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Crossfire 2: Feuerprobe

Crossfire 2: Feuerprobe

Titel: Crossfire 2: Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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kostbaren Ressourcen an die
Kranken und die Alten. Sie konnte das verstehen, immerhin fiel die
Zuteilung von Ressourcen auch in ihr Aufgabengebiet. Und doch
schauderte etwas in ihr auf Grund dieser Feststellung.
    Dann bemerkte sie, dass das Mädchen weinte.
    »Was ist los?«, fragte Alex streng. Sie hatte Ashraf und
Julian erst vor fünf Minuten vom Geländewagen aus
kontaktiert: Das feindliche Schiff bewegte sich nicht, und auch am
Boden war alles ruhig.
    »Tut… tut mir Leid«, schluchzte das Mädchen.
»Ich weiß, ich sollte nicht… Was w-w-wollen
Sie?«
    Alex holte ein Taschentuch aus einer Falte ihrer Stola hervor. Das
Mädchen war, wie sie bemerkte, noch sehr jung, selbst nach
Julians Rekrutierungsmaßstäben. Aber – nein, das war
kein Mitglied von Julians Truppe, sondern eine freiwillige
Evakuierungshelferin.
    Das Mädchen putzte sich die Nase und rieb sich die Augen,
während Alex hilflos dabeistand. Mit solchen Situationen kam sie
nicht gut zurecht. Schließlich sagte das Mädchen:
»Greifen die Pelzlinge an?«
    »Nein. Warum weinst du?«
    »Mary Pesci war meine Schwester.«
    Wieder sah Alex vor ihrem inneren Auge die toten Soldaten in Hope
of Heaven vor sich. Sie konnte diesen Ereignissen nicht entkommen.
Keiner auf Greentrees konnte das.
    »Warum haben die wilden Pelzlinge sie umgebracht?«,
fragte das Mädchen unter Tränen. »Das ergibt
überhaupt keinen Sinn!«
    »Miss Cutler«, hörte sie eine Stimme in ihrem Ohr,
»im Freien sind Sie ungeschützt. Bitte begeben Sie sich in
die Höhle.« Ihr neuer Leibwächter.
    Alex führte das schluchzende Mädchen zur Höhle.
»Wie heißt du?«
    »T-T-Tira Pesci.«
    »Tira, wie hast du von Marys Tod erfahren?«
    »Ein Freund hat mich a-a-angerufen. Es… kam über
M-M-MiraNet.«
    Natürlich. Diesmal hatte kein EMP die Verbindung
unterbrochen. Noch nicht.
    »M-Mary war älter als ich. Ich war… war…
war…«
    »Es tut mir Leid«, sagte Alex hilflos.
    »… noch nicht geeignet für Commander Martins
Armee.«
    »Ich werde Jake Holman selbst suchen«, erklärte
Alex.
    »J-Ja. Ich gehe wieder auf meinen Posten.« Tira
ließ Alex am Eingang der Höhle zurück.
    Das arme Kind. Der andere tote Jugendliche, Mesbah Shanab, musste
ebenfalls eine trauernde Familie zurückgelassen haben. Alex
zwängte sich durch das Gestrüpp, das ihr das Gesicht und
die Arme zerkratzte. Sie sehnte sich nach einem Threadmore-Overall
anstelle dieser dämlichen Stola.
    Die Höhle war lang und schmal. Elektrische Lichter
beleuchteten die Betten und die Rollstühle, die an beiden groben
Steinwänden aufgereiht waren. Freiwillige standen über
einige der Betten gebeugt und fütterten und pflegten Patienten.
Ein paar Leute nickten Alex zu, aber niemand stellte ihr Fragen. Die
Wache hatte sie ja immerhin überprüft. Wenn man das so
nennen konnte.
    Ein weiteres Mal erkannte sie, dass ihre Leute nicht für den
Krieg geschaffen waren, weder vom Naturell her noch von der
Ausbildung.
    Sie fand Jake schlafend auf einer Pritsche. Duncan Martin
saß in Jakes Rollstuhl und las.
    »Ah, die liebreizende Alexandra kommt. Heulen die Hunde des
Krieges schon in Ihr Ohr?«
    »Nein. Was machen Sie hier, Duncan? Wie ich höre, gibt
es sehr viel zu tun bei der Evakuierung von Mira City.« Sie
wusste, dass sie unhöflich war; seine Heiterkeit machte sie
wütend.
    »Hier ist die Aufgabe, die mir zugewiesen wurde, meine
bezaubernde Widerspenstige. Ich habe nicht versucht, sie
einzutauschen. Auch wenn, wie uns der Barde lehrt, ›sich mit
faulen Äpfeln nicht viel handeln lässt‹.«
    Alex hatte keine Zeit, über die unbekannten Facetten von
Duncans Charakter nachzugrübeln, die ihn dazu brachten, einer
Pflicht nachzukommen, die ebenso gefährlich wie langweilig war.
»Ich möchte mit Jake sprechen. Allein.«
    »Ihr Wunsch ist mir Befehl.« Er schlenderte davon, den
Leseschirm immer noch in der Hand.
    Alex setzte sich in den leeren Rollstuhl und schüttelte Jake
an der Schulter. »Jake, wach auf. Ich bin’s,
Alex.«
    Der alte Mann schreckte sofort hoch. Einen Augenblick lang starrte
er wild um sich, dann erinnerte er sich offenbar daran, wo er sich
befand. »Fängt es an?« Seine Stimme klang lahm und
verwaschen, aber der wache Verstand in seinen Augen war nicht zu
übersehen. Er war immer noch Jake.
    »Nein. Das Schiff der Pelzlinge kreist einfach nur auf einer
hohen Umlaufbahn. Hör mir zu, ich möchte, dass du über
etwas nachdenkst, Jake. Es ist sehr wichtig. Das Schiff der Pelzlinge
ist zufällig in der Nähe

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