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Cryer's Cross

Cryer's Cross

Titel: Cryer's Cross Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baumhaus
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Tür.
    »Wohin?«, fragt er.
    Sie sieht ihn an. »Zu feige, um bei dem Wetter zu spielen?«
    »Nein.«
    »Na gut. Dann lass uns spielen.«
    Der Wagen bewegt sich nicht. Sein Mundwinkel zuckt. »Ich habe das nicht so gemeint, weißt du? Dass ich nur nett bin, damit du mit mir spielst. Es war nur ein Scherz.«
    Kendall beißt sich auf die Lippe. Sie spürt seinen Blick und ist sich nicht sicher, was das brennende Gefühl in ihren Eingeweiden soll. Vielleicht liegt es nur daran, dass das taube Gefühl in ihr endlich ein wenig nachlässt.
    Als klar ist, dass Kendall nicht antworten wird, fährt Jacián rückwärts vom Parkplatz und langsam über die schlammige Straße zu Hectors Ranch, wobei er versucht, neuen Schlaglöchern auszuweichen.
    Im leeren Haus ziehen sie sich um und treffen sich auf dem weichen, feuchten Gras. Kendall ist froh, dass sie ein dickes Sweatshirt mitgebracht hat, auch wenn das nach dem ersten Sturz bereits durchnässt ist. Der Gedanke an die frische Luft und die Anstrengung lässt sie freudig erschauern. Es macht immer Spaß, im Regen zu spielen, egal, was der Trainer sagt.
    Es ist schon zu lange her, seit sie gespielt hat, das weiß sie. Sie beginnt mit den Dehnungen.
    Sie wärmen sich auf, indem sie auf der Stelle joggen. Kendalls Haare fliegen herum, und sie ärgert sich, dass sie ein Haargummi vergessen hat. Sie machen ein paar Übungen, dribbeln, tricksen sich gegenseitig aus. Sie bewegen sich beide langsam und vorsichtig auf dem durchweichten Boden. Eine Leistenzerrung können sie beide nicht brauchen, das ist sicher.
    Je mehr sich Kendall an die Bedingungen gewöhnt, desto mehr Risiken geht sie ein. Sie spielt viel intensiver, und ist bald in dem speziellen Zustand – dem Zustand, in dem die wirbelnden Gedanken langsamer werden und für eine Weile aufhören. Es ist so eine Erleichterung. Die schwindelerregenden Endorphine treiben Kendall dazu, den Ball und Jacián herauszufordern. Sie bemerkt nicht einmal, dass es wieder anfängt zu tröpfeln und gleich darauf in Strömen regnet. Sie weiß nur, dass sie zum ersten Mal seit Wochen wieder Erleichterung verspürt.
    Ihre Depressionen verschwinden, und es scheint, als würde ihr Geist an einen anderen Ort gehen, einen ruhigen, friedlichen Ort, wo sie nichts beunruhigen kann. Sie hat das Gefühl zu schweben, als sie um Jacián herumspringt und den Ball ins Tor schießt, sodass er ihr nur atemlos hinterhersehen kann.
    Wieder und wieder überlistet sie ihn auf dem glatten Boden. Je schwieriger die Umstände sind, desto besser scheint sich Kendall konzentrieren zu können. Sie hat nur noch ein Ziel: den Ball in die andere Richtung zu lenken, am Feind vorbei ins Netz. So einfach und doch so schwierig.
    Wenn der Feind besser ist als sie und ihre Konzentration stört, denkt sie nicht. Sie greift einfach an.
    Mit Höchstgeschwindigkeit jagt sie Jacián hinterher, holt ihn ein, packt ihn um die Taille und hält ihn fest, während der Ball ins Aus fliegt. Er rutscht aus und stürzt stöhnend auf ein Knie in den weichen, matschigen Rasen und packt Kendall im Sturz am Arm. Er wird nicht allein zu Boden gehen.
    Kendall landet auf ihm.
    »So nicht!«, schreit er ihr lachend ins Ohr und rollt sie herum, sodass auch sie vom schmutzigen Regenwasser durchweicht wird. Sie wird aus ihrem Konzentrationsmodus gerissen und realisiert die Situation. Er liegt auf ihr, mit Matsch im Gesicht und tropfenden Haaren. Seine Kleidung ist völlig durchnässt. Er hält sie fest, bis er merkt, dass sie sich nicht wehrt, sondern nur versucht, Luft zu bekommen, und lässt los. Keuchend sieht sie ihn an, als verstünde sie nicht, was vor sich geht. Ihr Atem kommt stoßweise.
    »Habe ich ein Tor geschossen?«
    »Äh …« Er lacht. »Nein. Nicht mal ansatzweise. Alles in Ordnung?« Er schiebt ihr das schmutzige Haar aus dem Gesicht und wirkt besorgt. »Hey.« Seine Finger auf ihrer Wange fühlen sich kalt an.
    Sie keucht und versucht, Luft zu bekommen.
    »Ich glaube, ich muss kotzen.«
    »Nein, musst du nicht.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Ich weiß es einfach. Dir geht es gut.« Trotzdem rollt er sich vorsichtshalber weg.
    »Vielleicht ertrinke ich auch vorher.«
    »Die Möglichkeit besteht.«
    Keuchend liegen sie im prasselnden Regen. Sobald sich Kendall wieder bewegen kann, richtet sie sich zum Sitzen auf. Sie schaut auf Jacián, der in T-Shirt und Shorts total schlammverspritzt neben ihr liegt.
    »Dir muss kalt sein.«
    »Ja.« Er setzt sich ebenfalls auf, und sie sieht

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