Crossfire 2: Feuerprobe
Bergbaubetriebe,
Wasseraufbereitung, die ganze Infrastruktur einer Zivilisation –
waren mit Blei und Formschaum und Stein und Erde abgeschirmt.
Die Kommandobunker und inzwischen auch die meisten Einwohner Mira
Citys befanden sich außerhalb der Reichweite des EMP. Sofort
kamen Berichte von Ashraf Shanti und den anderen herein. »Ich
glaube, es hat funktioniert!«
»Keine Signale aus Mira.«
»Die Bastarde sind jetzt entwaffnet und angreifbar.«
»Augenblick – hier kommt die Meldung von der
Wasseraufbereitungsanlage. Suval Tremaine ist gerade herausgekommen,
um sich mit uns in Verbindung zu setzen. – Keine Probleme! Die
Abschirmung hat funktioniert, die Ausrüstung ist noch
funktionstüchtig!«
»Meldung vom Mira Corp Bergbauverbund: Alles funktioniert
einwandfrei.«
Alex lauschte aufmerksam den Meldungen aus dem Sprechgerät,
während sie Natalies Anzeigen im Auge behielt. Sie konnte Julian
Martins zurückhaltendes Lächeln förmlich aus seiner
Stimme heraushören. »Sicherheitschef Davenport meldet, dass
die Stadt lahm gelegt ist. Wir werden eine Menge Chips an der
Beleuchtung und den Pumpen ersetzen müssen, fürchte
ich.«
Alex, Natalie und Ben grinsten sich an. Diese Computerchips waren
entfernt worden, bei jedem einzelnen Gebäude, bis gerade genug
übrig waren, um die Reichweite des EMP zu messen. Man hatte auch
einige alte und beinahe schrottreife, aber komplexe Maschinen
geopfert. Dieses Opfer war seinen Preis wert.
Und doch empfand Alex ein Frösteln. Lächeln,
Gratulationen, beinahe Festtagsstimmung – und das, weil sie es
zumindest in der Simulation geschafft hatten, andere Geschöpfe
hilflos zu machen. War es etwa das, was Krieg bewirkte?
Sie wurde sich vage bewusst, dass sie nicht im Geringsten wusste,
was Krieg bedeutete. Nicht wirklich, zumindest hatte sie darüber
kein emotional verwurzeltes Wissen. Nun, wie sollte sie auch? Wie
sollte es irgendjemand von ihnen, abgesehen von Julian und seinen
Terranern?
Inzwischen kehrten Guy Davenports Sicherheitskräfte nach Mira
City zurück. Sie führten Sprechgeräte mit sich und
erstatteten unterwegs Bericht. Einige Wachleute waren in der Stadt
geblieben, um Plünderungen zu verhindern, falls es
überhaupt jemand von Greentrees Bewohnern riskiert hatte,
zurückzubleiben. Die Waffen des Sicherheitsdienstes würden
natürlich nicht mehr funktionieren, aber das galt für die
von möglichen Plünderern ebenso. Niemand rechnete mit
wirklichen Schwierigkeiten.
Natalie schnappte nach Luft. Alex’ Aufmerksamkeit fuhr
zurück zu den Audioübertragungen.
»… und Feuer schießt aus den Mündungen! So
etwas habe ich noch nie…«
»Woher, zur Hölle, haben die Kerle Flammenwerfer?«,
rief Julian Martin.
»Wer?«, rief Alex.
»Das Krankenhaus brennt! Sie haben überall Feuer gelegt
und…«
Das Krankenhaus war eines der Bauwerke der dritten Generation, die
Alex Julian Martin so stolz gezeigt hatte: ein elegant aufragender
Holzbau. Es war im letzten Jahr erbaut worden, um die nüchterne
Klinik aus Formschaum zu ersetzen, sodass die Kranken Trost fanden.
Es stand ganz am Rand von Mira City, ganz am Rand der Reichweite des
EMP.
»Wer?«, fragte Alex erneut.
»Hope of Heaven«, sagte Natalie Bernstein.
Plötzlich flackerte ein Bildschirm auf. Alex sah, wie
maskierte Gestalten vom Krankenhaus fortliefen. Hinter ihnen tanzten
munter rote und gelbe Flammen über das rötliche Holz des
eleganten Gebäudes. Die weitläufigen Räume, dachte Alex, von denen aus die Kranken einen Ausblick auf
Beete voll farbenfroher, genetisch angepasster Blumen genießen
können. Die Meditationskapelle, die Operationssäle, der
Flügel der Kinderklinik …
Ein geschwärzter Balken stürzte zu Boden und riss Teile
der Außenwand mit.
»… ist Jenson Cutler, gerade für MiraNet nach Mira
City zurückgekehrt«, berichtete eine bebende Stimme.
»Ich sende vom Dach eines Gebäudes an… an euch alle.
Maskierte brennen das Hospital nieder… Nein! Jetzt
schießen sie Flammen auf ein weiteres Haus weiter unten an der
Straße. Ich weiß nicht genau, was das für ein
Gebäude ist…«
Die automatische Kamera schwenkte herum. Alex sah, wie weitere
Flammen ein rundes, hoch aufragendes Gebäude trafen – sie
sahen so großartig aus und loderten so fröhlich!
»SecSun-Bergbaugesellschaft«, sagte sie laut, an niemand
Bestimmten gewandt.
Das Gebäude brannte ebenso munter wie das Krankenhaus.
»Ich gehe dorthin!«, ließ sich eine Stimme auf
einem anderen Kanal vernehmen. »Sie
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