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Cry Baby - Scharfe Schnitte: Thriller (German Edition)

Cry Baby - Scharfe Schnitte: Thriller (German Edition)

Titel: Cry Baby - Scharfe Schnitte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
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meinen Kopf zu sich und küsste mich, erst langsam, und nahm mich, als ich mich nicht entzog, in die Arme, schob seine Zunge in meinen Mund. Es war das erste Mal seit fast drei Jahren, dass mich jemand küsste. Ich fuhr mit der Hand zwischen seinen Schulterblättern entlang, zerbröselte die Rose an seinem Rücken. Zog seinen Kragen vom Hals weg und leckte über seine Haut.
    »Ich glaube, du bist das schönste Mädchen, das ich je gesehen habe«, sagte er und strich mit dem Finger an meinem Kinn entlang. »Als ich dich das erste Mal sah, war ich den ganzen Tag nicht mehr zu gebrauchen. Vickery hat mich tatsächlich nach Hause geschickt.« Er musste lachen.
    »Ich finde dich auch sehr attraktiv«, sagte ich und hielt seine Hände fest, damit sie nicht über meinen Körper wandern konnten. Mein T-Shirt war dünn, er sollte nicht die Narben fühlen.
    »
Ich finde dich auch sehr attraktiv?
«, wiederholte er lachend. »Mensch, Camille, Romantik ist wirklich nicht dein Ding, was?«
    »Du hast mich überrascht. Und ich finde, das mit uns beiden ist keine gute Idee.«
    »Ganz furchtbar.« Er küsste mich aufs Ohrläppchen.
    »Wolltest du dich nicht hier umsehen?«
    »
Miss
Preaker, ich habe diese Gegend hier bereits in meiner zweiten Woche in Wind Gap abgesucht. Heute wollte ich einfach nur mit dir spazieren gehen.«
    Richard hatte auch die beiden anderen Stellen, die mir vorschwebten, bereits abgehakt. In einer verlassenen Jagdhütte im südlichen Teil des Waldes hatte er ein gelb kariertes Haarband gefunden, das die Eltern der Mädchen nicht identifizieren konnten. An den Klippen östlich der Stadt, von denen aus man tief unter sich den Mississippi sehen konnte, fand sich der Abdruck eines Kinderturnschuhs, der ebenfalls nicht zu den Schuhen von Ann und Natalie passte. Im Gras fand man getrocknete Blutspuren, doch die Blutgruppen stimmten nicht überein. Wieder einmal kam ich mir nutzlos vor. Doch das schien Richard egal zu sein. Wir fuhren trotzdem zu den Klippen und machten es uns mit einem Sixpack Bier gemütlich. Der Mississippi schimmerte wie eine träge graue Schlange in der Sonne.
    Hierher war Marian besonders gern gekommen, wenn sie das Bett verlassen konnte. Einen Moment lang spürte ich ihr Gewicht auf dem Rücken, ihr heißes Kichern an meinem Ohr, ihre mageren Arme, die meine Schultern umschlangen.
    »Wo würdest du ein Mädchen erdrosseln?«, fragte Richard.
    »Im Auto oder zu Hause«, sagte ich widerwillig.
    »Und wie ist es mit den Zähnen?«
    »Ich würde es irgendwo tun, wo ich mich gründlich waschen kann. Im Keller. In einer Badewanne. Die Mädchen waren schon tot, oder?«
    »Ist das eine deiner Fragen?«
    »Ja.«
    »Beide waren schon tot.«
    »Lange genug, um nicht zu bluten, als die Zähne gezogen wurden?«
    Ein Lastkahn legte sich quer in die Strömung; an Deck erschienen Männer mit Staken und drehten ihn wieder in Fahrtrichtung.
    »Bei Natalie fanden wir Blut. Die Zähne wurden unmittelbar nach dem Erdrosseln entfernt.«
    Ich sah Natalie Keene mit starren braunen Augen schlaff in einer Badewanne liegen, während ihr jemand die Zähne aus dem Kiefer hebelte. Blut am Kinn. Eine Hand mit einem Schraubenschlüssel. Eine Frauenhand.
    »Glaubst du James Capisi?«
    »Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht, Camille. Der Junge ist vor Angst wie von Sinnen. Seine Mom ruft uns ständig an, wir sollen ihn bewachen lassen. Er ist davon überzeugt, dass die Frau auch ihn holen wird. Ich hab ihn ein bisschen in die Zange genommen und der Lüge bezichtigt, weil ich sehen wollte, ob er bei seiner Geschichte bleibt. Und das hat er getan.« Er sah mich an. »Ich sag dir was: James Capisi glaubt seine Geschichte. Aber sie kann unmöglich stimmen. Sie passt zu keinem Täterprofil, von dem ich je gehört habe. Sie kommt mir einfach unlogisch vor. Nenn es Intuition, Gespür eines Bullen, wie du willst. Du hast doch mit ihm geredet. Was hältst du denn von ihm?«
    »Ich bin deiner Meinung. Ich frage mich, ob er nicht einfach wegen seiner Mutter verstört ist und seine Ängste nach außen projiziert. Was ist mit John Keene?«
    »Wenn man es vom Profil her betrachtet: passendes Alter, Angehöriger eines Opfers, vielleicht ein wenig zu verzweifelt.«
    »Immerhin wurde seine Schwester ermordet.«
    »Sicher. Aber … na ja, ich bin ein Mann, und du kannst mir glauben, ein halbwüchsiger Junge würde sich eher erschießen, als in der Öffentlichkeit zu heulen. Und er heult ständig.« Richard blies über den Rand seiner

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