Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Titel: Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vitali Sertakov
Vom Netzwerk:
Anhänger mit der Kanone war zwar auf die Seite gekippt, die Waffe schien jedoch noch in Ordnung, denn die Wilden hatten lediglich den hinteren Teil der Ladefläche getroffen. Wenn sie den Anhänger wieder aufstellen könnten, hätten sie schon viel gewonnen …
    In der Kabine des Urals schrie jemand wie am Spieß, und Artur hob den Kopf. Das Blut gefror ihm in den Adern. Bis eben hatte er gedacht, am heutigen Tag könne ihm nichts mehr einen Schrecken einjagen – aber der Anblick des Drachen, der durch die Schießscharte hindurch den Fahrer abnagte, hätte wohl jeden eine Woche lang um den Schlaf gebracht.
    Dieses Mistviech stützte sich mit dem breiten Krokodilsschwanz an der Motorhaube ab und hielt sich mit der einzigen unverletzten Pfote am Rückspiegel fest. Sein Kopf ragte weit in die Fahrerkabine herein.
    »Den mach ich kalt!«, zischte Charly und ließ den Revolver klicken.
    »Nein!«, flüsterte Artur. »Spar dir lieber deine Patronen, der verreckt auch so! Seine Flügel sind gebrochen und er wird an seinem Blut ersticken. Und den Mann retten wir auch nicht mehr! Wir müssen zur Flak!«
    Trotz seiner Prognose erwartete Artur jede Sekunde einen Angriff des Drachen, als er sich mit stockendem Herzen zum hinteren Ende des Urals vorwagte. Die Echse war jedoch voll mit ihrem Gelage beschäftigt, außerdem gab Charly ihm Deckung, bis er in den Laster geklettert war. Kaum war Artur verschwunden, pirschte sich Rokotow, sich immer wieder ängstlich zur Fahrerkabine umsehend, zur Hinterfront des Lkws vor. Im Laster selbst erwarteten ihn vier tote Wilde, die derart mit Pfeilen gespickt waren, dass sie an Stachelschweine erinnerten.
    Artur fand nun zum ersten Mal Gelegenheit, die Wilden aus der Nähe zu betrachten. Trotz der einschüchternden Kriegsbemalung boten die Kinder des Dschingis Khan einen ziemlich erbärmlichen Anblick. Genau wie ihre Stammesgenossen, die erschossen auf dem Weg lagen, waren auch diese schon ziemlich alt und keineswegs Recken. Dafür brauchen sie also die Frauen, schoss es Artur durch den Kopf, während er über die Leichen kletterte, um zur Flak zu gelangen. Die haben kaum Nachwuchs. Mit den vier Müttern wollen sie garantiert ihre eigenen Leute, die in Gefangenschaft geraten sind, zurückkaufen! Meine Güte, in was für einer Welt bin ich bloß gelandet …
    Die beiden Männer an der Flak hatten sich bis zuletzt verteidigt. Deshalb waren die Wilden, die den Ural angegriffen hatten, dann auch abgezogen, sobald sie gesehen hatten, dass im Laster keine Gefangenen zu machen waren. Von dem Fahrerhäuschen drang inzwischen zwar kein Geschrei mehr heran, der Drache ließ sich aber dennoch nicht bei ihnen blicken, sondern blieb, mit den Kiefern knirschend, wo er war.
    »Hilf mir, die beiden aus dem Weg zu räumen!«, bat Kowal.
    Zu seiner Verblüffung zitterten seine Hände dabei kaum. Selbst dass er sich einen Fingernagel abgerissen, die ganze linke Hand aufgeschlitzt und sich überall Brandwunden zugezogen hatte, spürte er nicht. Zusammen mit Charly zog er die toten Schützen aus ihren Sitzen.
    »Kannst du damit schießen?«, wollte Charly ehrfürchtig wissen.
    »Nein. Aber es wird höchste Zeit, es zu lernen!« Kowal riss den Wilden die Fetzen vom Leib und breitete sie auf dem Metallsitz aus, damit er sich nicht direkt in die Blutlache setzen musste.
    »Arina!«, stieß Rokotow entsetzt aus.
    »Wie Arina ?«
    Kowal hantierte an den Hebeln: Die Flak war zwar so alt wie die Balliste des Archimedes, der Mechanismus funktionierte jedoch noch. Wie viele Patronen wohl in den Gurten sind?, fragte sich Artur.
    »Ihr MG schweigt …«, presste Charly heraus.
    Da fiel auch Artur auf, wie still es geworden war. Beide MG s hatten das Feuer eingestellt.
    »Mach mir die Bahn frei und leg dich flach auf den Boden!«, verlangte Kowal, der gar nicht merkte, wie er dazu überging, Befehle zu erteilen.
    Charly riss die Plane am hinteren Ende des Urals herunter und sprang danach sofort zur Seite. Blendendes Sonnenlicht schlug ihnen entgegen. Die Wolken hatten sich – dem Gesetz der Schuftigkeit folgend – verzogen. Offenbar wollte der gelangweilte blaue Himmel auch mal einen Blick auf das Schlachtfeld werfen. Artur schob den Schild des Zielsystems runter und tastete nach der Pedale. Seine linke Hand betätigte den Hebel zum horizontalen Drehen. Die vier Läufe bewegten sich tadellos nach rechts. Der maximale Neigungswinkel lag allerdings nur bei sechzig Grad, danach klemmte die Mechanik aus irgendeinem Grund.

Weitere Kostenlose Bücher