Cryptonomicon

gemacht«, sagt Tom und verschwindet den Tunnel hinunter. Doug fängt in der Zwischenzeit an, die Waffe auseinander zu nehmen, als wollte er einfach seine Hände beschäftigen. Eins nach dem anderen nimmt er die Teile heraus und betrachtet sie neugierig.
    »Was halten Sie von dem HEAP-Gewehr?«, fragt Cantrell.
    »Ich glaube, es ist nicht ganz so verrückt, wie ich zuerst gedacht habe«, sagt Doug, »aber wenn Ihr Freund Avi meint, dass die Leute in der Lage sein werden, in ihren Kellern gezogene Gewehrläufe herzustellen, um sich gegen ethnische Säuberungen zu schützen, ist er schief gewickelt.«
    »Gezogene Läufe sind ein Problem«, sagt Cantrell. »Da führt kein Weg dran vorbei. Sie müssen aufbewahrt und geschmuggelt werden. Aber der Grundgedanke ist, dass jeder, der sich das HEAP herunterlädt und Zugang zu ein paar einfachen Werkzeugmaschinen hat, den Rest der Waffe selbst bauen kann.«
    »Ich muss mich mal mit Ihnen hinsetzen und Ihnen alles erklären, was an der Idee sonst noch falsch ist«, sagt Doug.
    Randy wechselt das Thema. »Wie geht es Amy?«
    Doug hebt den Blick und mustert Randy eindringlich. »Wollen Sie meine ehrliche Meinung hören? Ich glaube, sie ist einsam und braucht dringend einen Freund, der sie zuverlässig unterstützt.«
    Nachdem Doug sowohl Randy als auch John zurechtgestutzt hat, ist es auf dem Schießstand für eine Weile ganz still, so, wie Doug es wahrscheinlich mag. Tom kommt zurück, in der einen Hand einen Laptop und in der anderen ein halbes Dutzend mit Schrumpffolie zusammengehaltene blaue Plastikwasserflaschen, von denen bereits eine Spur aus Kondenswasser herabtröpfelt.
    »Ich habe eine Tagesordnung«, sagt Cantrell und hält den Notizblock hoch.
    »Mannomann, seid ja richtig gut organisiert«, sagt Tom.
    »Punkt eins: Zivilprozess & ob Epiphyte weiter existieren kann.«
    Randy stellt den Laptop auf denselben Tisch, auf dem Doug an dem HEAP-Gewehr arbeitet, und fängt an Schrauben zu lösen. »Ich nehme an, ihr wisst alle von dem Prozess und habt euch die Folgen bereits selbst ausgerechnet«, sagt er. »Falls der Dentist nachweisen kann, dass Doug das Wrack als Nebenprodukt seiner Arbeit für uns entdeckt hat, und der Wert dieses Wracks verglichen mit unserem Unternehmen hoch genug ist, besitzt der Dentist uns und damit praktisch auch die Krypta.«
    »Halt, Moment mal. Die Krypta gehört dem Sultan «, sagt Tom. »Wenn der Dentist die Kontrolle über Epiphyte hat, bringt ihm das nicht mehr als einen Auftrag über die Bereitstellung bestimmter technischer Dienste in der Krypta ein.«
    Randy spürt, dass aller Augen auf ihm ruhen. Nicht gewillt, diese Meinung zu teilen, dreht er die Schrauben aus dem Computer.
    »Außer da ist noch was, was ich nicht verstehe«, sagt Tom.
    »Wahrscheinlich werde ich langsam paranoid und glaube schon, dass der Dentist irgendwie mit Kräften in der US-Regierung zusammenarbeitet, die was gegen Privatsphäre und Datenverschlüsselung haben«, sagt Randy.
    »Justizminister Comstocks Clique, mit anderen Worten«, sagt Tom.
    »Genau. Wofür ich eigentlich nie einen Beweis gesehen habe. Aber im Gefolge der Razzia bei Ordo scheint alle Welt das zu glauben.Wenn das wirklich der Fall wäre und der Dentist am Ende technische Dienstleistungen in der Krypta bereitstellte, dann wäre die Krypta in Gefahr. In dem Fall müssten wir davon ausgehen, dass Comstock einen eigenen Mann drin hätte.«
    »Nicht nur Comstock«, sagt Cantrell.
    »Gut, die US-Regierung.«
    »Nicht nur die US-Regierung«, sagt Cantrell. »Die Black Chamber.«
    »Was zum Teufel meinen Sie denn damit?«, fragt Doug.
    »Vor ein paar Wochen fand in Brüssel eine Konferenz auf höchster Ebene statt. Hastig organisiert, wie wir glauben. Unter dem Vorsitz von Justizminister Comstock. Vertreter aller G7-Staaten und einiger anderer. Wir wissen, dass Leute von der NSA dort waren. Leute von der Steuerbehörde. Vom Treasury Department – Secret Service. Die entsprechenden Leute aus anderen Ländern. Und eine Menge Mathematiker, von denen man weiß, dass sie von der Regierung hinzugezogen worden waren. Der US-Vizepräsident war auch da. Im Wesentlichen glauben wir, dass sie vorhaben, eine Art internationales Gremium zu bilden, um gegen Datenverschlüsselung und vor allem digitales Geld vorzugehen.«
    »Die Internationale Datentransfer-Regulierungsorganisation«, sagt Tom Howard.
    »Ist Black Chamber ein Spitzname dafür?«, fragt Doug.
    »So nennen die Leute in der Mailingliste der Heimlichen