Crossfire. Versuchung: Band 1 Roman (German Edition)
Pose – er kniete fast vor mir – brachte mich erst recht aus dem Gleichgewicht. Als er aufstand, sah er mich besorgt an. »Geht es Ihnen wirklich gut? Vielleicht sollten Sie sich kurz hinsetzen.«
Ich wurde rot. Na großartig – wie eine verlegene dumme Gans vor dem selbstsichersten, attraktivsten Mann zu stehen, der mir je begegnet war … »Nein, ich habe nur kurz das Gleichgewicht verloren. Ist schon wieder vorbei.«
Hastig schaute ich weg und beobachtete, wie die Brünette sich bei dem Sicherheitsbeamten bedankte, der ihr geholfen hatte, den Inhalt ihrer Handtasche vom Boden aufzusammeln. Dann kam sie auf mich zu und entschuldigte sich überschwänglich. Ich hielt ihr die Handvoll Münzen hin, die ich aufgesammelt hatte, doch sie hatte bereits den Gott im schwarzen Anzug entdeckt und mich vollkommen vergessen. Nach kurzem Zögern warf ich das Geld einfach in ihre Handtasche und riskierte wieder einen Blick auf den Mann. Mich sah er an, während sie sich wortreich bedankte. Bei ihm. Natürlich nicht bei mir, die ihr beigestanden hatte.
»Dürfte ich bitte meine Karte haben?«, fiel ich der Frau ins Wort.
Er hielt sie mir hin. Und obwohl ich mich bemühte, ihn nicht zu berühren, als ich sie entgegennahm, streiften mich seine Finger und sandten neue Hitzewellen durch meine Adern.
»Danke«, murmelte ich, eilte um ihn herum und floh durch die Drehtür hinaus. Auf dem Gehsteig blieb ich stehen und atmete die New Yorker Luft mit ihren unzähligen Verheißungen – guten, wie berauschenden – ganz tief ein.
Vor dem Gebäude parkte ein schnittiger schwarzer Bentley SUV. Aus den blitzblanken getönten Fenstern sah mich mein Spiegelbild an. Gerötete Wangen, unnatürlich glänzende graue Augen. Diesen Blick kannte ich – der schaute mir immer aus meinem Badezimmerspiegel entgegen, kurz bevor ich mit einem Mann ins Bett ging. Mein Ich-will-ficken-Blick. Doch jetzt hatte er definitiv nichts in meinem Gesicht zu suchen.
Himmel, reiß dich zusammen!
Fünf Minuten mit Mr. Dunkel und Gefährlich , und ich war von einer nervösen, rastlosen Energie erfüllt. Noch immer spürte ich seine Anziehungskraft, den Wunsch, in die Eingangshalle zurückzulaufen, zu ihm. Unter dem Vorwand, noch etwas im Gebäude erledigen zu müssen. Aber ich wusste, dafür würde ich mich später in den Arsch beißen. Wie oft sollte ich mich an einem einzigen Tag noch lächerlich machen?
»Genug«, ermahnte ich mich im Flüsterton. »Verschwinde von hier.«
Mehrere Hupen ertönten, als ein Taxi ein anderes überholte und dann quietschend abbremsen musste, weil waghalsige Fußgänger – kurz, bevor die Ampel rot wurde – auf die Straße liefen. Es folgten wildes Geschrei, vulgäre Flüche und Gesten. Aber nichts davon war wirklich ernst gemeint. In wenigen Sekunden würden alle Beteiligten den Zwischenfall schon wieder vergessen haben, der bloß ein Taktschlag im natürlichen Rhythmus der Stadt war.
Als ich mich in den Strom der Passanten einreihte und auf den Weg zum Fitnessstudio machte, umspielte ein Lächeln meine Lippen. Ah, New York, dachte ich, wieder etwas ruhiger, du bist einfach wunderbar .
Eigentlich hatte ich ein Warm-up auf dem Stepper und danach ein paar Geräte geplant, aber da gerade ein Anfängerkurs in Kickboxen losgehen sollte, entschied ich mich spontan um. Danach fühlte ich mich endgültig wieder im Einklang mit mir selbst. Meine Muskeln waren angenehm ermattet, und ich wusste, ich würde sofort einschlafen, wenn ich später ins Bett sank.
»Du warst echt gut.«
Ich wischte mir mit einem Handtuch den Schweiß aus dem Gesicht und wandte mich dem jungen Mann zu, der mich angesprochen hatte. Er war sehr schlank und durchtrainiert, hatte braune Augen, eine Café-au-lait-Haut und beneidenswert lange, dichte Wimpern. Der Kopf war kahl geschoren.
»Danke.« Beschämt verzog ich den Mund. »War wohl offensichtlich, dass ich zum ersten Mal hier war …«
Grinsend streckte er die Hand aus. »Parker Smith.«
»Eva Tramell.«
»Du hast eine natürliche Anmut, Eva. Mit ein bisschen Training wärst du echt umwerfend, auch im wörtlichen Sinne. In einer Stadt wie New York ist Selbstverteidigung lebenswichtig.« Er zeigte auf eine Pinnwand voller Flyer und Visitenkarten, riss dann von einem neonfarbenen Zettel einen der vorgefertigten Schnipsel ab und hielt ihn mir hin. »Schon mal was von Krav Maga gehört?«
»In einem Jennifer-Lopez-Film.«
»Bei mir kannst du’s lernen. Ich würde dich gerne trainieren. Das hier ist
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