Crossfire. Offenbarung: Band 2 Roman (German Edition)
dir getan hat.«
»Doch, habe ich wohl.«
»Nicht wirklich«, widersprach ich.
»Jetzt bist du erst mal dran. Los, spuck’s aus.«
Ich brauchte ziemlich lange, um die richtigen Worte zu finden. Kein Mann will ein ehemaliges Flittchen als Freundin. Aber Gideon wartete geduldig. Hartnäckig. Ich wusste, er würde mich nur aus der Wanne lassen, wenn ich ihm von Brett erzählte.
»Für Brett war ich nur ein schneller Fick«, stieß ich schließlich hervor, weil ich es rasch hinter mich bringen wollte. »Und ich kam damit klar, ich legte es sogar drauf an, weil ich mich zu der Zeit nur durch Sex geliebt fühlen konnte.«
»Er hat einen Song für dich geschrieben, Eva.«
Ich wandte den Blick ab. »Die Wahrheit eignete sich wohl kaum für ein Liebeslied, oder?«
»Hast du ihn geliebt?«
»Ich … Nein.« Ich blickte zu Gideon, als er seufzend ausatmete, so als hätte er die Luft angehalten. »Ich stand auf ihn und seine Art zu singen, aber das war vollkommen oberflächlich. Ich habe ihn nie richtig gekannt.«
Gideons Körper entspannte sich sichtlich. »Er war Teil … einer Phase? Mehr nicht?«
Ich nickte, versuchte, mich seinem Griff zu entwinden, und wünschte, ich würde mich nicht mehr dafür schämen. Brett oder irgendeinem der Männer, die damals meinen Weg gekreuzt hatten, konnte ich keine Schuld geben. Die Verantwortung lag ganz allein bei mir.
»Komm her.« Gideon packte mich an der Taille, zog mich zu sich und drückte mich wieder an seine Brust. Auf der ganzen Welt gab es nichts, was sich besser anfühlte als seine Umarmung. Er streichelte sanft meinen Rücken. »Ich will nicht lügen: Am liebsten würde ich jeden Typen zu Brei schlagen, der was mit dir hatte – du hältst sie also besser von mir fern –, aber nichts, was du je getan hast, kann meine Gefühle für dich beeinträchtigen. Außerdem bin ich weiß Gott auch kein Heiliger.«
»Ich wünschte, ich könnte es rückgängig machen«, flüsterte ich. »Ich erinnere mich nicht gern an das, was ich damals getan habe.«
Er stützte sein Kinn auf meinen Scheitel. »Das verstehe ich. Ganz gleich, wie lange ich nach einem Date mit Anne geduscht habe, ich fühlte mich niemals rein.«
Ich schlang meine Arme um seinen Bauch, um ihm Trost und Verständnis zu schenken – und nahm beides dankbar von ihm entgegen.
Der seidene weiße Bademantel, den ich im Schrank fand, war einfach hinreißend. Er hatte eine Einfassung aus samtweichem Frottee und silberne Stickereien an den Bündchen. Ich liebte ihn auf Anhieb – was insofern gut war, als dass er offenbar das einzige Kleidungsstück für mich im ganzen Haus war.
Ich sah zu, wie Gideon eine Pyjamahose aus schwarzer Seide anzog und das Zugband zuknotete. »Warum hast du einen Schlafanzug und ich nur einen Bademantel?«
Er warf mir einen Blick durch seine pechschwarzen Haare zu, die ihm ins Gesicht gefallen waren. »Weil ich derjenige war, der hier alles arrangiert hat?«
»Du Schuft.«
»So ist es leichter für mich, deinen unersättlichen Sexhunger zu befriedigen.«
» Meinen Sexhunger?« Ich ging ins Bad, um mir das Handtuch vom Kopf zu nehmen. »Ich habe noch deutlich in Erinnerung, dass ich dich gestern Nacht gebeten habe, mich in Ruhe zu lassen. Oder war es heute Morgen, nach einer langen, langen Nacht?«
Er trat hinter mir in den Türrahmen. »Heute Nacht wirst du wieder darum betteln, aber jetzt mach ich uns erst mal einen Kaffee.«
Im Spiegel sah ich, wie er sich abwandte, und bemerkte an seiner Flanke einen dunklen Bluterguss. Er saß so tief unten, dass ich ihn vorher nicht hatte sehen können. Ich wirbelte herum. »Gideon, du bist verletzt. Lass mich mal sehen!«
»Mir geht’s gut.« Er war schon halb die Treppe hinunter, bevor ich ihn aufhalten konnte. »Lass dir nicht zu viel Zeit.«
Schuldgefühle überkamen mich, und Tränen schossen mir in die Augen. Meine Hände zitterten, als ich mit einem Kamm durch mein Haar fuhr. Das Bad war mit den Toilettenartikeln ausgestattet, die ich auch sonst benutzte. Ein weiteres Zeichen dafür, wie aufmerksam und rücksichtsvoll Gideon stets war – und wie unzulänglich ich selbst! Ich machte ihm das Leben zur Hölle. Nach all dem, was er Schreckliches erlebt hatte, waren meine Probleme das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte.
Ich ging die Treppe hinunter ins Erdgeschoss, konnte mich aber nicht dazu durchringen, mich zu Gideon in die Küche zu gesellen. Ich brauchte erst mal eine Minute für mich allein, um mich zusammenzureißen und eine
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