Crossfire 2: Feuerprobe
Hause und sich wieder unter Wesen seiner eigenen Art
bewegen, auf einem Planeten, auf dem er ein Zuhause haben konnte.
Das und nur das würde genug sein.
8. KAPITEL
MIRA CITY
Am Tag nach der Begrüßungsfeier für die Erdlinge
stand Alex am Fenster ihrer unordentlichen Wohnung und nippte
missmutig an ihrem Bennilin-Tee. Jake schlief noch. Alex’
Nachthemd lag auf dem ungemachten Feldbett, wo Katous behutsam daran
schnüffelte und sich dann abwandte. Elegant sprang er auf den
Boden und von dort auf den Tisch. Alex streichelte ihn
geistesabwesend und dachte an den Tag, der vor ihr lag.
Er war zu sehr verplant. Zu viel geschah auf einmal. Die Sonne war
noch nicht einmal aufgegangen, und schon wünschte sie sich, der
Tag wäre bereits wieder vorüber.
Hinter dem Fenster schimmerte der östliche Horizont blass,
während der Himmel darüber noch dunkel war. Schwach
zeichneten sich noch die Sternbilder ab, all diese lückenhaften
Umrisse, die sie sich als Kind so gerne eingeprägt hatte: das
Raumschiff und das Rad Allahs und die Doppelhelix mit dem blauen
Polarstern Gemma.
»Weißt du, Katous«, sagte sie zu der Katze,
»dass ich mit zwölf anhand der Doppelhelix auf
fünfzehn Minuten genau die Zeit bestimmen konnte? Ich hatte all
ihre Bewegungen auswendig gelernt:«
Katous beachtete sie nicht und schnüffelte auf dem Tisch nach
Krümeln. Die dunklen Silhouetten hinter dem Park waren
allmählich als Gebäude zu erkennen.
Unmittelbar nach der gestrigen Feier hatte Alex sich noch mit der
Chefingenieurin der Feuerprobe, Lieutenant Aliya Mwakambe,
zusammengesetzt, um mit ihr zu bereden, welche Technologien die
Terraner Mira City anbieten konnten. Als MateR hatte Alex sich von
diesem Treffen viel versprochen. Sie war enttäuscht worden.
Die Computer an Bord des irdischen Schiffes waren siebzig Jahre
weiter entwickelt als die, die Jakes ursprüngliche Siedler mit
nach Greentrees gebracht hatten. Aber eben deshalb war kaum etwas
daran kompatibel zu MiraNet. Das Lebenserhaltungssystem der Feuerprobe war darauf ausgelegt, im Weltraum autark zu
funktionieren und bot nur wenig nutzbare neue Ansätze für
die Erfordernisse auf einem Planeten. Einige der Techniken und ein
paar der Geräte ließen sich anpassen, aber im Großen
und Ganzen gab es für Miras Hauptinteressen -Bergbau,
Produktion, Bauwesen – einfach keine Gegenstücke auf dem
Raumschiff.
Blieben noch die Medizin und die Verteidigung. Die beeindruckende
Bewaffnung der Feuerprobe wargewiss eine nützliche
Erweiterung von Greentrees’ planetarem Verteidigungssystem. Aber
damit man sie wirkungsvoll einsetzen konnte, musste sie in der
Umlaufbahn bleiben. Die medizinischen Fortschritte der Erde waren
sogar noch nützlicher, aber sie fielen nicht in Alex’
Zuständigkeit. Dafür hatte sie Lieutenant Mwakambe an das
genetische Laboratorium verwiesen und versucht, die eigene
Enttäuschung zu verdrängen.
Die Besprechungen des heutigen Tages würden ebenfalls
problematisch werden. Alex hatte drei davon, an drei weit auseinander
liegenden Orten, von denen einer nur mit dem Gleiter erreichbar war.
Und dabei flog sie gar nicht gern. Seltsamerweise machte ihr der Flug
mit dem Shuttle nichts aus, nicht einmal, wenn er kreischend durch
die Atmosphäre schnitt: Der Anblick von Greentrees aus
zehntausend Kilometern Höhe war schön, aus hundert Metern
verursachte er ihr Übelkeit und Sorgen. Aber ihr blieb keine
Wahl. Jon McBain befand sich in den Avery Mountains, Lau-Wah Mah in
Hope of Heaven und Savannah Cutler, Mira Citys leitende
Energieanlageningenieurin mit ihren andauernden aufgeregten
Dringlichkeitsanforderungen, auf der Solarfarm zwanzig Kilometer
südlich der Stadt.
Es wurde Zeit, mit der Arbeit zu beginnen.
Alex kippte den Rest des Tees herunter und öffnete die
Tür. Julian Martin stand davor und betrachtete die
heraufziehende Morgendämmerung.
»Guten Morgen, Alex.«
»Julian! Was machen Sie hier?« Zu spät fiel ihr
ein, dass seine Kultur sehr viel förmlicher war – gewesen war – als die ihre. Vermutlich war es auf der
Erde nicht üblich, Leute mit Vornamen anzureden. Aber er wirkte
nicht beleidigt, und er tat es bei ihr ja auch.
Eilig schloss sie die Tür hinter sich, bevor er ihre
unordentliche Wohnung sehen konnte.
Er zeigte sein leichtes, schmales Lächeln. »Ich habe
gehofft, ich könnte Sie heute Morgen bei den Touren
begleiten.«
»Touren? Woher wissen Sie, dass ich unterwegs sein
werde?«
»Nun, Sie sind die MateR. Ich wusste, dass
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