Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Titel: Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vitali Sertakov
Vom Netzwerk:
nichts zahlen, das übernimmt das Dorf.«
    »Das hätte gerade noch gefehlt, dass ich diesem Kerl was zahle!«
    »Das Kind wird ja auch gar nicht lange bei uns bleiben, sondern in den Süden gehen.«
    »Einfach wunderbar! Aber gut, aus deiner Sicht ist das alles irgendwie verständlich. Wenn ich mit anderen Frauen geschlafen habe, dann bist du jetzt wohl an der Reihe, oder?«
    »Willst du mich verletzen, Artur Schmied? Es war deine Pflicht, Kinder zu zeugen, du bist schließlich ein Vater … Warum also sollte ich darunter leiden? Du bist ja nicht für immer zu einer anderen Mutter gegangen …«
    »Wer wäre ich denn ohne dich …«
    Wie kann ich sie nur überzeugen?, fragte er sich. Wenn jedes Argument, jede emotionale Regung an der Wand ihrer melancholischen Güte abprallt. An dem Wall aus leicht träger, friedfertiger Großherzigkeit. An der Mauer, die aus ihrem Geruch geschaffen ist, in dem ich jedes Mal ertrinke und meine Wut einbüße.
    »Aber du als Mutter wirst dich doch nach deinem Kind sehnen, oder?«
    »Ich weiß nicht, wahrscheinlich schon …«
    Es dämmerte bereits, sodass Nadja sich daranmachte, die Kerzen anzuzünden.
    Kowal beobachtete, wie sie sich zum Regal hochreckte, wie sich die kräftigen Waden danach wieder entspannten, wie sich ihr so vertrauter und verführerischer Rücken beugte. Sie ist nach den Geburten eigentlich nicht in die Breite gegangen, stellte er voller Erleichterung fest. Was also soll dieser Streit? Denn je länger ich sie anschreie, desto klarer wird doch, dass ich mal wieder nicht mit dem herausrücke, worum es eigentlich geht. Dass ich das Wichtigste mal wieder verschweige.
    Damals mit Natalja war alles anders gewesen. Sie war die erste Frau gewesen, mit der er je zusammengelebt hatte. Mit Sex hatte das nichts zu tun. Man stellt die Zahnbürsten schließlich nicht in einen gemeinsamen Becher, nur weil man im Bett Spaß miteinander hat – so hatte es ihm sein Vater erklärt, und Artur war ganz seiner Meinung gewesen.
    Die allgemeine Meinung ging ja davon aus, dass ein Mann mit der Frau eine Familie gründete, mit der er es gut hatte. Das hatte ihm einmal eine wunderbare, kluge Frau gesagt, eine Kommilitonin. Aber was hieß das – es gut haben ?, hatte er damals gegrübelt. Bedeutete es, dass eine heiße Suppe und gebügelte Bettwäsche auf dich warten? Oder dass sie in der Ecke sitzt und strickt, nur um dich nicht zu stören, wenn du dir im Fernsehen ein Fußballspiel ansiehst oder mit Freunden in die Kneipe gehst, um ein Bierchen zu zischen? Oder bedeutete dieses gut haben , dass sie nicht an dir rumnörgelt, weil dein Gehalt zu gering ist. Oder dass sie bei jeder Pusteblume, die du ihr schenkst, Freudentänze aufführt?
    Ständig auf der Suche nach Leidenschaft, hatte er sich immer schnell verliebt. Aber sobald er sich vorstellte, dass seine jeweilige Herzdame ihn vorm Einschlafen küsste und nach der Arbeit mit dem Handy in der einen, mit dem Kochlöffel in der anderen Hand empfing, löste sich die ganze Leidenschaft in Luft auf. Nicht gleich, natürlich nicht, nicht von einem Tag auf den anderen. Aber die Lust wich doch ganz allmählich dem Horror vor einem gemeinsamen Alltag. Dann sah er in diesem attraktiven langbeinigen Geschöpf nicht mehr die Quelle seiner Wonnen, dann sah er in ihr nur noch eine zerzauste, keifende Zicke, die ihm Tag und Nacht mit irgendwelchen dämlichen Forderungen zusetzte.
    Aber gut, selbst mit der keifenden Zicke hätte er sich noch abgefunden, schließlich sogen sie alle Eifersucht und Besitzdenken mit der Muttermilch ein. Nein, was ihm echt Angst einjagte, war etwas anderes. Die Kehrseite dieses familiären gut haben sozusagen. Es wollte Artur einfach nicht in den Kopf, wie Menschen, die genug Geld hatten, jahrein, jahraus ihre Abende vorm Fernseher verbringen konnten. Sich mit Chips und Nüssen bewaffneten, die Arme umeinander legten und dann stundenlang vor der Glotze saßen. Er weigerte sich zu verstehen, was Leute mit entsprechender Kohle daran hinderte, einen Babysitter anzuheuern und sich ein paar nette Stunden zu machen.
    Nataschka war die Erste gewesen, die ihm gesagt hatte, sie bräuchte Geld für Reisen. Zu Hause trug sie nie einen Jogginganzug, sondern immer Shorts. Oder sie spazierte, wenn seine Eltern weg waren, nackt durch die Wohnung. Sie sah sich keine Daily Soaps an und weigerte sich, komplizierte Salate zuzubereiten, worüber sich seine Mutter gar nicht genug aufregen konnte, glaubte diese doch, ihr Junge würde prompt

Weitere Kostenlose Bücher