Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Crossfire 2: Feuerprobe

Crossfire 2: Feuerprobe

Titel: Crossfire 2: Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
Vom Netzwerk:
Rückgrat erbeben ließ,
rezitierte Duncan:
     
»Und oft, um uns zu unserm Verderben zu
verleiten,
Raunen die Werkzeuge der Finsternis uns Wahrheiten zu;
Locken uns mit unschuldigen Kleinigkeiten,
Die Verrat von furchtbarster Folge in sich tragen.«
     
    Alex war verzaubert. Das primitive Theater um sie herum
verschwand, und Schottland erhob sich, dunkel und rätselhaft.
Frauen drängten zu Mord, erfreuten sich daran, dass Männer
mit Waffen töteten, die sie in ihren bloßen Händen
hielten. Treuebrüche und Blutvergießen. Macbeth, von der
eigenen Seele heimgesucht, traute niemandem:
     
»Die, denen ich noch befehle, bewegen sich allein
auf Befehl,
Niemand aus Liebe; und so fühl ich meinen Titel
so flattrig um mich hängen wie den Rock eines Riesen
um die Schultern eines zwergenmäßigen Diebes.«
     
    Macbeth schaute Alex direkt an. Sie wandte ihr Gesicht ab und
wollte nach Julians Arm greifen. Aber er war fort. Sie war so gebannt
gewesen von Duncans Magie, dass sie gar nicht bemerkt hatte, wie er
gegangen war.
    Als das Stück zu Ende war, saßen die Menschen von
Greentrees noch einen Augenblick lang schweigend da. Dann erhob sich
donnernder Applaus.
    Alex schob sich durch die Menge. Der Beifall dauerte an und wollte
kein Ende nehmen. Duncan trat mit seiner gesamten Truppe auf die
Bühne, und die Schauspieler verbeugten sich tief.
    Julian stand draußen und sprach in sein Funkgerät.
»Julian! Was ist los, was ist geschehen?«
    »Yat-Shing Wong ist entkommen. Mit zwei anderen.«
    »Entkommen? Was meinst du damit? Niemand war ein
Gefangener!«
    »Ich will damit sagen, dass er Hope of Heaven verlassen hat.
Zwei meiner jungen Greentrees-Soldaten sind tot, von Speeren
durchbohrt. Pelzlinge.«
    »Aber weshalb sollten wilde Pelzlinge…?«
    »Ich habe keine Ahnung. Ich muss dorthin, und ich glaube, es
wäre besser, wenn du mich begleitest. Und Bürgermeister
Shanti ebenfalls.«
    »Ja, ich muss nur…«
    »Mein Stellvertreter wird eine Erklärung abgeben, sobald
Duncan seinen Ruhm ausgekostet hat. Ich werde Shanti
anfunken.«
    Alex wünschte sich, sie hätte einen Threadmore an.
Benommen nahm sie das Diamanthalsband ab und steckte es in eine Falte
ihrer Stola.
    Zwei Greenies waren tot. Von wilden Pelzlingen ermordet. Wer waren
diese jungen Soldaten? Kannte sie ihre Familien?
    Macbeth war vergessen. Aber nicht von Julian. Als sie in
den Geländewagen stiegen, sagte er plötzlich, als wäre
es von Bedeutung: »Duncan hat viel an dem Stück
umgeschrieben.«
    »Hat er? Die ursprüngliche Geschichte war
anders?«
    »Nein, das nicht«, antwortete Julian. »Aber Duncan
hat die Reden neu verteilt. Er hat sich selbst die besten Zeilen
zugeschrieben.«
    Es erleichterte sie irgendwie, über etwas reden zu
können, über irgendetwas anderes, deshalb sagte sie:
»Am Anfang hatte ich den Eindruck, er spiele nur für uns
beide. Deine Meinung ist ihm sehr wichtig.«
    Julian erwiderte nichts darauf. Ashraf kam herbeigelaufen, und sie
brachen nach Hope of Heaven auf.

 
14. KAPITEL
IM WELTRAUM
     
     
    Das Schiff glich in allen Einzelheiten jenem anderen Rankenschiff,
in dem Karim und Lucy bereits geflogen waren. Damals waren die
anderen noch bei ihnen gewesen, Gail und Dr.. Shipley und George Fox
und Jake als ihr Anführer. Wenn sie Greentrees erreichten,
würde dann überhaupt noch einer ihrer alten Gefährten
am Leben sein?
    Es spielte fast keine Rolle. Immerhin ging es nach Hause. Sie
waren der stummen, unbewegten, grauen Rankenwelt entronnen, die sie
beide beinahe in den Wahnsinn getrieben hatte, wie Karim nun
erkannte. Sie war für Menschen viel zu fremd. Dort fehlte jeder
gemeinsame Anknüpfungspunkt für eine Kommunikation,
außer dem einen, der schließlich entscheidend gewesen
war: ein paar »Abschiedsknospen« der Ranken, genetische
Blaupausen ihrer eigenen Toten, die von Greentrees dorthin geholt
werden mussten.
    »Ich verstehe nicht, warum«, flüsterte Lucy ihm zu.
»Wenn sie so viele Informationen in den Molekülen ihrer
Zellen speichern können, warum haben sie dann nicht
bereits… so etwas wie ein genetisches Profil der Ranken, die
getötet wurden?«
    »Ich glaube, es ist mehr als ein genetisches Profil.
Vermutlich speichern die Abschiedsknospen irgendwie die Erfahrungen
der Ranken, seitdem sie ihren Planeten verlassen haben«,
flüsterte Karim zurück. Sie wussten nicht, ob sie belauscht
wurden, nicht einmal, ob sie belauscht werden konnten. Dieser
Schiffstyp war ihnen noch gut vertraut von der letzten Reise mit

Weitere Kostenlose Bücher