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Cryer's Cross

Cryer's Cross

Titel: Cryer's Cross Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baumhaus
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nervös.
    »Mum, darf ich dich daran erinnern, dass die beiden, die verschwunden sind, in der Stadt waren? Wahrscheinlich sind wir umso sicherer, je weiter wir wegreiten.«
    »Ich weiß. Ich mache mir nur Sorgen.«
    »Schon gut. Wir sind vor Einbruch der Dunkelheit zurück.«
    »Gut. Ruf mich an, wenn ich dich abholen soll, aber wahrscheinlich bin ich bis Sonnenuntergang bei der Arbeit.«
    Mr Fletcher trinkt seinen Kaffee aus und schiebt müde den Stuhl zurück, bereit für einen weiteren arbeitsreichen Tag.
    »Ende der nächsten Woche müssten wir fertig sein«, stellt er auf dem Weg nach draußen fest.
    Mrs Fletcher folgt ihm und küsst Kendall im Vorbeigehen auf die Wange.
    »Viel Spaß. Den kannst du zur Abwechslung vertragen.«
    »Werde ich haben. Bis heute Abend. Ich rufe dich an, wenn wir wieder auf der Ranch sind. Du und Dad, ihr kommt doch morgen zum Essen zu Hector, oder? Hat er angerufen?«
    »Ja, er hat angerufen. Wir werden es versuchen. Diese Woche haben wir fast zwei Tage wegen des Regens verloren … aber auch dein Vater und ich könnten eine Pause vertragen.«
    »Cool.« Kendall umarmt ihre Mutter. »Vielen Dank, dass ich nicht arbeiten muss.«
***
    Als Jacián sie abholt, hat Kendall einen Rucksack mit Wasser und Essen, einem Erste-Hilfe-Set und einer Decke fürs Picknick gepackt. Sie trägt Jeans und Stiefel und nimmt auf dem Weg nach draußen ihre Jacke und den Cowboyhut mit.
    »Bist du schon mit den Lieferungen fertig?«, fragt sie, als sie zur Ranch zurückfahren.
    »Die habe ich gestern Abend erledigt und die letzten beiden heute Morgen.«
    »Super.«
    Auf der Ranch holen sie die Pferde aus dem Stall. Marlena winkt ihnen traurig vom Fenster aus zu.
    »Sie jammert den ganzen Tag«, behauptet Jacián.
    »Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil sie nichts machen kann.«
    »Nachher bekommt sie Besuch von Freunden. Sie wird sich schon nicht langweilen. Und außerdem schmeißen wir morgen eine Riesenparty für sie.«
    »Das stimmt.«
    Im Stall ist es gespenstisch still. Sie satteln zwei Reitpferde und führen sie hinaus. Kendall packt den Rucksack aus und belädt die Satteltaschen mit ihren Sachen, bevor sie aufsteigt. Dann reiten sie schweigend und in flottem Tempo Richtung Wald. Die frische Luft duftet nach Harz.
    Nach einer Weile beginnen Kendalls Gedanken wieder um das Pult und um Nico zu kreisen. Sie will das alles vergessen und versucht sich abzulenken. »Weißt du noch, als du in unserer Einfahrt warst?«
    »Klar.«
    »Am nächsten Tag hast du gesagt, dass du dich wegen irgendetwas schlecht gefühlt hast und deshalb spazieren gegangen bist. Was war denn los?«
    »Oh.« Die Frage überrascht Jacián. »Hm … ja. Keine große Sache.«
    »Ach, komm schon. Was war es?«
    »Na ja, der Umzug hierher war ziemlich heftig. Ich glaube, der Vollmond hat mich melancholisch gemacht oder so … ist schon gut.«
    »Du bist ja echt hart im Nehmen.« Sie verdreht die Augen.
    »Ja, schon möglich.«
    Kendall zuckt die Achseln.
    »Lass mich mal raten. Du musstest deine Freundin in Arizona zurücklassen, du hasst das Landleben, du vermisst die Stadt, musst dein letztes Highschooljahr mit einem Haufen Fremder verbringen und einen blöden Job machen, zu dem eine Menge tierischer Mist gehört, und das alles für einen Großvater, den du kaum kennst. Du musstest das Großstadt-Fußballteam der Schule gegen ein mickriges halbes Cowboy-Team aus Hinterwäldlern eintauschen, und dann wird die Saison gecancelt, weil zu viele Spieler spurlos verschwinden. Wie mache ich mich?«
    Jacián muss unwillkürlich lächeln. »Du kommst den tausend Punkten ziemlich nahe.«
    »Und du hast keine Chance auf ein Stipendium, weil du keinem Scout deine erstaunlichen Fähigkeiten zeigen kannst.«
    »Stimmt …«
    »Das hört sich an, als sei da noch mehr.«
    »Na ja, dazu kommt noch, dass ich direkt nach dem Umzug in eine Stadt von ausschließlich Weißen als Kidnapper verdächtigt wurde.«
    »Nicht ausschließlich weiß. Der alte Mr Greenwood ist Schwarzfuß-Indianer, sagt Eli. Und es gibt auch noch andere. Travis’ Mum ist aus Kambodscha.«
    »Na, von mir aus. Das ist jedenfalls vorbei.«
    »Außerdem glaubt das niemand mehr. Die waren alle heilfroh, dass sie Nico beschuldigen konnten, als er sich nicht mehr verteidigen konnte.«
    Jacián schweigt einen Moment. Die Pferde arbeiten sich einen kleinen Hügel hinauf.
    »Ich glaube nicht, dass er irgendetwas getan hat.«
    »Aber es ist doch komisch, oder?«
    »Ja, schon. Was glaubst du

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