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Crossfire 2: Feuerprobe

Crossfire 2: Feuerprobe

Titel: Crossfire 2: Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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immer nur von mir, Julian? Warum
erzählst du mir nicht etwas über deine Kindheit?« Sie
erkannte, wie grob das klang, und legte eine Hand auf seine
bloße Hüfte.
    »Duncan und ich wuchsen in einer Soldatenfamilie auf. Duncan
ist der ältere und… Das überrascht dich?«
    »Ja. Er wirkt jünger als du.«
    »Er ist drei Jahre älter«, sagte Julian belustigt.
»Ich nehme mal an, deine Fehleinschätzung ist auf seinen
kindlichen Charme zurückzuführen und nicht auf mein
verhärmtes Aussehen.«
    »Du bist doch genetisch aufgewertet genug, dass es dich gegen
ein verhärmtes Aussehen bewahrt, oder?«
    »Ja, bin ich. Bei Duncan ist die Stimme genetisch
aufgewertet, obwohl unser Vater dabei eher an militärische
Befehle und die einschüchternde Wirkung auf untergebene Soldaten
gedacht hatte, nicht an Theatertricks. Wir sollten beide Soldaten
werden. Duncan weigerte sich und wurde verstoßen.«
    »Und du wurdest zum Oberbefehlshaber des Bündnisses des
Dritten Lebens. Wie ist es dazu gekommen?«
    »Die Wechselspiele des Krieges, gestützt von viel
Politik. Wie immer im Krieg. Es wäre schwer, es dir genauer zu
erklären, solange du nicht mehr von der Geschichte der Erde
weißt.«
    Und da war sie wieder, ihre Unwissenheit in Bezug auf die Erde.
Alex war es leid, das zu hören. Sie berührte den Ring an
seiner rechten Hand, ein goldener Reif mit einem kleinen grünen
Edelstein. »Woher hast du den Ring?« Das hatte sie ihn
schon immer fragen wollen.
    »Von meiner Mutter. Sie… Was ist das für ein
Lärm?«
    Vor dem Fenster erklang ein stakkatohaftes Knattern. Julian
bewegte sich schneller, als Alex es für möglich gehalten
hätte. Eine Pistole erschien in seiner Hand.
    »Julian, woher hast du… Julian!«
    In einer einzigen fließenden Bewegung zog er sie mit sich
von der Matratze und auf den Boden, schob sie mit dem Bein unter das
Bett und stand gleich darauf seitlich am Fenster, außerhalb des
Sichtbereichs, nackt, und zielte mit der Waffe auf die Tür.
    »E-es… es sind nur Kracher!«, stotterte Alex.
»Für das chinesische Neujahrsfest!«
    »Die Feier war nicht gestattet.« Diesen Tonfall hatte
sie noch nie vorher bei ihm gehört: leise, beherrscht, ohne jede
Gefühlsregung.
    »Ich weiß, aber die Jugend feiert vermutlich trotzdem
und fängt um Mitternacht an. Um Himmels willen, Julian!«
Alex kroch unter dem Bett hervor und rieb sich die Schrammen, die sie
sich zugezogen hatte. »Es ist nur ein harmloses neues Produkt,
das die Chu Corporation für Feiern erfunden hat. Wir haben sie
auch am 50. Jahrestag verwendet.«
    Sie spürte, wie er sie musterte, obwohl sie seine Augen in
der Dunkelheit nicht sehen konnte.
    »Du bist dir sicher, dass es nur Kracher sind?«
    »Ja!«
    »Ich schaue nach.«
    Aber irgendwie schienen ihre Worte ihn doch ein wenig beruhigt zu
haben, denn er nahm sich die Zeit, sich zumindest die Hosen
anzuziehen. Wenige Minuten später war er wieder zurück.
Alex hatte die Zwischenzeit im Bett verbracht, lag auf dem
Rücken und schaute zur Decke.
    »Du hattest Recht. Nur Kinder und Kracher«, stellte er
fest. »Ich habe sie zerstreut.«
    Zerstreut. Was für ein Ausdruck. »Mit den
Krachern könnte man leicht das Krachen von Schusswaffen
tarnen«, fügte er hinzu. »Sie werden es nicht noch
einmal tun.«
    Nein, das würden sie nicht. Alex konnte sich vorstellen, wie
Julian auf diese chinesischen Kinder gewirkt hatte.
    Bevor sie etwas erwidern konnte, murmelte er: »Ich hätte
an diese Kracher denken sollen. Duncan hat ihre Verwendung bei seinem
Theaterstück beantragt.«
    »Möchtest du mit mir zu diesem Stück gehen?«,
fragte Alex. Sie waren bisher noch nicht zusammen öffentlich
aufgetreten. Sie trafen sich nur spätnachts, nach langen
Arbeitstagen, für einige spärliche Stunden. Während
sie auf seine Antwort wartete, hielt Alex den Atem an. Hör
auf damit!, befahl sie sich selbst. Du bist zu alt für
solche albernen Prüfungen! Aber sie atmete nicht aus.
    »Ja«, antwortete Julian. »Weil du nämlich der
einzige Grund bist, warum ich überhaupt dort hingehe. Was wird
denn gespielt?«
    Sie versuchte sich an den merkwürdigen Namen zu erinnern. »Macbeth. Warum willst du nicht hingehen?«
    »Es gibt noch so viel zu tun. Und Theater hat mich nie
interessiert. Es ist so unwirklich.«
    »Nun ja«, sagte Alex, die noch nicht viel in dieser
Richtung gesehen hatte, »aber ich dachte, Theaterstücke und
Geschichten würden die großen Wahrheiten des Lebens
aufzeigen.« Das zumindest hatten ihr die

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