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Crossfire 2: Feuerprobe

Crossfire 2: Feuerprobe

Titel: Crossfire 2: Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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kleinen Wohnung befand
sich kaum etwas von Julian Martin, abgesehen von dem Computer, den er
von Mira City ausgeliehen hatte, und vier Garnituren Kleidung: zwei
terranische Uniformen und zwei Threadmores von Greentrees. Einen
davon trug er jetzt. Der Rest des Schranks, die beiden schmalen
Betten, drei der vier Stühle und ein großer Teil des
Bodens wurden in Anspruch genommen von Duncans Kostümen, von
bedruckten Seiten, Musikboxen, Noten und Requisiten. Eine
fantastische Ansammlung von Jahrhunderten, Kulturen und Figuren. Ein
Dreispitz lag auf einer Toga, rote Strumpfhosen auf
Rüstungsteilen, ein goldbesticktes Gewand auf einem abgetragenen
dunklen Mantel. Duncans neues Theater würde bald gebaut sein,
und dann würde Duncan mit alldem Zeug dorthin umziehen.
    Mit seiner melodischen Stimme sagte er: »Ich frage dich noch
einmal, was du mit diesen Leuten tust? Und erzähl mir nicht
wieder: ›Nur das, was du siehst!‹ Ich bin kein Dummkopf,
und du bist kein Unschuldiger, ›der nichts zu befürchten
hat‹.«
    »Ich helfe diesen Leuten«, gab Julian Martin
zurück, ohne erneut vom Bildschirm aufzublicken.
    »Aber wobei?«
    Julian Martin schaltete den Computer aus, klappte ihn zu und
steckte ihn in die Tasche. »Gute Nacht, Duncan. Ich vertrete mir
noch die Beine.«
    »Bis zum Haus der bedauernswerten, simpel gestrickten und
idealistischen Alex? Nun, da haben wir eine Unschuldige.«
Er schaute seinen Bruder genauer an. »Meine Güte, du magst
sie wirklich!«
    »Ja, das tue ich.«
    »Ich bin erstaunt. Ich bin verblüfft. Und noch manch
anderes. Du magst auch diesen Planeten wirklich, nicht wahr? Diese
einfache, herrenlose Insel…«
    Julian antwortete nicht. Aber für einen Augenblick loderte es
in seinen Augen auf wie der plötzliche Schuss eines Lasers. Er
trat in die duftende Nacht hinaus.

 
11. KAPITEL
EIN RANKENPLANET
     
     
    Bei Einbruch der Dunkelheit kehrten Lucy und Karim nicht zu ihrem
Metallwürfel zurück. Stattdessen blieben sie neben der
Grube, lagen dicht beieinander auf einer kleinen Lichtung und
schauten zum undurchdringlichen bewölkten Himmel empor. Lucy
ließ ihre Lampe brennen, und die Wedel der nahebei aufragenden
Ranken glichen düsteren, körperlich gewordenen
Geistern.
    »Die Geister vernunftbegabten Lebens«, sagte sie und
erschauderte.
    »Wir können uns das zu Nutze machen, Lucy«,
behauptete Karim, zuversichtlicher, als er sich fühlte.
    »Wie?«
    »Diese Biomasse reagiert auf uns, und das ist mehr, als man
von den Ranken sagen kann.«
    »Eine Ranke hat durch den Übersetzer mit uns gesprochen,
als wir hier ankamen«, widersprach Lucy. »Wenn also
tatsächlich alles hier untereinander verbunden ist, dann
weiß die Biomasse bereits von unserer Anwesenheit. Aber das hat
uns bisher nicht geholfen.«
    »Ich weiß. Aber da hatte sie uns noch nicht gesehen. Oder vielleicht… Woher soll ich es wissen? Aber ich glaube,
ich kann jetzt mit ihr verhandeln. Als ich zugeschaut habe, wie sie
dieses Ding entstehen ließ, diese Pflanze, die so aussieht wie
ich, da habe ich mich an etwas erinnert.«
    »An was?«
    Er hatte nicht darüber gesprochen, seit es ihm eingefallen
war, und er empfand beinahe Widerstreben, es laut auszusprechen. Er
hatte den Gedanken hin- und hergedreht wie ein kleiner Junge einen
glatten Stein und war mit den Fingern über die glatte
Oberfläche gefahren, unter der sich wer weiß was verbergen
mochte.
    »Die Biomasse ließ dieses Pflanzenabbild von mir wachsen, genau wie sie vermutlich die Ranken wachsen
lässt. Auf diese Weise lässt sie wohl auch die kleineren,
beweglicheren Varianten der Ranken entstehen, die nach Greentrees
gekommen sind, einschließlich Ranke Beta. Sie kann
Moleküle herstellen, wie unser Essen oder sogar den
Mikroorganismus, mit dem wir die Pelzlinge infiziert haben. Um das zu
tun, muss sie genetische Blaupausen haben oder etwas in der Art,
gespeichert in ihren Zellen.«
    »Jaaa«, sagte Lucy gedehnt. »Und wenn nicht in den
Zellen, dann in den Verbindungen dazwischen, wie bei Gehirnzellen.
Wie auch immer, George meinte, dass Biofilme sogar auf der Erde
erstaunlich differenzierte Unterstrukturen aufweisen und ungeheuer
wandelbar sind.«
    »Das ist wahr. Damals, auf Greentrees, hat Ranke Beta Dr..
Shipley etwas gegeben, und dann…«
    »Die ›Abschiedsknospen‹!«, hauchte Lucy.
»Die wurden von den Pelzlingen vernichtet, doch Jake hat andere
Abschiedsknospen, die ihm die Ranken auf dem Schiff gaben, in der QVV
versteckt, als die Pelzlinge uns gefangen

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