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Cry Baby - Scharfe Schnitte: Thriller (German Edition)

Cry Baby - Scharfe Schnitte: Thriller (German Edition)

Titel: Cry Baby - Scharfe Schnitte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
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etwas Sinnvolles tun«, schluchzte Tish. Sie spie die Worte aus, als wären sie verseucht.
    »Dein Leben hat doch einen Sinn«, sagte Angie. »Lass dir nicht von anderen erzählen, wie du zu leben hast. Lass dir nicht von irgendwelchen Feministinnen« – dabei schaute sie in meine Richtung – »Schuldgefühle einreden, weil du etwas hast, das sie nicht haben können.«
    »Sie hat recht, Tish, sie hat völlig recht«, fügte Becca hinzu. »Feminismus bedeutet, dass Frauen frei entscheiden können, wie sie leben möchten.«
    Die anderen sahen sie skeptisch an. Plötzlich brach auch Mimi in Schluchzen aus und zog damit die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich. Angie rückte schon mit dem Wein an.
    »Steven will keine Kinder mehr«, weinte sie.
    »Warum nicht?«, fragte Katie mit eindrucksvoll zorniger Stimme.
    »Er sagt, drei sind genug.«
    »Für ihn oder für dich?«, keifte Katie.
    »Das habe ich auch gesagt. Ich möchte ein Mädchen. Ich möchte eine Tochter haben.« Die Frauen streichelten ihr den Kopf, Katie tätschelte ihren Bauch. »Und ich möchte einen Sohn«, wimmerte sie und warf einen demonstrativen Blick auf das Foto von Angies Dreijährigem, das auf dem Kaminsims stand.
    Nun jammerten und klagten Tish und Mimi im Wechsel –
Ich vermisse meine Kleinen … Ich habe immer von einem Haus voller Kinder geträumt, es war alles, was ich mir je gewünscht habe … Was ist falsch daran, wenn ich nur Mutter sein will?
Sie taten mir leid, weil sie wirklich verzweifelt schienen, und ich konnte ihnen nachfühlen, wie es war, wenn das Leben nicht wie geplant verlief. Doch nach langem Nicken und zustimmendem Gemurmel fiel mir nichts Vernünftiges mehr ein, und ich verzog mich in die Küche, um Käse zu schneiden. Ich kannte das Ritual aus Schulzeiten und wusste daher, dass die Stimmung jederzeit ins Unangenehme kippen konnte. Bald gesellte Becca sich zu mir und begann zu spülen.
    »Das kommt fast jede Woche vor«, sagte sie und verdrehte die Augen, als wäre sie eher belustigt als ärgerlich.
    »Hat wohl etwas Reinigendes«, antwortete ich. Ich spürte, sie wollte mehr von mir hören. Dieses Gefühl war mir nicht neu. Manchmal würde ich meinen Interviewpartnern am liebsten in den Mund greifen und ihnen die Worte von der Zunge pflücken.
    »Ich hatte ja keine Ahnung, wie elend mein Leben eigentlich ist, bis ich zu Angies kleinen Treffen eingeladen wurde«, flüsterte Becca und nahm ein frisch gespültes Messer, um den Gruyère zu schneiden. Wir hatten genügend Käse, um ganz Wind Gap zu füttern.
    »Na ja, man kann ein oberflächliches Leben führen, ohne gleich ein oberflächlicher Mensch zu sein.«
    »Klingt plausibel. War es damals auch so, als ihr auf der Highschool wart?«
    »So ungefähr. Wenn wir nicht gerade übereinander gelästert haben.«
    »Mein Glück, dass ich damals so unbeliebt war«, sagte sie und lachte. »Was hätte ich drum gegeben, so cool zu sein wie heute!« Da musste ich auch lachen und goss ihr Wein nach. Mir wurde ein bisschen schwindlig, als ich mich so plötzlich in meine Teenagerzeit zurückversetzt fand.
    Als wir kichernd ins Wohnzimmer zurückkehrten, waren die anderen in Tränen aufgelöst. Sie hoben gleichzeitig die Köpfe und starrten uns an wie ein grauenhaftes Porträt aus viktorianischer Zeit.
    »Schön, dass ihr euch so gut amüsiert«, fauchte Katie.
    »Wenn man bedenkt, was in dieser Stadt passiert«, fügte Angie hinzu. Offenbar hatten sie die Themenpalette erweitert.
    »Die Welt ist einfach nicht mehr in Ordnung. Wer tut kleinen Mädchen so etwas an?«, weinte Mimi. »Die armen Dinger.«
    »Ich komme nicht drüber weg, dass man ihnen die Zähne gezogen hat«, wimmerte Katie.
    »Ich wünschte nur, sie wären netter zu ihnen gewesen, als sie noch lebten«, schluchzte Angie. »Warum müssen Mädchen immer so grausam zueinander sein?«
    »Wurden sie gehänselt?«, fragte Becca.
    »Einmal haben sie Natalie nach der Schule in der Toilette aufgelauert … und ihr die Haare abgeschnitten«, heulte Mimi. Ihr Gesicht war fleckig und geschwollen. Dunkle Rinnsale aus Wimperntusche zogen sich über ihre Bluse.
    »Sie zwangen Ann, den Jungs ihren … Intimbereich zu zeigen«, erklärte Angie.
    »Sie haben immer auf ihnen rumgehackt, nur weil sie ein bisschen anders waren«, sagte Katie und wischte sich die Tränen elegant am Ärmelaufschlag ab.
    »Wer sind ›sie‹?«, erkundigte sich Becca.
    »Frag Camille, sie ist doch die Reporterin, die darüber berichtet«, sagte Katie und hob

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