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Crossfire 2: Feuerprobe

Crossfire 2: Feuerprobe

Titel: Crossfire 2: Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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»Raubtiere?«
    »Ja.«
    »Außerhalb von Mira City sieht Greentrees ganz anders
aus.«
    »Oh ja«, erwiderte Alex. Sie war froh, als die Solarfarm
am Horizont in Sicht kam und sie mit ihren Erläuterungen
fortfahren konnte. »Dies ist ein Energieprojekt der dritten
Generation. Die ursprünglichen Siedler brachten Kernenergie von
der Erde mit. Nein, schauen Sie mich nicht so an. Es war nur für
eine Übergangszeit. Wir stellten so schnell wie möglich auf
Energieformen ohne schädliche Rückstände um: Wind,
Wasser und geothermische Energie. Aber das Problem ist, dass
Greentrees nur sehr wenig vulkanische Aktivitäten hat und keine
großen Temperaturunterschiede aufweist. Wind ist ganz in
Ordnung – es gibt ein großes Windkraftwerk auf der anderen
Seite des Flusses, aber…«
    »Hat der Fluss auch einen Namen?«, fragte er. »Ich
habe nie erlebt, dass jemand ihn anders nennt als ›der
Fluss‹.«
    »Ich auch nicht«, stellte sie überrascht fest.
»Ich habe noch nie darüber nachgedacht.«
    Er lächelte. »Auch das sagt eine Menge über
Greentrees aus.«
    Alex war sich nicht so sicher, was er damit ausdrücken
wollte, und sie wollte das plötzlich auch gar nicht wissen.
Stattdessen fuhr sie mit ihrem Vortrag fort:
    »Solartechnik ist teurer und schwerer herzustellen als die
Technologie für Windkraft. Wir tun es trotzdem, obwohl die
Ergebnisse bisher enttäuschend waren. Wir erreichen eine
Energieausbeute von sechsunddreißig Prozent.«
    »Besser als auf der Erde«, stellte er zu ihrer
Überraschung fest. Sie hatte nicht erwartet, dass er sich mit
ökologischer Energieerzeugung auskannte, nach allem, was er von
der Erde erzählt hatte. »Benutzen Sie photovoltaische
Systeme mit Lichtbündelung?«
    »Ja. Wir bündeln das Sonnenlicht etwa um den Faktor
fünfhundert.«
    Sie erreichten die Solarfarm. Alex stieg aus dem Wagen, streckte
die Beine aus und bemerkte, wie Julian Martin die großen
Hohlspiegel anstarrte, die wie überdimensionale Blumen dem Lauf
der Sonne folgten. »Worum geht es bei diesem Termin?«,
fragte er.
    »Hier kommt das Problem schon«, antwortete Alex
resigniert.
    Savannah Cutler schritt über den violetten Bodenbewuchs vom
Verwaltungsgebäude zu ihnen herüber. Sie war fünfzehn
Jahre älter als Alex, schlank und sportlich und mit kurz
geschnittenem grauen Haar. Savannah hatte die Genialität einer
Erfinderin und die Sozialkompetenz eines Steins. Alex konnte sich
nicht erinnern, Savannah auch nur ein einziges Mal lächeln
gesehen zu haben, aber da konnte sie sich auch irren.
    »Alex. Wir brauchen mehr Silizium, und zwar sowohl von der
Mira Corporation als auch von SecSun – und zwar
sofort!«
    »Hallo, Savannah. Das ist Commander Julian Martin von der
Erde. Commander Martin, meine Cousine Savannah Cutler, die leitende
Energieanlageningenieurin von Mira City.«
    »Hallo«, sagte Savannah und schenkte ihm kaum einen
Blick. Ein wirklicher, lebender Erdenmensch konnte sie nicht aus der
Fassung bringen. Savannah ließ sich von gar nichts aus der
Fassung bringen. »Alex, wir schöpfen diese Technologie
einfach nicht voll aus, weil wir nicht genug Silizium für die
Hochleistungssolarzellen erhalten. Dieser Dummkopf von SecSun kriegt
sein neues Bergbauunternehmen nicht so organisiert, dass er uns genug
liefern kann, und du gibst uns keinen ausreichenden Anteil an dem,
was Mira Bergbau herstellt. Wenn wir auch nur sechzehn Prozent mehr
Silizium bekommen können und die entsprechende Menge Boron
für die Solarzellen…«
    Sie verfiel in einen langen, detaillierten Monolog zu den
prognostizierten Entwicklungen, dem Alex nicht folgen konnte.
Savannah erklärte grundsätzlich nie technische
Einzelheiten. Sie ging davon aus, dass jeder sie verstand oder
zumindest verstehen sollte. Alex wartete einfach, bis sie zum Ende
kam.
    »Savannah, reich doch eine begründete Anforderung in
drei Durchschlägen ein und richte sie direkt an mich.« Sie
hatte im Laufe der Zeit gelernt, dass dies die einzige Antwort war
– abgesehen von Zustimmung –, die Savannah bereit war
hinzunehmen.
    »Du wirst sie in einer Stunde bekommen«, versprach
Savannah, wandte sich ab und zog sich in ihre Formschaumfestung
zurück.
    Julian Martin schenkte Alex sein schwaches, distanziertes
Lächeln. Hilflos sagte sie: »Ich weiß, damit schiebe
ich die Ablehnung nur auf. Ich kann keine weitere Ausrüstung
für die Siliziumgewinnung abstellen. Wir brauchen sie
anderswo.«
    »Ihr seid im Großen und Ganzen eine

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