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Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Titel: Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vitali Sertakov
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reden, dass die Menschen sich die eigenen Haare ausreißen und sich im Staub wälzen. Er hat alle davon überzeugt, dass er allein weiß, wie unsere Stadt zu retten ist. Seine Männer fangen Bullterrier und zerteilen sie vor den Augen der Menge. Das ist inzwischen Tradition: Tiere zu töten, um …«
    »Um ein Opfer zu bringen?«
    »Nein, schlimmer noch. Wenn man in der Vergangenheit eine Ziege auf dem Altar zerschnitten hat, haben die Menschen die Götter um ihren Segen gebeten. Aber Karim verspricht nichts Gutes und wendet sich nicht an Gott. Er treibt sich und andere in den Wahnsinn, kennt nur den nahenden Tod. Wenn wir die Stadt nicht retten, würde das Gras aus den Brandstätten kommen und uns alle verschlingen. Dann, sagt er, sauge die Erde unsere Häuser auf. Wenn die Kremlleute vor einer Menge Bullterrier aufschlitzen … Allein der Anblick ist schrecklich … Aber der Gouverneur lässt ihn gewähren, denn keiner rüttelt mehr an seinem Stuhl, im Gegenteil. Ach, die Fischer sind wütend – ja und? Die Menschen verdienen nur einen Hungerlohn – aber dafür werden die Straßen in Ordnung gebracht. Karim hat einen Befehl vorbereitet, der es verbietet, in Parks Bäume zu fällen, und vorschreibt, dass für Brennholz nur noch alte Häuser eingerissen werden dürfen. Dem Gouverneur hat das anfangs nicht geschmeckt, aber dann hat er den Befehl doch unterschrieben. Etwas Besseres hätte er gar nicht tun können. Denn alle Gebäude im Stadtzentrum gehören ja dem Staat. Wenn du dir also Brennholz für den Winter zulegen willst, bitte – aber zu unserem Preis. Außerdem gibt es weniger Brände. Weil es nichts mehr gibt, was brennen würde. Und wer einen Baum fällt, zahlt mit seinem Leben dafür. Die Rubel rollen so oder so in die Staatskasse. Und diesen Karim fürchten alle. Er strebt zwar nicht offen nach der Macht …«
    »Aber du traust ihm nicht über den Weg?«
    »Das ist schwer zu sagen«, gestand Lew. »Charly kennt viele Menschen in Moskau. Er behauptet, einzig die Garnison des Kremls sei ohne Verluste aus der Hauptstadt herausgekommen … Sie haben Gold, Frauen und sogar ihr Vieh mitgebracht. Sie haben uns erzählt, was dort geschehen ist. Drei Tage lang hat Moskau gebebt, aber die Menschen dort haben gehofft, es würde sich wieder legen. Als das nicht der Fall war, mussten sie fliehen und dabei ihr gesamtes Hab und Gut zurücklassen. Aber die Kremlleute haben die Stadt bereits in der ersten Nacht verlassen, sie konnten alles mitnehmen, was irgendwie von Wert war. Sie waren gut vorbereitet, denn der Kirchenmann hat gewusst, was mit Moskau geschehen würde.«
    »Dieses Schwein!«
    »Bitte?«
    »Nichts, schon gut, fahr bitte fort. Er hat diese Katastrophe also vorausgesehen – und dann nur seine eigenen Leute gerettet?«
    »Mhm. Trotzdem kommen bis heute Tausende nach Piter, aber, wie gesagt, meist arme Menschen, die bei den Cowboys bleiben. Denn die neue Macht passt nicht allen … Dafür musst du wissen, dass beispielsweise wir in der Eremitage heute keine Kleider mehr nähen und kein Glas mehr gießen – wir brennen nur noch Schnaps. O ja, du hast dich nicht verhört. Karim hat dem Gouverneur eingeredet, dass jede Kommune nur einem einzigen Handwerk nachgehen darf. Das ist selbstverständlich einträglicher für die Stadt. Wodka dürfen nur wir brennen. Wenn bei irgendjemandem sonst Selbstgebrannter entdeckt wird, wartet der Galgen auf ihn. Dafür haben die Cowboys angefangen zu trinken. Früher haben sie sich zwar ebenfalls hin und wieder ein Gläschen genehmigt, aber sie haben auch ihre Arbeit geleistet. Heute wollen sie nur noch Wodka …«
    »Wer hat denn jetzt in der Eremitage das Sagen?«
    »Mein Bruder Arkadi.« Lew sah Kowal von unten herauf an, um seine Reaktion zu studieren. »Du bist vielleicht der Ansicht, Arkascha sei keine starke Persönlichkeit, kein Held. Das stimmt sogar. Er ist noch nicht einmal ein sonderlich begabter Ingenieur. Aber gerade diese Leute braucht der Gouverneur! Menschen, die in der Duma keinen Ton von sich geben und zu allem immer nur nicken. Paps gibt es heute nicht mehr. Stattdessen haben wir nun diese Peri…, diese Pfre … Es ist ein Moskauer Wort, das ich mir beim besten Willen nicht merken kann!«
    »Präfekten?«
    »Genau! Du weißt einfach alles, wie ein wahrer Schriftgelehrter … Aber zurück zur Duma … Was soll ich da noch groß sagen, Artur? Wir leben nun einmal nicht in einer Zeit der Helden. Deshalb mache ich mir um dich auch solche Sorgen …

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