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Cryer's Cross

Cryer's Cross

Titel: Cryer's Cross Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baumhaus
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eine heiße Nummer bist, oder?«
    Irgendwie ist es angenehmer, wenn sie sich streiten können.
    »Das hast du gesagt.«
    »Und ich bin mir sicher, dass ich es bereuen werde. Läufst du immer so rum?«
    »Ja, immer. Ist es etwa das erste Mal, dass es dir auffällt?« Er zieht ein Stück Apfel durch die Erdnussbutter und beißt ab. »Nein, nur am Wäschetag. Ich habe keine T-Shirts mehr.«
    »Oh, Mist. Wäsche. Ich brauche eine Plastiktüte.« Kendall springt vom Barhocker. »Ich habe meine nassen Sachen in der Dusche hängen lassen.«
    Jacián greift in eine Schublade und holt eine Mülltüte heraus.
    »Hier.«
    »Bin gleich zurück.«
    Als sie kurze Zeit später wiederkommt, ist das Essen verschwunden.
    »Wow.«
    »Ich hatte wirklich Hunger.«
    »Offensichtlich.«
    Er grinst. »Was willst du? Ich bin im Wachstum.«
    »Was ich will? Ich weiß nicht recht. Vielleicht den Rest des Essens, das auf meinem Teller lag?«
    »He, du bist gegangen.«
    »Das nächste Mal nehme ich meinen Teller mit.«
    »Das nächste Mal.« Er hebt eine Augenbraue. »Morgen?«
    Sie sieht ihn an. Hin- und hergerissen. Sie weiß, dass ihre Eltern ihre Hilfe brauchen, aber die Erntezeit ist fast vorbei. Und wenn sie ihre Mutter fragen würde, würde sie sofort Ja sagen. Nach der Erleichterung, die sie noch immer in ihrem Kopf spürt, würde sie am liebsten gleich wieder hinausgehen und spielen bis zum Umfallen.
    Doch noch ein anderes Gefühl nagt an ihr. Eines, das sie jedes Mal beiseiteschiebt, wenn sie ein nettes Gespräch mit Jacián führt. Sie weiß, dass es lächerlich ist. Aber wenn sie daran denkt, was Nico möglicherweise durchgemacht hat, oder vielleicht immer noch durchmacht … Wie kann sie etwas tun, was Spaß macht, dazu noch mit einem anderen Jungen, und ein gutes Gefühl dabei haben?
    Es scheint einfach falsch.
    »Ich wusste nicht, dass das eine so gefährliche Frage ist.« Jacián neigt sich über den Küchentresen und sieht Kendall aufmerksam in die Augen, während sie schweigt.
    Sie schluckt schwer. »Ist es nicht. Es ist … ich weiß nicht. Wir werden sehen.«
    Jacián nickt.
    »Okay.«
    Er verschwindet im Haushaltsraum nebenan und kommt einen Augenblick später in einem Phoenix-Suns-Sweatshirt wieder heraus.
    »Mein Dad ist ein großer Fan davon«, erklärt er augenrollend. »Fertig?« Er nimmt die Autoschlüssel aus der Tasche.
    Kendall nickt.
    Schweigend fahren sie zu ihr. Als sie die Auffahrt erreichen, beendet er die Stille: »Also, wenn du darüber reden möchtest … ich … ich kann zuhören. Oder … was auch immer.«
    »Danke. Ich weiß nicht, ob …« Sie nimmt ihren Rucksack, der mit den nassen Sachen eine Tonne zu wiegen scheint. »Danke«, wiederholt sie. Und weil er so ernst ist, nimmt sie seine Hand und drückt sie. Dann schlüpft sie aus dem Pick-up ohne zurückzusehen.
    In dieser Nacht schläft Kendall zum ersten Mal seit Nicos Verschwinden wieder tief und fest.

Wir
    Wut. Wieder werden Wir aufgehalten und Unser Plan vereitelt. Unsere Seelen hämmern und schlagen das Metall, das Holz, den Raum und das Gebäude. Die Rache ist nah! Fünfunddreißig. Einhundert. Fünfunddreißig. Einhundert! Voller Verzweiflung kratzen wir eine neue Botschaft.
    Berühr mich.
Sag es niemandem.
Ich bin es.

20
    Die Sonne scheint wieder. Es ist Freitag, und Nicos Pult steht noch an seinem Platz.
    Fast hätte sie sie nicht bemerkt – die Worte.
    Aber sie tut es. Wie hätte sie sie auch übersehen können?
    Sie kann ja sonst nichts tun. Sie streicht mit den Fingerspitzen darüber, wenn sie am Tisch vorbeigeht, um ihren Bleistift anzuspitzen. Und wieder, wenn sie etwas in den Mülleimer wirft. Dann hört sie es, ganz leise. Das Flüstern. Nicos Stimme. Berühr mich. Sag es niemandem. Ich bin es.
    Mittags wartet sie, bis alle draußen sind, dann wagt sie es. Vorsichtig lässt sie die Finger über die neue Kritzelei gleiten, hin und zurück, während ihr Nicos Stimme in den Ohren klingt.
    Ihr Herz schlägt schnell. Wie ist es möglich, dass all das passiert?
    Sie legt die Wange auf das Pult, schließt die Augen und nimmt seine Worte auf. Diesmal ist es nicht so stark, nicht so überwältigend. Es beginnt sanft und wächst dann, eine Euphorie, die sie überkommt.
    Als die Mittagszeit vorbei ist, will sich Kendall nicht von dem Tisch trennen. Sie bleibt, wo sie ist, rührt sich nicht, hört Ms Hinkler nicht zu und kümmert sich nicht darum, was die anderen von ihrem unerlaubten Platzwechsel halten mögen. Sie bemerkt die verwunderten

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