Crossfire 2: Feuerprobe
»Hätte Sergeant Harding etwa keine Hilfe
leisten sollen? Sie haben gesagt…«
»Harding hätte natürlich Verstärkung schicken
sollen. Aber seine erste Pflicht galt der Bewachung der Dissidenten,
und das wusste er auch.« Julian sprach ausdrucksloser als
üblich, das war das einzige Anzeichen seines Ärgers.
»Warum sollten die Pelzlinge zwei Soldaten töten und
Wong entführen?«, fragte sich Alex.
»Er wurde nicht ›entführt‹«, stellte
Julian fest, und sie sah seinem Gesichtsausdruck an, dass sie darauf
eigentlich selbst hätte kommen müssen. »Die Pelzlinge
arbeiten mit den Unruhestiftern zusammen.«
»Aber Pelzlinge haben zwei der Aufrührer getötet, als sie während der Evakuierungsübung
Mira City niederbrennen wollten! Sie standen auf unserer
Seite!«
»Ich weiß auch nicht, wann sie die Seite gewechselt
haben«, erwiderte Julian.
»Wir sollten nach Nan Frayne suchen«, schlug Ashraf
vor.
Etwas veränderte sich in Julians Blick. »Ja«, sagte
er. »Ich kümmere mich darum.«
»Ich verstehe das nicht«, murmelte Alex.
»Keiner von uns tut das«, bemerkte Ashraf traurig.
»Ich kann nur nicht… Commander, was ist los?«
Julian Martin stand wie erstarrt. Zum ersten Mal überhaupt
bemerkte Alex, wie sich seine grünen Augen vor Entsetzen
weiteten. Er hob die Hand an das linke Ohr.
»Ein Schiff! Es wurde ein Schiff an der Grenze zum
Sonnensystem geortet. Ein Schiff der Pelzlinge.«
»Ist es die Franz Müller?«, fragte Alex
aufgeregt. »Karim? Meldet es sich?«
»Das Schiff meldet sich nicht. Die Sonde sagt, es sei nicht
die Franz Müller. Aber es hat einen McAndrew-Antrieb. Und
es treibt einfach nur dahin.«
Mit einem Blick auf Julians Gesicht erkannte Alex: Er hat nicht
geglaubt, dass das jemals wirklich geschehen würde. Trotz all
seiner entschlossenen Vorbereitungen hat er es nicht wirklich
geglaubt!
Und dann blieb keine Zeit mehr für persönliche Gedanken.
»Was machen wir jetzt?«, fragte Ashraf.
Rasch antwortete Alex: »Wir befehlen die Evakuierung von Mira
City. Und diesmal ernsthaft. Die Pelzlinge sind schließlich
doch zurückgekehrt!«
Dem ursprünglichen Plan zufolge sollten Ashraf Shanti, Julian
Martin und Alex unterschiedliche Bunker besetzen, für den Fall,
dass einer zerstört wurde. Aber hier in Hope of Heaven stand nur
ein einziger Geländewagen zur Verfügung. Ein Großteil
des Verkehrs lief über den Fluss. Alex begutachtete die
Einrichtungen des Sicherheitsdienst-Bunkers in Hope of Heaven und
fragte: »Julian, kannst du von hier aus die Verteidigung
leiten?«
»Das tue ich bereits.«
»Ich kann meinen Teil der Evakuierung ebenfalls von hier aus
koordinieren. Ashraf, Sie nehmen den Geländewagen. Ihr
Kommandobunker liegt am nächsten. Julian, gib ihm einen
bewaffneten Posten mit!«
»Gibt es überhaupt einen Evakuierungsplan für Hope
of Heaven?«, fragte Ashraf Shanti. »In unserem sind sie
jedenfalls nicht berücksichtigt.«
»Das weiß ich nicht!«, entgegnete Alex. »Aber
die Menschen hier verfolgen gewiss MiraNet. Sie werden von dem Schiff
erfahren und nach eigenem Gutdünken handeln.«
»Aber…«, setzte Ashraf an. Alex hörte ihm
nicht länger zu. Sie saß bereits am Funkgerät und vor
den Bildschirmen und organisierte die Evakuierung. Sie bemerkte nicht
einmal, dass Ashraf aufbrach.
Die Daten auf einem der Monitore wurden in ihrem Geist zu
Bildern:
Jake, wie er in seinem Rollstuhl zur Bahn geschoben wurde und in
der unzureichend verborgenen Höhle eintraf. Aber dieser Ort war
das Beste, was man denen zur Verfügung stellen konnte, die nur
eingeschränkt reisefähig waren.
Siddalee, eine mürrische und effizient handelnde
Bereichsleiterin, die jedes einzelne Gebäude in ihrem Sektor
persönlich überprüfen würde, ehe sie Mira
verließ.
Guy Davenport, der Wachleute aufstellte, einige von ihnen mit
Waffen ausgerüstet, die nicht mehr funktionieren würden,
sobald Julian den EMP eingesetzt hatte.
Kate Arcola, die Vorsitzende des Wissenschaftsrates, die die
Abschirmung von Miras Infrastruktur überwachte. Sie empfing
für Alex teils unverständliche, teils wirre Berichte,
analysierte sie und leitete aufschlussreiche Fakten und
Schlussfolgerungen an Julian, Ashraf und Alex weiter.
Die arabischen Frauen aus der Medina, deren Schleier in der
Dunkelheit weiß zu leuchten schienen, während sie die
Boote auf dem Fluss bestiegen.
Duncan und seine Schauspieler, womöglich immer noch in
Kostümen und mit Make-up, die vom neuen Theater zu
Weitere Kostenlose Bücher