Cryptonomicon
Hochzeitsvorbereitungen zu diesem Zeitpunkt schon weit fortgeschritten – garantiert hatten sie sich bereits auf ein bestimmtes Porzellan geeinigt.«
»Und Sie meinen, Sie hätten ein Foto von Ihrem Grandpa in Manila um diese Zeit?«
»Das ist mit Sicherheit Manila. Und Manila ist erst im März 1945 befreit worden.«
»Also, was heißt das denn nun? Ihr Grandpa muss zwischen März und Mai Kontakt zu jemandem in dem Unterseeboot gehabt haben.«
»In dem Unterseeboot ist eine Brille gefunden worden.« Randy zieht ein Foto aus seiner Hemdtasche und reicht es Amy hinüber. »Ich wüsste gerne, ob sie zu der von diesem Typ passt, dem großen Blonden.«
»Ich kann mich darum kümmern, wenn ich wieder dort bin. Ist der Mensch links Ihr Großvater?«
»Ja.«
»Wer ist der in der Mitte?«
»Ich glaube, das ist Turing.«
»Turing, wie in TURING Magazine ?«
»Sie haben die Zeitschrift nach ihm benannt, weil er viel Pionierarbeit mit Computern geleistet hat«, sagt Randy.
»So wie Ihr Grandpa.«
»Genau.«
»Was ist mit diesem Typ, den wir in Seattle treffen? Ist das auch ein Computerfreak? Ach Gott, jetzt gucken Sie, als wollten Sie sagen: ›Amy hat gerade etwas so Dummes von sich gegeben, dass es richtig wehtut!‹ Ist das unter den Männern Ihrer Familie ein gängiger Gesichtsausdruck? Meinen Sie, das ist der Ausdruck, mit dem Ihr Großvater Ihre Großmutter bedacht hat, als sie nach Hause kam und verkündete, sie sei mit dem Lincoln Continental rückwärts gegen einen Hydranten gefahren?«
»Tut mir Leid, wenn ich mich manchmal komisch benehme«, sagt Randy. »Die Familie ist voller Wissenschaftler. Mathematiker. Die am wenigsten Intelligenten von uns werden Ingenieure. Ungefähr das, was ich bin.«
»Entschuldigung, haben Sie gerade gesagt, Sie seien einer der am wenigsten Intelligenten?«
»Am wenigsten festgelegt, vielleicht.«
»Hmmmm.«
»Ich will damit sagen, unsere einzigen Vorzüge sind Präzision und der Versuch, die Dinge mathematisch gesehen richtig hinzukriegen. Jeder muss ja auf irgendeine Art vorankommen, oder? Sonst arbeitet man sein ganzes Leben bei McDonald’s, oder noch Schlimmeres. Manche werden reich geboren. Manche werden in eine große Familie wie Ihre geboren. Wir machen unseren Weg, indem wir auf unser Wissen bauen, dass zwei plus zwei gleich vier ist, und daran halten wir auf eine geradezu kauzige Weise fest, die für andere Leute vielleicht manchmal verletzend ist.«
»Verletzend für wen? Leute, die meinen, zwei plus zwei ist gleich fünf?«
»Leute, denen eine feine Lebensart wichtiger ist als der Anspruch, in einem Gespräch nur Dinge zu behaupten, die wirklich wahr sind.«
»Wie zum Beispiel... Leute weiblichen Geschlechts?«
Einen guten Kilometer weit knirscht Randy mit den Zähnen, dann sagt er: »Wenn es überhaupt irgendeine Verallgemeinerung gibt, die sich über die Denkweise von Männern im Gegensatz zu Frauen anstellen lässt, ist es, glaube ich, die, dass Männer wie ein unglaublich dünner Laserstrahl ihre gebündelte Aufmerksamkeit auf ein winzig kleines Objekt richten und an nichts anderes denken können.«
»Während Frauen das nicht können?«
» Können tun sie’s vermutlich schon. Sie scheinen es aber nur selten zu wollen . Was ich hier als weibliche Methode charakterisiere, ist im Grunde normaler und gesünder.«
»Hmmmm.«
»Allerdings sind Sie im Moment ein bisschen paranoid und versteifen sich zu sehr auf das Negative. Es geht gar nicht um die Unzulänglichkeit von Frauen, sondern vielmehr um die der Männer. Unsere sozialen Defizite, der Mangel an Weitblick oder wie immer Sie es nennen wollen, das ist es, was uns befähigt, zwanzig Jahre lang eine einzige Libellenart zu studieren oder hundert Stunden die Woche vor einem Computer zu hocken und Codes zu schreiben. Dieses Verhalten ist nicht das eines ausgeglichenen und gesunden Menschen, aber es kann offensichtlich zu großen Fortschritten auf dem Gebiet der Kunstfasern führen. Oder sonstwo.«
»Aber Sie haben gesagt, Sie selbst wären nicht sehr festgelegt.«
»Im Vergleich zu anderen Männern in meiner Familie stimmt das. Ich weiß ein bisschen was über Astronomie, viel über Computer, ein wenig über kaufmännische Dinge und habe, wenn ich so sagen darf, ein etwas höheres Niveau an sozialer Kompetenz als die anderen. Oder vielleicht ist es nicht einmal Kompetenz , sondern nur ein klares Bewusstsein davon, wann ich nicht kompetent bin, sodass ich zumindest weiß, wann ich verlegen sein
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