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Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Titel: Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vitali Sertakov
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die Nachbarhöfe.«
    »Das heißt, sie verteidigen nicht die Stadt, sondern erleichtern nur die Karawanen um ihr ehrlich verdientes Geld.«
    »Das stimmt«, räumte Charly ein. »Trotzdem solltest du keine voreiligen Schlüsse ziehen. Man kann um Piter keine Mauer bauen. Deshalb haben die Kommunen und Banden schon vor etlichen Jahren angefangen, mobile Patrouillen aufzustellen. Die sind zuverlässiger als jede Absperrung. Angefangen hat es, als die Röchler ein paar Leute unten am Fluss niedergemetzelt haben. Da, wo früher mal der Bahnhof Retschnoi Woksal war. Du weißt, wo?«
    Artur nickte.
    »Zu den Patrouillen gehören heute auch einige außergewöhnliche Menschen, die von den Zauberern geschickt werden«, fuhr Charly fort. »Sie sind eine wertvolle Hilfe. Der Gouverneur hat zwei dieser besonderen Jungen, die Hafenarbeiter auch. Sie werden auf Tragen überall hingebracht und besser beschützt als unser Gold. Dafür helfen uns diese kleinen Zauberer dabei, Spione zu fangen, die sich in die Stadt eingeschlichen haben.«
    »Was geschieht dann mit ihnen? Werden sie getötet?«
    »Weshalb sollten wir das tun?«, fragte Charly ehrlich verwundert. »Gut, früher, da hat man sie auf der Stelle getötet. Aber heute setzt man sie ihr Leben lang zu Arbeiten ein. Das Problem dabei ist leider, dass die Wilden nicht viel mit Arbeit im Sinn haben. Daher …« An dieser Stelle legte Charly eine Kunstpause ein. »… daher verkaufen wir sie an andere wilde Stämme weiter, falls wir sie schnappen. Die brauchen immer Sklaven und zahlen gut.«
    »Das ist nicht dein Ernst?!«, entfuhr es Artur. »Was, wenn jemand in friedlicher Absicht zu euch kommt? So wie ich zum Beispiel. Oder hättet ihr mich auch einfach verkauft?«
    »Dich ganz bestimmt nicht. Arina hat nichts gegen dich einzuwenden, außerdem gefällst du Flöckchen.«
    »Welchem Flöckchen?«
    »Dem Tiger. Das ist nämlich nicht einfach eine sibirische Großkatze. Die Dame ist wahrscheinlich klüger als die meisten Menschen!« Charly brach in schallendes Gelächter aus, was ihn prompt wie einen frechen Bengel aussehen ließ. »Und jetzt lass uns gehen, damit wir was zu frühstücken kriegen. Die Glocke läutet ja schon.«
    »Ja und?« Kowal presste sich an die Wand, um den neuen Schützen zur Ablösung vorbeizulassen. Der alte salutierte und reichte der Ablösung eine Tauchmaske. »Haben wir es etwa eilig?«
    »Eilig nicht unbedingt, aber uns steht vermutlich eine Begegnung mit echten Schlitzohren bevor«, erklärte Rokotow. »Diese Jungs sind imstande, aus hundert Schritt Entfernung deine Augen mit einem vergifteten Pfeil zu treffen. Und jetzt lang zu! Wir haben ein ganzes Fässchen mit dem wunderbaren Fisch aus dem Ladogasee dabei!«
    Artur konnte ihm nur zustimmen: Der gebratene Fisch schmeckte köstlich.
    »Im Übrigen«, fuhr Charly gelassen fort, während er sich den Bart mit einer bestickten Decke abwischte, »musst du bei diesen Schlitzohren wirklich mit allem rechnen. Auch mit einem Überfall.«
    »Bitte?!«
    Artur vergaß sogar das Kauen. Er richtete die Augen auf ein Loch in der Wand. Die Karawane, die inzwischen das erstaunliche Tempo von fünfzehn Stundenkilometern vorlegte, zuckelte an Wiesen und Feldern vorbei. Linker Hand zog sich ein zwanzig Meter breiter Streifen verbrannter Erde hin, am Horizont erhob sich wie eine Wand nördlicher Dschungel.
    »Ja, ja, ganz recht«, erklärte Rokotow, der sich genüsslich reckte und sich auf den imposanten Bauch klatschte. »Die Achte Division garantiert unsere Sicherheit nur bis zur Kreuzung, danach müssen wir uns selbst um unseren Schutz kümmern. Bist du fertig mit dem Essen? Gut, dann wirf mal einen Blick hinaus. Aber auf der anderen Seite!«
    Kowal ging zum Sehschlitz im Gang. Bei dem Anblick, der sich ihm bot, dankte er Charly für die Sorge um sein leibliches Wohl: Auf der rechten Seite der verwilderten Straße standen in zwei Reihen Galgen. Mit ihnen demonstrierte die Achte Division allen Touristen klar und deutlich, was sie unter Gastfreundschaft verstand. Einige der Toten machten einen ziemlich frischen Eindruck, von anderen waren nur noch die Skelette übrig. Um die Galgen herum huschten kleine Tiere, welche genau, konnte er jedoch nicht erkennen. Vor hohen, mehr schlecht als recht zusammengezimmerten Türmen brannten Lagerfeuer. Obwohl die Soldaten sich in den geschlossenen Vogelhäuschen versteckt hielten, beobachtete Kowal, wie aus einem der Türme zwei schneeweiße Tauben aufstiegen. In Ermangelung von

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