Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Crossfire 2: Feuerprobe

Crossfire 2: Feuerprobe

Titel: Crossfire 2: Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
Vom Netzwerk:
ihr Mira City nicht weiter flussabwärts
errichtet?«, fragte er. »An der Küste? Für
Hochseefischerei oder künftige Seefahrt?«
    »Dort ist der Boden zu sumpfig. Hope of Heaven liegt so
ziemlich auf dem letzten Streifen festen Bodens, bevor der Fluss voll
Brackwasser ist und sich zu einem Delta weitet. Hier, direkt vor uns
– das ist Hope of Heaven.«
    Julian Martin richtete sich auf.
    »Schön, nicht wahr?«, merkte Alex an. »So wird
Mira City auch eines Tages aussehen.«
    »Wieso?«
    »Das ist die Architektur der dritten Generation. Zuerst haben
wir mit Zelten angefangen – rasch aufzustellen und von der Erde
mitgebracht. Dann kam der Formschaum – haltbar und aus
Rohstoffen von Greentrees hergestellt, aber mit irdischer
Ausrüstung gesprüht. Diese Gebäude hier sind
vollkommen einheimisch und in vollständig ökologischer
Bauweise. Recycelbar, bequem und formschön.«
    Sie hielt den Geländewagen am Rand des Ortes an, der aus
vielleicht fünfzig Häusern, einigen öffentlichen
Gebäuden und den kleinen Fabriken der neuen Firmen wie der Chu
Corporation bestand. Die Gebäude waren asymmetrisch, um die
vorherrschende Windrichtung und das Licht optimal auszunutzen.
Dachgärten mit dickem Deckboden verminderten Sturmschäden
und kühlten das Innere. Die Wohnhäuser, wenn auch noch
nicht die Fabriken, bezogen einen Großteil ihrer Energie von
der Sonne. Alle Kunststoffe, einschließlich derjenigen, aus
denen die zahlreichen Fenster gefertigt waren, wurden aus biologisch
abbaubaren pflanzlichen Rohstoffen hergestellt. Selbst die Toiletten
waren ökologisch. Sie brauchten wenig Wasser und erzeugten einen
Kompost, der – dank genmodifizierter Mikroben –
tatsächlich angenehm roch. Die ganze Stadt war elegant, luftig
und duftig, eine unglaubliche Mischung aus verästelten
Kristallstrukturen und Gärten. Ein blitzendes Windrad und ein
zierlicher Funkturm ragten in den Himmel.
    Ruhig stellte Julian Martin fest: »Und ich dachte schon, Mira
City wäre schön.« Aber zum ersten Mal konnte Alex sich
über sein Kompliment nicht freuen. Sie war viel zu angespannt
wegen dem, was hier geschah. Was auch immer es war.
    »Ich werde mich ein wenig hier umschauen«, sagte er.
Alex nickte.
    Im Gemeindezentrum waren sämtliche anderen Aktivitäten
abgesagt worden. Im Innenhof, der von geflochtenen Wänden aus
lebendem Bittermoos gesäumt war, wartete Lau-Wah Mah mit Ashraf
Shanti, Yat-Shing und drei weiteren jungen Chinesen. Diese trugen
alle die Wangentätowierungen, die man in Hope of Heaven erst
kürzlich von den Cheyenne übernommen hatte: zwei Sterne und
eine Mondsichel. An der Wand standen drei Wachleute aus Mira City,
ernst und aufmerksam. Einer von ihnen, so bemerkte Alex, war Jade
Liu, Guy Davenports Stellvertreterin.
    Alex sprach mit Ashraf und Lau-Wah. »Sind diese drei wegen
des Brandes in der Forschungsstätte verhaftet worden? Oder wegen
etwas anderem?«
    »Nein«, antwortete Lau-Wah Mah. Sein glattes Gesicht
zeigte keine Emotion. »Es gibt nicht genug Beweise, die sie mit
diesem Verbrechen in Verbindung bringen.«
    »Nicht genug Beweise? MiraNet hat berichtet, in den
Überresten wurde ein Metallstab gefunden, der zu dem
chinesischen Schriftzeichen für ›Hoffnung‹ gebogen
war!«
    »Eine solche Stange hätte jeder dort hinterlassen
können«, sagte Lau-Wah Mah.
    »Aber jeder weiß…«
    »Wir urteilen nicht auf Grundlage von Gerüchten«,
unterbrach er sie. Die Schärfe in seiner Stimme, die in so
deutlichem Kontrast zu seinem ausdruckslosen Gesicht stand, brachte
sie zum Schweigen. Er hatte natürlich Recht. Alex kämpfte
darum, ihre Empörung unter Kontrolle zu halten.
    Ashraf Shanti rieb sich das Ohrläppchen und fragte: »Ist
Julian Martin nicht bei dir?«
    »Commander Martin hat hier nichts verloren!«, warf
Lau-Wah Mah ein.
    »Dem stimme ich zu«, sagte Alex. Zum ersten Mal sah sie
dievier jugendlichen Aufrührer an. Anstatt zu grinsen, wie sie
erwartet hatte, erwiderten sie den Blick mit einer ausdruckslosen
Ruhe, die sie noch viel schlimmer fand.
    »Auch wenn es keine Anklage gibt«, erklärte
Lau-Wah, »habe ich Mr Wong aufgefordert, uns alles zu sagen, was
uns vielleicht bei der Lösung dieses Problems helfen
könnte. Er hat sich geweigert.«
    Alex konnte sich nicht zurückhalten. »Keine politischen
Schlagworte, Wong?«
    »Wir reden nicht, wenn keiner zuhört«, antwortete
Wong.
    »Ich höre zu.«
    »Ihr könnt uns nicht wirklich verstehen. Keiner von
euch.«
    Ruhig schlug Ashraf vor: »Ihr könntet

Weitere Kostenlose Bücher