächelte nicht, während er dies
sagte. »Sind inzwischen all Ihre Leute auf dem
Planeten?«
»Alle bis auf eine Notbesatzung an Bord der Feuerprobe und Ihre Physiker. Die haben uns um eine Einführung in das
Antriebs- und das Waffensystem gebeten, wie Sie wissen, und wir
kommen Ihnen da natürlich gerne entgegen.«
Siehst du! Alex lächelte Jake hinter Julian Martins
Rücken zu. Jake hatte eine persönliche Liste von
»Forderungen« an die Terraner aufgestellt, und darunter war
auch der uneingeschränkte Zugang zu ihrem Schiff gewesen. Jake
achtete nicht auf sie.
Schon an Bord der Feuerprobe hatte Alex die Erdenmenschen
nach ihrem Schiff befragt. Sie hatte versucht, diesen
einschüchternden Fremden kühl und
geschäftsmäßig gegenüberzutreten. »Wir sind
natürlich sehr an einem wechselseitigen Austausch von Ressourcen
interessiert, Commander Martin. Von uns könnten Sie die
Aufzeichnungen über die genetischen Anpassungen erhalten, die
wir an der Flora und Fauna von Greentrees vorgenommen haben, damit
sie den menschlichen Bedürfnissen entsprechen. Das wird Ihren
Genetikern Jahrzehnte der Forschung ersparen. Und im
Gegenzug…« Sie hatte erwartungsvoll geschwiegen.
»Im Gegenzug werden meine Leute gerne prüfen, was aus
der Feuerprobe den Bedürfnissen von Mira City
entsprechend umgebaut werden kann«, Gatte Julian Martin erwidert
und eine Frau herangewunken. »Das ist Lieutenant Aliya Mwakambe,
meine Chefingenieurin. Sie wird Sie unterstützen.«
»Hallo«, hatte Alex sie gegrüßt. Lieutenant
Mwakambe war fast einen Kopf größer als Alex, hatte einen
tiefbraunen Teint und Augen, die noch schöner waren als die von
Julian Martin: genetisch aufgewertete, glänzend goldene Augen,
silbergesprenkelt. Alex kam sich neben ihr unscheinbar vor, war aber
gleich forsch vorgeprescht: »Lieutenant, wir
brauchen…«
»Ich denke, das hat noch ein wenig Zeit, Alex«, hatte
Ashraf Shanti mit seiner schüchternen, aber
unerschütterlichen Höflichkeit eingeworfen. »Unsere
Gäste sind noch nicht einmal unten auf dem Planeten
gewesen!« Jeder hatte gelacht.
Jetzt, auf der Feier, erspähte Alex Lieutenant Mwakambe auf
der anderen Seite der überfüllten Halle. Doch eine Feier
war gewiss nicht die richtige Gelegenheit, um sie auszuquetschen.
Alex wandte sich wieder Julian Martin zu. »Und ist jeder, der
bereits auf dem Planeten ist, hier auf der Feier anwesend?«
Julian Martin schaute sich um. Grüppchen von Erdenmenschen,
sogleich an ihrer Größe, ihrer Schönheit und den
eleganten Uniformen erkennbar, standen umher und unterhielten sich
mit größeren Gruppen staunender Greenies. Alex hatte die
meisten der Wissenschaftler von der Erde schon kennen gelernt, konnte
sie aber noch nicht auseinander halten.
»Mein Bruder fehlt noch«, stellte Commander Martin
fest.
»Er ist bei Gouverneur Mah untergebracht, den ich ebenfalls
noch nicht erspähen kann.«
Zweihundert Leute drängten sich im Mausoleum. Wie konnte
Julian Martin nur wissen, wer seiner Leute hier war und wer nicht?
Und doch zweifelte Alex nicht an seinen Worten.
»Ich wusste gar nicht, dass Ihr Bruder auch dabei ist!«,
bemerkte sie. »Ist er ein Wissenschaftler?«
Julian Martin lächelte. »Nein. Er ist kein
Wissenschaftler.«
»Diese Feier muss Ihnen recht armselig vorkommen«, warf
Jake plötzlich angriffslustig ein, »verglichen mit den
diplomatischen Empfängen auf der Erde.«
»Ganz im Gegenteil, sie ist von erfrischender
Einfachheit.«
Einfach? Alex blickte wieder auf die farbenfrohen Tische, die
üppigen Speisen. Es gab sogar »Kerzen«, die
kürzlich erst von der Chu Corporation wiedererfunden worden
waren. Diese wohlduftenden Accessoires waren für die Beleuchtung
nicht nötig, aber sie sahen so festlich aus. Was an dieser Feier
war einfach?
»Was haben Sie nun vor, Commander Martin?«, fragte Jake.
»Wollen Sie mit Ihren Forschungsergebnissen über die
Pelzlinge zur Erde zurückkehren, jetzt, da Terra nicht mehr
über QVV verfügt? Oder wollen Sie sich hier
ansiedeln?«
Alex blinzelte. Ansiedeln?
Ruhig entgegnete Julian Martin: »Wir sind uns noch nicht
sicher, was wir tun werden, Sir. Gewiss werden zumindest einige der
Wissenschaftler zurückkehren wollen,
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