Crossfire. Versuchung: Band 1 Roman (German Edition)
fiel mir wieder ein, wie ich am Vortag in meinen Sportklamotten auf dem Boden gelegen hatte, und ich war froh, dass ich diesem tollpatschigen Mädchen nun in nichts mehr ähnlich sah. Auf dem Weg zum Drehkreuz zeigte ich den Security-Männern meine ID-Karte, die sich offenbar nicht mehr an mich erinnern konnten.
Zwanzig Etagen höher stieg ich aus dem Lift und betrat das Vestibül von Waters Field & Leaman. Vor mir umrahmte eine kugelsichere Glaswand die Doppeltür zur Rezeption. Die Empfangsdame hinter der halbmondförmigen Theke sah den Ausweis, den ich ans Glas hielt, drückte auf den Summer, der die Tür öffnete, und ich steckte die Karte wieder ein.
»Hi, Megumi«, begrüßte ich sie, als ich eintrat. Sie trug eine cranberryfarbene Bluse, die gut zu ihrem asiatisch anmutenden Aussehen passte. Sie war sehr hübsch. Ihr dichtes schwarzes Haar trug sie zu einen Bob geschnitten, hinten kürzer, vorn rasiermesserscharf konturiert. Ihre braunen Augen sahen mich freundlich an, die vollen Lippen schimmerten in natürlichem Rosa.
»Eva, hi. Mark ist noch nicht da. Sie kennen den Weg?«
»Klar.« Ich winkte ihr zu und folgte dem Flur zur Linken der Rezeption. An seinem Ende bog ich wieder nach links und erreichte eine ehemalige Freifläche, auf der sich jetzt in Parzellen eingeteilte Arbeitsplätze befanden. Eine davon war meine, und ich ging direkt hinein.
Ich warf meine Handtasche und den Beutel mit den Laufschuhen in die unterste Schublade des funktionellen Metallschreibtischs und schaltete den Computer an. Dann packte ich die Dinge aus, die ich mitgebracht hatte, um meinen Arbeitsplatz etwas persönlicher zu gestalten: Das eine war eine Collage aus drei Fotos – Cary und ich am Coronado Beach, Mom mit Stanton auf seiner Jacht vor der französischen Riviera und Dad in seinem Streifenwagen in Oceanside in Kalifornien. Und schließlich der farbenfrohe Strauß aus Glasblumen, den Cary mir anlässlich meines ersten Arbeitstages geschenkt hatte. Ich steckte sie neben die kleine Fotocollage und lehnte mich zurück, um das Arrangement auf mich wirken zu lassen.
»Guten Morgen, Eva.«
Ich stand von meinem Stuhl auf, um meinen Chef zu begrüßen. »Guten Morgen, Mr. Garrity.«
»Bitte, nennen Sie mich doch Mark. Und kommen Sie mit in mein Büro.«
Während ich ihm durch den Mittelgang folgte, bemerkte ich nicht zum ersten Mal, dass mein neuer Chef mit seiner glänzenden dunklen Haut, dem sorgsam gestutzten Spitzbart und den fröhlichen braunen Augen einen angenehmen Anblick bot. Mark hatte ein kantiges Kinn und ein charmantes schiefes Lächeln. Er war schlank und machte einen fitten Eindruck, und seine selbstbewusste Haltung weckte Respekt und Vertrauen.
Er wies auf einen der beiden Sessel vor seinem Schreibtisch aus Glas und Chrom und wartete, bis ich mich gesetzt hatte. Dann sank er in seinen Aeron-Sessel. Vor dem Hintergrund der Skyline wirkte er kompetent und mächtig. Er war eigentlich nur ein Junior Account Manager, und sein Büro war verglichen mit denen der Abteilungsleiter und Senior Manager nicht größer als ein Schrank, aber trotzdem genoss er eine spektakuläre Aussicht.
Lächelnd lehnte er sich zurück. »Haben Sie sich in Ihrem neuen Apartment schon eingerichtet?«
Erstaunlich, dass er sich daran erinnerte … Auch das wusste ich zu schätzen. Ich hatte ihn bei meinem zweiten Vorstellungsgespräch kennengelernt und sofort gemocht.
»Zum Großteil. Ein paar Umzugskartons stehen immer noch herum.«
»Sie sind aus San Diego hierhergezogen, nicht wahr? Hübsche Stadt, aber doch ganz anders als New York. Vermissen Sie die Palmen?«
»Eher die trockene Luft. An die Feuchtigkeit hier muss ich mich erst noch gewöhnen.«
»Warten Sie, bis der Sommer anfängt«, sagte er lächelnd. »Also, das ist Ihr erster Arbeitstag, und Sie sind meine erste Assistentin. Nun müssen wir uns arrangieren. Ich gebe nicht gerne Anweisungen. Aber ich werde es sicher bald lernen.«
Meine anfängliche leichte Befangenheit verflog. »Ich nehme gerne Anweisungen entgegen.«
»Sie als Assistentin zu haben ist ein großer Schritt für mich, Eva. Und ich möchte, dass Sie gerne hier arbeiten. Trinken Sie Kaffee?«
»Mein Grundnahrungsmittel.«
»Ah, eine Assistentin ganz nach meinem Geschmack.« Sein Lächeln wurde herzlicher. »Natürlich werde ich Sie nicht bitten, mir Kaffee zu holen. Aber vielleicht finden Sie ja heraus, wie man die neuen Kaffeemaschinen bedient, die in den Pausenräumen aufgestellt wurden.«
Ich
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