Crossfire 2: Feuerprobe
bis wir eine
Übereinstimmung finden. Und deshalb haben wir…
wir…«
»Thandie«, sagte ihr Ehemann leise. Sie schwiegen.
Alex versuchte es erneut: »Mira City – ganz Greentrees!
– wird von der Vernichtung bedroht. Gewaltlosigkeit würde
in unserer Lage einfach nicht funktionieren.«
»Wurde es probiert?«
Alex versuchte, ihre Geduld zu wahren. »Ja. Sowohl vor
fünfzig Jahren bei den Pelzlingen als auch vor Monaten bei Hope
of Heaven. Beide reagierten darauf mit weiterer Gewalt. Wir haben nur
die Wahl, entweder jetzt zu handeln, solange wir noch andere Optionen
haben als einen totalen Krieg, oder uns vernichten zu lassen. Und das
ist nicht das Schicksal, das ich für Mira möchte, und Ihr
Sohn ebenso wenig.«
»Er wird an Waffen von der Erde ausgebildet, mörderische
Gerätschaften aus Commander Julian Martins Schiff.«
»Das weiß ich. Und an unseren eigenen Waffen. Eine
Verteidigungstruppe braucht alle Mittel, die sie bekommen
kann.«
»Man macht aus diesen jungen Männern und Frauen eine
Armee!«
»Ja«, erwiderte Alex. »Mira City braucht eine Armee, um sich zu verteidigen.«
Ruhig merkte Garnette an: »Wissen Sie, was William Penn vor
mehreren hundert Jahren schrieb, Freundin Cutler? ›Ein gutes
Ende kann niemals böse Taten rechtfertigen, und so dürfen
wir niemals Böses tun, um Gutes zu erreichen.‹ Manche
Wahrheiten ändern sich nicht, egal, wie sehr sich Mira City
verändert.«
Alex erhob sich. »Es tut mir Leid, aber ich kann Ihnen nicht
helfen.«
Die Quäker verließen das Büro. »Ich
wünsche Ihnen Frieden«, sagte Thandie Garnette über
die Schulter hinweg, und Alex wusste nicht, wie sie es meinte.
Sie fühlte sich merkwürdig erschüttert. Die
Garnettes liebten ihren Sohn und verzweifelten an seinem Verhalten.
Und doch war Alex überzeugt, dass Simon Garnette nicht nur das
Richtige für sich selbst tat, sondern auch etwas absolut
Notwendiges.
Julians sorgfältig zusammengestellte Verteidigungstruppe
übte jeden Tag, in kleinen Einheiten, während andere Trupps
Mira City und die nahe gelegenen wissenschaftlichen und industriellen
Einrichtungen bewachten. Es hatte keine weiteren gewaltsamen
Übergriffe gegeben. Guy Davenports Ermittlungen brachten keine
neuen Hinweise auf die Mörder Lau-Wah Mahs oder auch nur auf die
Motive. Seine Familie hatte die Asche verstreut, in so intimem
Rahmen, dass nicht einmal Alex wusste, an welchem Ort das geschehen
war.
Julians Soldaten patrouillierten Tag und Nacht durch Hope of
Heaven. Die Dissidenten dort waren die Ersten gewesen, die die neuen
Ausweise erhalten hatten. Alex hatte Gerüchte gehört, dass
die Einwohner von Hope of Heaven regelmäßig von Julians
Leuten angehalten und schikaniert wurden und in einem Fall sogar ein
Einwohner verprügelt worden war.
»Das ist nicht wahr«, hatte Julian ihr versichert.
»Sie haben strikte Anweisungen, niemanden zu schikanieren. Diese
Gerüchte sollen nur die öffentliche Meinung beeinflussen
und Stimmung gegen die neuen Sicherheitskräfte machen. Aber
damit werden sie keinen Erfolg haben. Allerdings habe ich ein
Computer-Überwachungssystem eingerichtet, das
Hauptverdächtige wie Wong Yat-Shing ständig im Auge
behält. Wir wissen jederzeit, wo er sich aufhält und mit
wem er sich trifft.«
»Ein Überwachungssystem? Mit welchen
Computerkapazitäten?«
»Meinen. Es läuft auf den Computern der Feuerprobe und nutzt unsere terranischen Verbindungssatelliten.«
Wie funktionierte ein solches Überwachungssystem? Alex hatte
ihn nicht gefragt. Jetzt versuchte sie ein weiteres Mal, sich auf
ihren Bildschirm und die Berichte zur Zuteilung der Ressourcen zu
konzentrieren.
Ashraf erschien in der Tür.
»Alex – Julian hat die Genehmigung für den
chinesischen Neujahrsumzug verweigert!«
Verweigert? Genehmigung? Sie stand erneut von ihrem Schreibtisch
auf. »Du redest Unsinn, Ashraf. Wir brauchen in Mira keine
Genehmigung für die Feste der Volksgruppen.«
»Jetzt schon, behauptet er. Und er könne keine erteilen,
weil eine chinesische Feier zu diesem Zeitpunkt ein perfekter
Deckmantel für Gewalttaten wäre.«
Alex empfand ein flaues Gefühl im Magen. »Wo ist
Julian?«
»Das weiß ich nicht. Er hat mich angefunkt. Carl Liu
und Yi Kung sind in diesem Augenblick in meinem Büro, und sie
sind sehr wütend. Was soll ich ihnen sagen?«
Warum war Ashraf nur so unfähig? Lau-Wah hätte das nicht
an sie weitergeschoben. »Sag ihnen, es hätte einen Fehler
gegeben und du würdest sie heute Abend
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