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Cryptonomicon

Cryptonomicon

Titel: Cryptonomicon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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ja Scheiße zu sein‹? Also. Was glauben Sie, ist der wahre Grund, warum Comstock Arethusa knacken wollte?«
    »Ich habe keine Ahnung«, sagt Randy.
    »Der Grund ist Gold«, sagt Doug.
    Randy schnaubt verächtlich. »Sie haben bloß noch Gold im Kopf.«
    »Habe ich Sie in den Dschungel rausgebracht und Ihnen was gezeigt oder nicht?«, fragt Doug.
    »Haben Sie. Tut mir Leid.«
    »Gold ist die einzige Erklärung dafür. Ansonsten waren die Philippinen in den Fünfzigern nämlich nicht wichtig genug, um einen solchen Aufwand bei der NSA zu rechtfertigen.«
    »Immerhin war noch ein Aufstand der HUK im Gange«, sagt Tom. »Aber Sie haben Recht. Das Hauptaugenmerk lag – zumindest in dieser Gegend – auf Vietnam.«
    »Wissen Sie was?«, schießt Doug zurück. »Während des Vietnamkriegs – Old Comstocks Erfindung – war die amerikanische Militärpräsenz auf den Philippinen gewaltig. Angeblich zu Manöverzwecken ließ dieser Scheißkerl Soldaten und Marines über Luzon kriechen. Ich glaube aber, dass sie etwas suchten. Nämlich das Hauptlager.«
    »Wie in Hauptgoldlager?«
    »Sie sagen es.«
    »Das, was Marcos am Ende gefunden hat?«
    »Darüber gehen die Meinungen auseinander«, sagt Doug. »Viele Leute glauben, das Hauptlager sei noch gar nicht entdeckt.«
    »Also, in diesen Funksprüchen gibt es keinerlei Information über das Hauptlager oder so was«, sagt Randy. Der Laptop ist jetzt im UNIX-Modus hochgefahren und zeigt eine Flut von Fehlermeldungen, ausgelöst durch seine Unfähigkeit, verschiedene Hardwareteile zu finden, über die Randys Laptop (der im Mülleimer eines Fordhändlers in Los Altos liegt) im Gegensatz zu dem von Tom verfügte. Immerhin arbeitet sein Kern so, dass Randy sich das Datensystem anschauen und sich vergewissern kann, dass es intakt ist. Das Arethusa-Inhaltsverzeichnis ist noch da, und damit seine lange Liste kurzer Dateien, von denen jede den Durchlauf eines anderen Stapels Karten durch Chesters Kartenlesegerät wiedergibt. Randy öffnet die erste und findet mehrere Reihen zufällig erzeugter Großbuchstaben.
    »Woher wissen Sie, dass es in diesen Funksprüchen keine Information über das Hauptlager gibt, Randy?« fragt Doug.
    »Die NSA konnte diese Funksprüche im Laufe von zehn Jahren nicht entschlüsseln«, antwortet Randy. »Es stellte sich heraus, dass das alles ein Scherz war. Die Ausgabe eines Zufallszahlengenerators.«
    Randy springt aus der Datei zurück in das Verzeichnis und tippt
    grep AADAA *
    und drückt die Returntaste. Es ist ein Steuerbefehl zur Suche der Anfangsbuchstabengruppe in den ETC-Karten, der berühmten Gruppe, auf die Pontifex angespielt hatte. Die Maschine antwortet fast umgehend mit einer leeren Eingabeaufforderung, was bedeutet, dass die Suche ergebnislos geblieben ist.
    »So ein Mist«, sagt Randy.
    »Was?«, fragen alle gleichzeitig.
    Randy holt tief Luft. »Das sind gar nicht die Nachrichten, die Earl Comstock zehn Jahre lang zu knacken versucht hat.«

Sintflut
    Goto Dengo braucht ungefähr eine halbe Minute, um im Entengang den schmalen Eingangsbereich des Tunnels hinaufzuwatscheln. Dabei fährt er unmittelbar über seinem Kopf mit den Fingern einer Hand an der steinernen Decke entlang und spürt die Narben der Bohrer. Hinter sich kann er die vier Leute seines Trupps unter leisem Gemurmel dahinplatschen hören.
    Seine Finger gleiten über einen vorspringenden Rand und stoßen in leeren, dunklen Raum; nun befindet er sich im Haupttunnel. Er richtet sich auf und watet vorwärts. Für ihn hat vollkommene Schwärze etwas Behagliches und Beruhigendes – in ihr kann er stets so tun, als wäre er noch ein Junge auf Hokkaido. Er kann sich einreden, die letzten paar Jahre seines Lebens seien gar nicht geschehen.
    Tatsächlich aber ist er ein Erwachsener, gefangen in einem Loch auf den Philippinen und umringt von Armeen von Dämonen. Er öffnet die Ventile einer Azetylen-Stirnleuchte und entzündet sie. Mittlerweile ist er imstande, sich auch im Dunkeln in Golgatha zurechtzufinden, seine Leute aber sind es nicht und er lässt sie weit hinter sich. Er stößt sich heftig den Zeh an einem großen Goldbarren, den jemand achtlos auf dem Gleis hat liegen lassen, und flucht.
    »Alles in Ordnung, Herr Lieutenant?«, fragt einer seiner Leute, fünfzig Meter hinter ihm.
    »Bestens«, sagt Goto Dengo laut und deutlich. »Passt auf, ihr vier, dass ihr euch an dem Barren nicht die Zehen brecht.«
    Damit wissen Wing, Rodolfo und ihre Männer, die weiter vorn warten, wie

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