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Cryptonomicon

Cryptonomicon

Titel: Cryptonomicon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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zum größten Teil aus unverbesserlichen Computeranwendern jener Art, die jede Woche kleine Skripte zur Sicherung all ihrer alten E-Mails in einem Archiv schreiben. Also produziert Randy inWindeseile sein eigenes Skript, das einfach Zufallsinformationen auf jeden Abschnitt der gesamten Festplatte schreibt, dann an den Ausgangspunkt zurückkehrt und immer wieder von vorne anfängt, bis in alle Ewigkeit – oder bis die Polizisten den Stecker ziehen. Unmittelbar nachdem er die Eingabetaste gedrückt hat, um diesen Befehl zu Tombstone hinüberzuschicken, hört er aus dem Lieferwagen ein elektrisches Summen, das ihm einen Moment lang die Haare zu Berge stehen lässt. In dem Video-Fenster sieht er einen erstarrten Polizisten. Dann wird sein Bildschirm schwarz.
    Randys Blick wandert zu dem alten Lieferwagen. Die Zwerge klatschen begeistert die erhobenen Hände aneinander.
    Von der Straße hört man Reifenquietschen und das Geräusch eines Zusammenstoßes bei niedriger Geschwindigkeit. Ungefähr ein Dutzend Autos sind ruhig ausgerollt, und manche, die noch funktionieren, auf andere aufgefahren. Der McDonald’s hat sich verdunkelt. Fernsehtechniker fluchen in ihren Sendewagen. Polizeibeamte und Rechtsanwälte schlagen mit ihren Walkie-Talkies und Handys auf ihre Hände.
    »Verzeihung«, sagt Randy zu den Zwergen, »aber hätten die Herren mir vielleicht etwas zu sagen?«
    »Wir haben gerade das ganze Gebäude abgeschossen«, sagt einer der Zwerge.
    »Inwiefern abgeschossen?«
    »Mit einem großen elektromagnetischen Impuls draufgehalten. Jeden erreichbaren Chip gebraten.«
    »So eine Geschichte von wegen verbrannter Erde also? Nur zu, beschlagnahmt das Gerät, ihr verdammten Feds, das ist jetzt alles wertloser Schrott.«
    »Genau.«
    »Na, bei den Autos hat es jedenfalls funktioniert«, sagt Randy, »und bei diesem Stück Schrott, das mal mein Computer war, garantiert auch.«
    »Keine Bange – auf Plattenlaufwerke wirkt sich das nicht aus«, sagt der Zwerg, »das heißt, deine Dateien sind alle intakt.«
    »Ich weiß, ihr erwartet jetzt, dass ich das als gute Nachricht betrachte«, sagt Randy.

Buddha
    Ein Auto kommt. Das Motorengeräusch ist aufwändig gedämpft, aber es hört sich nach einem Diesel an. Goto Dengo, der darauf gewartet hat, ist wach, genau wie der Rest des Lagers. Am Tage rührt sich in Bundok niemand mehr, außer den Funkern und den Bedienungsmannschaften der Fliegerabwehrkanonen. Man hat ihnen nicht gesagt, dass MacArthur auf Luzon ist, aber sie alle spüren die Anwesenheit Des Generals. Den ganzen Tag lang rasen die amerikanischen Flugzeuge über den Himmel, glänzend und stolz wie Raumschiffe aus einer fernen Zukunft, die keiner von ihnen je erleben wird, und die Erde dröhnt wie eine Glocke unter den Einschlägen ferner Schiffsgeschütze. Die Lieferungen sind kleiner, aber häufiger geworden: jede Nacht ein, zwei kaputte Lkws, deren hintere Stoßstangen unter erdrückenden Goldlasten praktisch über die Straße schaben.
    Lieutenant Mori hat am Haupttor, im Laubwerk versteckt, ein weiteres Maschinengewehr in Stellung gebracht, falls irgendwelche Amerikaner sich in einem Jeep die Straße hinauf verirren. Irgendwo da draußen folgt der Lauf der Waffe dem nun ankommenden Wagen, während er die Straße hinaufholpert. Die Männer kennen jede Senke und jeden Buckel dieser Straße und können, indem sie auf das Scharren der Fahrgestelle auf dem verkrusteten Boden – ein Erkennungsmuster aus metallischen Morsezeichen – lauschen, genau angeben, wo sich die Fahrzeuge jeweils befinden.
    Natürlich sind die Scheinwerfer des Wagens ausgeschaltet und die Wachen am Tor wagen es nicht, mit hellen Lampen umherzuleuchten. Einer von ihnen riskiert es, den Schieber einer Petroleumlaterne zu öffnen und den Strahl auf den Besucher zu richten. Aus der Schwärze springt ein silberner Mercedes-Stern auf einem verchromten Kühlergrill hervor. Der Laternenstrahl liebkost die schwarzen Kotflügel des Wagens, die geschwungenen, silbernen Auspuffrohre, die vom Fleisch junger Kokosnüsse verklebten Trittbretter – der Wagen muss auf dem Weg hier herauf einen Stapel gestreift haben. Im Fenster auf der Fahrerseite ist das Gesicht eines Japaners zu sehen, das so abgezehrt und müde ist, dass es aussieht, als würde der Mann gleich in Tränen ausbrechen. Aber er ist bloß ein Fahrer. Neben ihm sitzt ein Feldwebel mit einer abgesägten Schrotflinte, denn japanische Gewehre sind im Allgemeinen zu lang, um sie auf dem Vordersitz eines

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