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Crossfire 2: Feuerprobe

Crossfire 2: Feuerprobe

Titel: Crossfire 2: Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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anrufen.«
    »Ja«, stimmte Ashraf zu. Und dann, mit
ungewöhnlicher Heftigkeit: »Über solche Genehmigungen
sollte der Rat entscheiden!«
    »Ich denke, die Genehmigungen sind noch das Wenigste«,
erwiderte Alex.
     
    Sie fand Julian bei den genetischen Laboratorien, wo er
zusätzliche Sicherheitseinrichtungen und Posten aufstellte. Alex
musste ihren Ausweis vorzeigen, um hineinzukommen. Sie wusste nicht,
ob sie das Pflichtbewusstsein der Posten loben oder sich darüber
aufregen sollte.
    »Das chinesische Neujahrsfest«, sagte sie zu Julian. Sie
befanden sich allein im Raum, der eilig von allen Mitarbeitern
geräumt worden war. Nur die Käfige mit Hunderten von
Versuchsfrinchen standen noch hier. Die kleinen Tiere, braun und
violett gesprenkelt, summten leise vor sich hin.
    »Was ist mit dem chinesischen Neujahrsfest?«, fragte
Julian.
    »Du hast Carl Liu eine ›Genehmigung‹ dafür
verweigert.«
    »Ja, das habe ich.«
    »Zunächst mal«, erklärte Alex, »erteilt
Mira keine Genehmigungen für die Festlichkeiten der
Volksgruppen. Sie sind garantiert. Ein verbürgtes Recht.
Und zweitens: Wenn wir Genehmigungen ausgeben würden, dann
müsste der Rat darüber entscheiden. Und drittens: Wenn der
Rat dieses Verfahren billigen würde, dann wäre Ashraf
Shanti dafür zuständig und nicht du.«
    »Das ist alles richtig«, antwortete Julian. »Wenn
wir uns nicht im Krieg befänden.«
    »Wir sind noch nicht im Krieg!«
    »Du betreibst Haarspalterei, Alex. Wir bereiten uns auf einen
Krieg an zwei Fronten vor, und in der Zwischenzeit liegt es in meiner
Verantwortung, den Frieden in Mira zu sichern. Ein chinesisches
Neujahrsfest ist viel zu gefährlich. Kracher, Masken,
Menschenmengen, Rauschmittel und allgemeines Chaos – das alles
könnte leicht für einen Angriff missbraucht werden.
Außerdem habe ich den Rat nicht übergangen. Ich habe zwar
keine Sitzung einberufen, aber ich habe volle drei Viertel des Rates
persönlich angefunkt und sie gefragt, ob sie mir bei der
nächsten Sitzung die Vollmacht erteilen, das zivile Rechtssystem
durch ein Militärrecht zu ersetzen, wenn ich es für die
Sicherheit von Mira City für notwendig erachte.«
    »Und sie haben zugestimmt?«, fragte Alex
ungläubig.
    »Sie haben zugestimmt«, bestätigte Julian. Hinter
ihm raschelten die Frinchen in den Käfigen.
    »Du hast drei Viertel der Ratsmitglieder gefragt?«
    »Eine inoffizielle Anfrage – ja.«
    »Aber Carl Liu und Yi Kung hast du nicht befragt!«
    »Nein«, bestätigte Julian, »das habe ich
nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Ich glaube, du kennst die Antwort.«
    »Carl und Yi sind treue Bürger Miras, Julian. Das waren
sie immer.«
    »Das glaube ich dir. Aber ich wollte sie nicht bei ihren
eigenen Leuten auch nur annähernd in den Verdacht bringen, sie
würden irgendeine Entscheidung gegen Hope of Heaven
billigen.«
    Ein Frinchen schob den Kopf zwischen den Gitterstäben
hindurch. Alex starrte das Tier an, damit sie nicht Julian anschauen
musste. »Läuft es darauf hinaus? Auf Entscheidungen, die
sich gegen Hope of Heaven richten?«
    »Nicht, wenn mir der Rat die nötigen
Vorsorgemaßnahmen gestattet«, stellte er mit einer solchen
Entschlossenheit fest, dass sie ihm nur glauben konnte. Er wollte
Greentrees verteidigen, diese Welt retten. Das erforderte harte
Entscheidungen, und er hatte den Mut, sie zu treffen.
    »Alex«, sagte er sanft, »ich versuche mein Bestes.
Aber das hier ist nicht meine Kolonie. Du kennst die Leute. Wenn du
glaubst, das chinesische Neujahrsfest sollte stattfinden, dann
verlasse ich mich auf dein Urteil.«
    »Nein, du hast Recht«, antwortete Alex. »Ich
erkläre es Ashraf. Nein, ich erkläre es lieber Carl und Yi
persönlich. Ashraf ist… Ich weiß nicht, warum die
Araber ihn als Bürgermeister benannt haben.«
    »Doch, das weißt du«, widersprach Julian.
»Weil sie ihn, wenn es je um Dinge geht, die ihnen wichtig
erscheinen, ebenso leicht beeinflussen können wie du
ihn.«
    Alex riss die Augen auf. War das richtig? Aber Julian widmete sich
schon wieder seiner momentanen Tätigkeit, die Sicherheit der
genetischen Laboratorien zu verbessern.
     
    Nachts, im Bett, redeten sie nie über Mira City oder den
Krieg. Sie sprachen über sich. Julian wollte wissen, wie es war,
auf Greentrees aufzuwachsen, in einer Welt, die er immer noch als
»diesen violetten Garten Eden«, bezeichnete.
    »Als ich geboren wurde«, erzählte Alex, »waren
die Ebenen rund um Mira gefährlich. Der Rote Kriecher
tötete einen Onkel von mir,

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