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Crossfire 2: Feuerprobe

Crossfire 2: Feuerprobe

Titel: Crossfire 2: Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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rote
Stola fast bis zu den Hüften gerafft. Doch auf einigen
Gesichtern las Alex Verständnis. Und etwas anderes. Das waren
die Gesichter derjenigen, die bereits von Lau-Wahs Tod gehört
hatten. Die jungen Leute, die ihn gefunden hatten, mussten
außer sich gewesen sein und hatten mit ihrer grausigen
Entdeckung nicht hinterm Berg gehalten.
    Dieses andere war Wut.
    Sie rang nach Luft, als sie durch die Tür in ihre Wohnung
stürmte. Ein Nachbar stand, in Tränen aufgelöst, neben
Jakes Rollstuhl. Der alte Mann wusste offenbar bereits Bescheid.
    »Alex…«, stammelte er undeutlich. Sein faltiges
Gesicht wirkte kraftlos vor Kummer. »So fängt es an. Wir
hatten gehofft, Gail und ich und Shipley, dass es auf Greentrees nie
so weit kommen würde.
    War das nicht dumm von uns?«
     
    Diese Versammlung konnte nicht in Ashrafs ruhigem Büro
stattfinden, unter den hellen Kupfertellern und den gewebten
Teppichen. Innerhalb der nächsten halben Stunde trafen
achtundachtzig Personen im Mausoleum ein, eingeladen oder nicht
– zu viele für diesen kleinen Raum!
    Siddalee räumte das Erdgeschoss und sperrte es ab. Sie
ließ von überall her Stühle herbeitragen. Es waren
Personen anwesend, die vermutlich gar nicht berechtigt waren, sich
hier aufzuhalten, aber im Moment dachte niemand an so etwas. Es gab
keine Präzedenzfälle. Seit fünfzig Jahren hatte es
keinen Mord auf Greentrees gegeben. Die wenigen – sehr wenigen
– ernsthaften Gewalttaten hatten allesamt persönliche
Gründe gehabt: Leute, die einen Groll gegeneinander hegten,
wegen der Liebe, der Familie, wegen Eigentum oder etwas anderem, was
für sie bedeutsam war. Alltägliche Streitigkeiten also.
    Dies hier, das wusste jeder von ihnen, war nicht
alltäglich.
    Der gesamte Stadtrat war anwesend, zusammengesetzt aus den
Vorstehern der einzelnen Stadtteile. Da die unterschiedlichen
Volksgruppen in Mira dazu neigten, jeweils untereinander zu leben,
folgten diese Stadtteile den ethnischen Grenzen. Die Angloamerikaner
und die Chinesen wählten ihre Ratsmitglieder, die Araber
ernannten sie. Alex war sich nicht ganz sicher, was die Neuen
Quäker taten.
    Der Stadtrat musste für gewöhnlich nur Entscheidungen
des Triumvirats bestätigen. Die meisten Angelegenheiten der
Bürgerschaft lagen in den Händen der unabhängigen
Führer der Volksgruppen, die den Stadtrat bildeten, oder sie
wurden durch Verhandlungen zwischen der betroffenen Gruppe und den
Gemeindeführern und Firmen von Mira City geklärt.
    Auch diese waren allesamt anwesend: Mira-Bergbau, der
Wissenschaftsrat, Umweltanpassung, Landwirtschaft, SecSun, Chu
Corporation, Maubrey Limited, MiraNet, Cutler Enterprises. Alex, die
mit Ashraf Shanti und Guy Davenport vorne stand, blickte auf eine
Vielfalt von Gewändern, wie man sie seit dem 50. Jahrestag der
Landung nicht mehr gesehen hatte: graue Threadmores der Quäker,
weiße arabische Gewänder, ein Meer von farbenfrohen
Stolen, die über schwarzen Untergewändern oder – bei
den Jüngeren – nackter Haut auf Hunderte von verschiedenen
Arten gebunden waren. Jake saß hinten in seinem Rollstuhl. Auf
seinen Knien lag eine uralte blaue Decke.
    Alex hegte den Verdacht, dass diese sogar noch von der Erde
stammte.
    »Was soll ich sagen?«, fragte Ashraf sie. Schweiß
perlte auf seiner Oberlippe, obwohl der Tag kühl war und im
Mausoleum wegen der dicken Mauern noch kühler.
    »Berichte einfach, was geschehen ist!«, sagte Alex. Es
klang schroffer, als sie es beabsichtigt hatte.
    Nachdem er sich erhoben hatte, wirkte Ashraf entschlossener. Er
fasste rasch und nüchtern die Tatsachen zusammen und
überließ dann Guy Davenport das Wort.
    Der Sicherheitschef sah irgendwie seltsam aus. Alex brauchte eine
Weile, bis sie den Grund erkannte: Er trug eine schwere Pistole an
der rechten Hüfte.
    Die Wachleute in Mira City hatten niemals Pistolen getragen, nicht
solange Alex zurückdenken konnte. Das Arsenal war recht gut
ausgestattet, vor allem seit Julian die Verteidigungsmittel
aufgestockt hatte. Aber wenn die Pelzlinge angriffen, würde es
vorher eine Warnung von den Orbitalsatelliten geben, und der
Sicherheitsdienst konnte sich dann ausrüsten. Bei ihren
üblichen Streifen trugen die Sicherheitsleute Fesselschaum und
leichte Mikrowellen-Stunner. Das reichte, um eine kleine Horde
randalierender Jugendlicher oder auch dreiste Diebe
auszuschalten.
    Guys Waffe war eine Nimrod, die sowohl Laser als auch Projektile
abfeuern konnte.
    »Es ist genau das geschehen, was der

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