Cruel World
doch, dass ich bloß schlecht geträumt habe!<< meinte ich ein wenig aufgebracht und merkte, wie sie unauffällig zusammenzuckte. Gleich darauf fiel auch mir auf, wie laut ich geworden bin. Trotzdem dachte ich nicht daran mich zu entschuldigen. Schließlich versuchte ich es ihr schon die ganze Zeit zu erklären. Entweder ihre Sorge war zu groß oder sie wollte mich mit Absicht nerven. Für mich kam eher das Erste in Frage. Teresha war noch nie sauer auf mich gewesen. Sie war immer für mich da und somit die beste Freundin, die man sich wünschen kann.
>> Du kannst es dir ja noch einmal überlegen.<< murmelte sie und rollte die Schlafsäcke zusammen, ehe wir wieder aus dem engen Zelt krabbelten. Es war so klein, dass eine erwachsene Person darin nicht stehen konnte. Zum Schlafen reichte es aber völlig aus - wenn die Nächte nicht durch furchtbare Träume zerstört wurden.
Ich musste zugeben, dass es gut getan hatte, auf etwas sehr Weichem zu schlafen. Alex hatte mir zwar auch oft angeboten eine dicke Matratze zu besorgen, aber mir hat die Decke vollkommen ausgereicht, so lange ich in seiner Nähe sein konnte. Nun jedoch wusste ich nicht einmal, ob er mich tatsächlich beobachtete. Genauso war es mit Aarans angeblichen Spionen. Versteckten diese sich etwa auf den obersten Ästen der hohen Bäume, um auch ja nicht entdeckt zu werden?
Mit zusammengekniffenen Augen schaute ich nach oben, was kaum irgendetwas brachte, weil die Bäume hier so unglaublich dicht und dunkel waren, dass fast kein Tageslicht hier hinunter drang. Ich hoffte bloß, dass es in diesem Clan jemanden gab, der sich in dem Wald auskennt. Alleine würde ich hier bestimmt niemals herausfinden.
>> Hier, nimm.<<
Noch bevor ich es realisiert hatte, hielt ich in meinen Händen einen echten Schokocroissant und eine Plastiktasse mit heißer Milch drin. Verblüfft starrte ich darauf und merkte nur ganz vage, wie Tereshas Hände mich auf eine der langen Bänke drückten. Die anderen Clanmitglieder beachteten mich nicht. Sie aßen und tranken voller Genuss, ohne dass ich eine kleine Spur von Sorge in ihren Mienen erkennen konnte. Es schien, als ob hier alle ziemlich entspannt waren. Keiner von ihnen redete über die schreckliche Welt außerhalb des Waldes. Stattdessen sprachen sie über total gewöhnliche Dinge wie das Essen oder sie lästerten und lachten über die anderen. Es wurden unheimlich viele Witze erzählt, bei denen auch ich mich zwingen musste, ernst zu bleiben.
Warum lebten hier alle völlig entspannt und ohne Angst? Fürchteten sie nicht, dass Ihr Clan womöglich jeden Augenblick angegriffen werden könnte? Hatten sie keine Angst um ihr Leben? Ich verstand das einfach nicht. Besaßen sie solch starke Waffen?
>> Hast du keinen Hunger, Chalina?<< fragte Teresha und riss mich somit aus den Gedanken.
Blinzelnd schaute ich zu ihr. Ihre Mundwinkel hatten sich zu einem Lächeln verzogen, das mich zum Grinsen brachte.
>> Rate mal.<< Mit diesen Worten nahm ich den ersten Bissen. Und seufzte gleich darauf laut auf. >> Mmmh! Meine Güte, ist das köstlich!<<
Die zarte Schokolade glitt langsam über meine Zunge und erfüllt somit meinen gesamten Mundraum mit seinem süßen Geschmack.
>> Ich wusste es!<< rief meine Freundin lachend und begann ebenfalls zu essen.
Mir fiel auf, dass sich in der Milch Honig befand, was es noch leckerer machte. Ich aß und aß und konnte einfach nicht mehr aufhören! Mein Magen verlangte selbst nach dem Croissant, drei Muffins, vier Pfannkuchen und zwei Schalen mit Müsli nach mehr. Trotzdem beschloss ich nach einer Weile, als so langsam einige argwöhnische Blicke zu mir glitten, weil ich wohl ihrer Meinung nach ihnen das Essen wegaß, aufzuhören und zu behaupten ich wäre randvoll.
Teresha schien mir nicht so recht zu glauben, was ich ihr auch nicht über nahm. Niemand kannte mich schließlich besser als sie.
>> Wir sollten zum Clananführer gehen.<< Bevor sie sich umdrehte hob sie ihren Zeigefinger. >> Übrigens, sein Name ist Seung-Hyung. Es wäre besser, wenn du ihn so ansprichst.<<
>> Na schön.<< murmelte ich und folgte ihr widerwillen. Ich wusste einfach nicht, wie ich erklären sollte, dass ich gehen muss. Teresha würde mich niemals einfach so ohne einen vernünftigen Grund zurück in die Stadt schicken. Deswegen musste ich mir zuerst eine Ausrede einfallen lassen. Hoffentlich würde dies nicht zu lange dauern.
Wie schon erwartet gehörte dem Clananführer das größte Zelt, das auch von innen prachtvoll gestaltet worden
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