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Cry Baby - Scharfe Schnitte: Thriller (German Edition)

Cry Baby - Scharfe Schnitte: Thriller (German Edition)

Titel: Cry Baby - Scharfe Schnitte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
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werden es lesen, glaub mir. Du machst das nicht umsonst, Kleines. Dein Zeug liest sich richtig gut. Mach Dampf. Rede mit deinen alten Freunden. Vielleicht sind die offener. Und es dient dem Artikel – in der Serie über das Hochwasser in Texas, die den Pulitzer-Preis gewonnen hat, gab es eine ganze Story aus der Sicht des Journalisten, der während der Tragödie in seine Heimat zurückkehrt. Wahnsinnsartikel. Außerdem würden dir ein nettes Gesicht und ein paar Bier mit Freunden guttun. Du hörst dich an, als hättest du heute schon ein paar intus, was?«
    »Ein paar.«
    »Fühlst du dich … ist es schlimm? Nach der Krankheit und so?« Ich hörte sein Feuerzeug, ein Küchenstuhl kratzte über das Linoleum, er setzte sich grunzend hin.
    »Keine Sorge.«
    »Und ob. Spiel nicht die Märtyrerin, Kleines. Ich werde dich nicht bestrafen, wenn du da wegmusst. Pass auf dich auf. Ich dachte, mal wieder zu Hause zu sein würde dir guttun, aber … manchmal vergesse ich, dass Eltern nicht immer … gut für ihre Kinder sind.«
    »Wenn ich hier bin …« ich brach ab und versuchte, mich zusammenzureißen. »Ich komme mir nur immer wie ein schlechter Mensch vor, wenn ich hier bin.« Ich begann zu weinen, schluchzte lautlos, während Curry am anderen Ende herumstammelte. Ich malte mir seine Panik aus, wie er Eileen herbeiwinkte, damit sie sich um das weinende
Mädchen
kümmerte. Aber nein.
    »Ooooh, Camille«, flüsterte er, »du bist einer der anständigsten Menschen, die ich kenne. Und von denen gibt es nicht viele. Eigentlich nur dich und Eileen.«
    »Ich bin nicht anständig.« Die Spitze meines Stiftes ritzte krakelige Wörter tief in meinen Oberschenkel.
Falsch, Frau, Zähne.
    »Oh doch, Camille. Ich sehe schließlich, wie du mit Menschen umgehst, selbst mit den größten Arschlöchern. Du verleihst ihnen … Würde. Hast Verständnis. Warum sonst habe ich dich behalten? Wohl kaum, weil du eine so tolle Reporterin bist.« Schweigen und dicke Tränen.
Falsch, Frau, Zähne.
    »War das nicht witzig? Sollte es aber sein.«
    »Nein.«
    »Mein Großvater war beim Varieté. Das Gen hat er mir wohl nicht vererbt.«
    »Ehrlich, beim Varieté?«
    »Klar, kam mit dem Schiff direkt von Irland nach New York. Ein wahnsinnig komischer Typ, spielte vier Instrumente …« Noch mal das Klicken eines Feuerzeugs. Ich zog die dünne Decke über mich, schloss die Augen und lauschte Currys Geschichte.

12 . Kapitel
    R ichard wohnte im einzigen Mietshaus von Wind Gap, einem Fertigbau mit vier Wohnungen, von denen nur zwei bewohnt waren. Die vier Pfosten, die das Dach des Carports trugen, waren mit roter Farbe besprüht: »Stoppt die Demokraten, Stoppt die Demokraten, Stoppt die Demokraten« und ein willkürliches »Ich liebe Louie«.
    Mittwochmorgen. Der Sturm hing noch als Wolke über der Stadt. Heiß und windig, pissgelbes Licht. Ich hämmerte mit einer Bourbonflasche an seine Tür. Bring Geschenke mit, wenn du sonst nichts zu verschenken hast. Ich trug keinen Rock. Meine Beine wären zu verlockend für jemanden, der mich berühren wollte. Falls er das noch wollte.
    Er öffnete die Tür, roch verschlafen. Zerzaustes Haar, Boxershorts, T-Shirt über der Hose. Kein Lächeln. Drinnen war es eiskalt. Das spürte ich von der Tür aus.
    »Kommst du rein, oder soll ich rauskommen?«, fragte er und kratzte sich am Kinn. Sein Blick fiel auf die Flasche. »Gut, komm rein. Wir betrinken uns also?«
    Zu meiner Überraschung sah die Wohnung chaotisch aus. Hosen hingen über Stühlen, der Mülleimer quoll über, Kisten mit Zeitungen stapelten sich im Flur und versperrten den Weg. Er deutete auf ein rissiges Ledersofa und kam mit einem Tablett zurück, auf dem eine Eisschale und zwei Gläser standen. Er schenkte tüchtig ein.
    »Ich war ziemlich grob gestern Abend«, sagte er.
    »Stimmt. Ich meine, ich liefere dir eine Menge Informationen und bekomme überhaupt nichts zurück.«
    »Ich versuche, zwei Morde aufzuklären. Du versuchst, darüber zu berichten. Ich glaube, mein Anliegen geht vor, Camille. Es gibt Dinge, die ich dir einfach nicht erzählen kann.«
    »Umgekehrt aber auch – ich habe das Recht, meine Informanten zu schützen.«
    »Sicher, aber ich könnte dich von Gesetzes wegen dazu zwingen, weil du womöglich die Person schützt, die diese Morde begangen hat.«
    »Richard, du kannst doch zwei und zwei zusammenzählen. Ich habe dir fast alles gesagt. Ein bisschen anstrengen musst du dich schon.« Er schenkte nach. Wir sahen uns an.
    »Ich

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