Crush Gier
dem Verkehr ziehen.
Ich weià noch, dass wir mit unseren Tassen auf seinen Erfolg angestoÃen haben. Den offenbar auch Lozada geahnt hat. Er muss gespürt haben, dass der Ãlprinz ihn verpfeifen würde.
An diesem Abend kam Oren ein paar Minuten nach Joe aus dem Revier. Als er auf den Parkplatz kam, fiel ihm auf, dass Joes Auto noch dastand. Die Fahrertür stand offen. Joe saà auf dem Fahrersitz und starrte durch die Windschutzscheibe. Oren hat mir später erzählt, wie er auf das Auto zugegangen ist und gesagt hat: âºHey, was ist los mit dir? Ich dachte, du wärst längst weg.â¹Â«
Er verstummte kurz, holte tief Luft und atmete langsam wieder aus. Inzwischen war es dunkel geworden. Der Mond schwebte als schmale Sichel über dem Horizont.
»Joe war schon tot, als Oren ihn fand. Ich hatte an diesem
Abend eine kleine Party bei mir zu Hause. Oren und Grace kamen vorbei und überbrachten mir die Nachricht.« Er beugte sich vor, stützte die Ellbogen auf die Knie und klopfte sacht mit den gefalteten Händen gegen seine Lippen.
»WeiÃt du, was mich am meisten irritiert, Rennie?« Er wandte den Kopf, sah sie an und bemerkte erst jetzt, dass sie sich nicht bewegt hatte, seit er zu reden angefangen hatte. »WeiÃt du, was mir einfach nicht in den Kopf will?«
»Was denn?«
»Ich kapier einfach nicht, warum Lozada nicht den Ãlmenschen umgebracht hat. Das hätte den Mann ein für alle Mal zum Schweigen gebracht. Warum hat er nicht ihn, sondern Joe umgebracht?«
»Joe war eine viel gröÃere Bedrohung. Den Ãlmenschen zu töten wäre nur eine kurzfristige Lösung für ein langfristiges Problem gewesen. Lozada wusste genau, dass Joe nicht aufgeben würde, bis er ihn hätte.«
»Eine perverse Form von Wertschätzung, nehme ich an.«
»Warum wurde er nie für den Mord an Joe angeklagt und vor Gericht gestellt?«, fragte sie.
Doch in diesem Augenblick läutete Wicks Handy und ersparte ihm die Antwort.
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Er klappte die Abdeckung auf und hielt es an sein Ohr. »Ja?«
Nachdem er ein paar Sekunden zugehört hatte, sah er Rennie an, stand dann auf und trat an den Rand der Terrasse, den Rücken ihr zugewandt. »Nein, darüber haben wir noch nicht gesprochen«, hörte sie ihn sagen, kurz bevor er die Terrasse verlieà und sich noch weiter von ihr entfernte.
Sie begriff, dass er ungestört sein wollte, ging ins Haus und räumte die Küche fertig auf. Sie fragte sich, was für schlechte Neuigkeiten Detective Wesley wohl diesmal hatte.
Durch das Fenster über der Spüle konnte sie sehen, wie Wick am Zaun auf und ab ging. Sie war genauso rastlos wie er. Sie
hatte das Gefühl, sie müsste die Initiative ergreifen, müsste irgendetwas unternehmen, doch sie wusste beim besten Willen nicht, was.
Im Wohnzimmer schaltete sie eine Stehlampe ein und blätterte in einer Zeitschrift, ohne ein Wort oder ein einziges Bild wirklich wahrzunehmen. Stattdessen war sie mit ihren Gedanken bei Wick.
Er war ständig in Bewegung, ganz wie Grace Wesley gesagt hatte. Gleichzeitig hatte er die Angewohnheit, seinen Argumenten Nachdruck zu verleihen, indem er dem Gegenüber scheinbar ewig in die Augen sah. Sobald seine blauen Augen jemanden fixiert hatten, war es fast unmöglich, ihrem durchdringenden Blick zu entrinnen.
Er war intelligent und schlagfertig und witzig und beinahe zu selbstbewusst. Oberflächlich war er allerdings nicht. Im Gegenteil, er wurde von tiefen Empfindungen gesteuert. Er hatte seinen Bruder geliebt und spürte den Verlust noch heute wie eine offene, schmerzende Wunde. Jede Stunde, die Lozada in Freiheit verbrachte, war neues Salz auf diese Wunde. Er schien Lozada ebenso innig zu hassen, wie er Joe geliebt hatte, und es war gefährlich, so starke Emotionen zu unterdrücken. Lozada hatte allen Grund, sich vor Wick Threadgill zu fürchten.
Sie konnte den Zorn nachfühlen, der seine Rachgelüste befeuerte. Ihre Rache hatte sich damals ganz anders geäuÃert, doch sie verstand, warum Wick so zwanghaft danach suchte. Und er tat ihr Leid, denn Rache ist ein einsames, aufreibendes Geschäft.
Sie hatte sich vorgenommen, Wick Threadgill nicht zu mögen, doch sie tat es. Sie hatte sich vorgenommen, ihm sein falsches Spiel nicht zu verzeihen, aber sie konnte nicht anders. Sie hatte sich vorgenommen, ihn nicht attraktiv zu finden, doch sie fand ihn sehr wohl
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