Crush Gier
genau auf Weenies Brust. Weenie schrie auf und versuchte unwillkürlich, den Drehstuhl auf den Rollen zurückzufahren, doch Lozada stand hinter ihm und klemmte Weenie vor dem Computertisch ein. Er presste eine Hand gegen Weenies Stirn, zog dessen Kopf zurück und hielt ihn so fest, während der Skorpion langsam über Weenies Brust krabbelte.
»Ich hab ihn mir erst neulich gekauft. Und seitdem warte ich auf den perfekten Moment, um ihn vorzuführen. Ist er nicht schön?«
Weenie stieà ein hohes Quieken aus.
»Darf ich dir vorstellen â frisch aus Indien importiert, Mesobuthus tamulus , einer der wenigen Skorpione, deren Gift so tödlich ist, dass es sogar einen Menschen umbringt, obwohl es Tage dauern kann, bis das Opfer qualvoll verendet.«
Weenies Brille saà schief auf seiner Nase. Mit wild herumzuckenden Augen versuchte er das Tier zu fixieren, das langsam auf seiner Brust nach oben kroch. »Lozada, ich flehe dich an«, hauchte er.
Lozada lieà ihn leise lachend los. »Du wirst dich doch nicht wieder bepinkeln, oder?«
Seelenruhig schob er den Skorpion auf ein Blatt Papier und drehte es dann zu einem Trichter, durch den er den Skorpion in die Phiole zurückgleiten lieÃ. »So, genug gespaÃt, Weenie«, erklärte er, während er den Deckel wieder zuschraubte. »Wir haben zu arbeiten.«
25
»Schmeckt es dir nicht?«
Wick sah von seinem Teller auf. »Ãh, doch. Sehr sogar. Aber ⦠aber ich glaube, ich bin noch satt von der Suppe.« Er versuchte zu lächeln und wusste zugleich, dass der Versuch misslang.
Sie hatten ihre zwei Tabletts auf die Terrasse neben dem Haus getragen, wo sie während des Essens schweigend den Sonnenuntergang betrachtet hatten. Tatsächlich hatten sie seit Wicks Telefongespräch mit Oren nur noch einige wenige, belanglose Sätze ausgetauscht.
Sie stand auf und griff nach seinem Tablett. »Du bist also fertig?«
»Ich kann das selbst reintragen.«
»Das solltest du aber nicht. Nicht mit deinem Rücken.«
»Er tut nicht mehr weh.«
»Gibst du mir jetzt das Tablett?«
Er überlieà es ihr, und sie trug es ins Haus. Gleich darauf hörte er Schritte in der Küche, Wasser laufen, die Kühlschranktür auf-und zugehen. Hintergrundmusik zu seinen trübseligen Gedanken.
Als Rennie wieder herauskam, hatte sie eine Flasche WeiÃwein dabei, die sie auf den kleinen Tisch zwischen ihren beiden Holzstühlen stellte. Er sagte: »Der kommt bestimmt gut.«
»Du kriegst nichts davon ab.« Sie schenkte das eine Glas voll, das sie mitgebracht hatte.
»Warum nicht?«
»Wegen deiner Medikamente.«
»Du hast mir schon wieder so einen Hammer ins Hähnchen geschmuggelt? Oder war es diesmal im Reis?«
»Weder noch. Weil ich nicht weiÃ, was du nimmst.«
»Wie meinst du das?«
»Gegen deine Panikattacken.«
Er spielte mit dem Gedanken, sich dumm zu stellen. Er spielte mit dem Gedanken, alles abzustreiten. Aber wozu? Sie wusste sowieso Bescheid. »Ich nehme gar nichts. Nicht mehr.« Er wandte sich ab und schaute ins Weite. »Woher hast du das gewusst?«
»Ich kenne die Symptome.« Er sah sie fragend an, und sie gestand leise: »Eine allgemeine Angststörung mit Neigung zu Zwangshandlungen. Vor vielen Jahren. Ich habe zum Glück nie meine Herzschläge oder Schritte zählen müssen, so weit ging es nicht. Aber es musste immer alles genau nach Plan laufen, und bis zu einem gewissen Grad muss es das immer noch. Ich muss alles unter Kontrolle haben.«
Das Thema war ihm zutiefst unangenehm. »Ich hatte⦠ein paar⦠so was wie Panikattacken wahrscheinlich. Herzklopfen, Atemnot. Mehr nicht. Damals hab ich ziemlich in der ScheiÃe gesteckt. GroÃe Veränderungen.« Er zuckte vielsagend mit den Schultern. »Der Psychiater war wohl der Meinung, es wäre keine groÃe Geschichte.«
»Du brauchst dich deswegen nicht zu schämen, Wick.«
»Ich schäme mich nicht.« Seine barsche Reaktion lieà auf das Gegenteil schlieÃen.
Sie sah ihn lange an und sagte dann: »Also, jedenfalls vertragen sich die Medikamente, die ich dir heute gegeben habe, mit allem, was Panikpatienten gewöhnlich verschrieben bekommen. Nur damit du Bescheid weiÃt.«
»Danke, aber wie gesagt, ich nehme das Zeug nicht mehr.«
»Vielleicht solltest du wieder damit anfangen.«
»Und warum,
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