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Cryptonomicon

Cryptonomicon

Titel: Cryptonomicon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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Boden . Dann umkreist er den Türrahmen mit einem durchgehenden Strich, beginnend an einem dieser Kreise, von dort an einer Seite des Türrahmens hinauf, auf die andere Seite und drüben wieder hinunter, durch das andere Loch im Boden und dann horizontal unter der Tür hindurch, zum Schluss wieder durch das erste Loch und damit ist eine Schleife vollendet. Er malt noch ein oder zwei weitere mit derselben Sorgfalt, um dann noch viele einfach hinzukritzeln, bis das ganze Ding von einem undefinierbaren, auseinander gezogenen Tornado umgeben ist. VieleWindungen feiner Draht. Zum Schluss zeichnet er zwei Leitungen von der riesigen, türgroßen Spule weg und verbindet sie mit einem Sandwich aus abwechselnd langen und kurzen waagerechten Linien, die Randy als Symbol für eine Batterie identifiziert. Das Schaubild wird vervollständigt durch einen riesigen Pfeil, der mit energischem Strich mitten durch die Tür gezogen wird, wie ein in der Luft schwebender Sturmbock mit der Bezeichnung B für magnetisches Feld. Tür zum Ordo-Computerraum .
    »Donnerwetter!« sagt Randy. Cantrell hat einen klassischen Elektromagneten aus der Grundschule gezeichnet, so einen wie Klein Randy ihn damals gebaut hat, indem er einen Nagel mit Draht umwickelte und an eine Lampenbatterie hängte. Außer dass dieser um die Außenseite eines Türrahmens gewickelt und, so nimmt Randy an, in der Mauer und im Fußboden versteckt ist, damit niemand von seiner Existenz erfährt, es sei denn, das ganze Gemäuer würde aufgerissen. Magnetische Felder sind die Griffel der modernen Welt, sie sind es, die Bits auf Magnetplatten schreiben oder sie löschen. Die Schreib-/Leseköpfe von Tombstones Plattenlaufwerk sind genau dasselbe, nur viel kleiner. Wenn sie die feinen Federspitzen eines Zeichners sind, dann ist das, womit Cantrell hier gezeichnet hat, ein Feuerwehrschlauch, aus dem Tinte spritzt. Vermutlich hätte dieses Magnetfeld keine Auswirkung auf ein Plattenlaufwerk, das ein paar Meter von ihm entfernt stünde, aber alles, was tatsächlich durch diese Tür getragen wurde, war hinterher völlig leer gefegt. Nach den von außen in das Gebäude gefeuerten elektromagnetischen Impulsen (die jeden Chip in Schussweite zerstört haben) und diesem Türrahmen-Hackerangriff (der jedes Bit von jeder Platte gelöscht hat) muss die Razzia bei Ordo für denjenigen, der sie organisiert hat – Andrew Loeb oder (wie die Heimlichen Bewunderer meinen) Justizminister Comstocks finstere FBI-Agenten, die Andy nur als Handlanger benutzt haben – eine reine Schrottabfuhraktion gewesen sein. Das Einzige, was intakt durch diese Tür gekommen wäre, ist auf CD-Rom oder anderen nichtmagnetischen Medien gespeicherte Information, und davon gab es in Tombstone keine.
    Schließlich erreichen sie die Kuppe des Hügels, die Tom Howard bis aufs Grundgestein in einer Art Mönchstonsur rasiert hat. Nicht weil er Lebendiges hasst, obwohl er vermutlich auch keine besondere Zuneigung dazu hat, sondern um die Erosionskräfte im Zaum zu halten und ein Verteidigungsglacis zu schaffen, auf dem die Bewegungen von schrecklich giftigen Schlangen, eichhörnchengroßen Insekten, opportunistischen niederen und schurkischen höheren Primaten über ein stattliches Aufgebot an Videokameras, die er in ziemlich unauffällige Mauerritzen und -nischen eingebaut hat, zu sehen sind. Aus der Nähe betrachtet ist das Haus erstaunlicherweise gar nicht so nüchtern und festungsartig, wie es zunächst aussah. Es ist nicht nur ein einziger Abwasserkanal, sondern ein ganzes Bündel verschieden dicker und langer, einem Bambusstrauch vergleichbar. Es gibt Fenster in vernünftiger Menge, vor allem an der Nordseite, wo man über den Hang, den John und Randy sich gerade heraufgekämpft haben, bis hinunter auf einen halbmondförmigen Strand sehen kann. Die Fenster sind tief in die Mauern hineingesetzt, teils, um die nahezu senkrecht einfallenden Sonnenstrahlen abzuwehren, und teils, weil jedes von ihnen, in der Mauer verborgen, einen einziehbaren Stahlrollladen besitzt, der davor heruntergelassen werden kann. Das Haus ist in Ordnung, und Randy fragt sich, ob Tom Howard wohl bereit wäre, es dem Dentisten zu übertragen, seine riesige Gomer-Bolstrood-Einrichtung zu verpfänden und mit seiner Familie in ein überfülltes Mietshaus zu ziehen, nur um nicht die Kontrolle über die Epiphyte Corporation zu verlieren. Aber vielleicht wird das ja gar nicht nötig sein.
    Zum Knallen von Gewehrfeuer steigen John und Randy aus dem Humvee

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