Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cryptonomicon

Cryptonomicon

Titel: Cryptonomicon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
Vom Netzwerk:
Bergen verstehen, deren Mitglieder zufällig fast alle gläubige Katholiken sind, dann ja.«
    »Die Gemeinde hat also protestiert oder so was, und Sie waren der Rädelsführer.«
    »Ich war ein Beispiel.«
    »Ein Beispiel?«
    »Diesen Menschen kommt es oft gar nicht in den Sinn, sich gegen die herrschende Macht aufzulehnen. Wenn jemand es dann doch tut, finden sie es immer völlig ungewöhnlich und haben einen Mordsspaß dabei. Das war meine Rolle. Ich hatte Mr. Wing eine ganze Zeit lang Scherereien gemacht.«
    Randy kann fast erraten, wie die nächsten zwei Buchstaben heißen werden, muss sich aber weiter durch den Algorithmus durcharbeiten, weil sonst das Kartenspiel völlig durcheinander gerät. Er erzeugt eine 49, was modulo 26 23 ergibt und dann eine 47, was modulo 26 21 ergibt, und als er die 23 und die 21 von den nächsten zwei Chiffretextbuchstaben K und J (wieder modulo 26) subtrahiert, erhält er N und I. Damit hat er »PCNI« entziffert. Indem er so weiter macht, Buchstabe für Buchstabe und mit Karten, die in seiner Hand allmählich schweißfeucht werden, bekommt er schließlich PCNICHTBEN heraus, und dann, beim Erzeugen eines der letzten Schlüsselstrombuchstaben, vertut er sich. Jetzt ist das Spiel nicht mehr zu retten, eine Mahnung an ihn, beim nächsten Mal lieber vorsichtiger zu sein. Aber er kann sich denken, dass die Botschaft lauten muss: PC NICHT BENUTZEN. Enoch fürchtet, dass Randy nicht auf das Van-Eck-Phreaking gefasst ist.
    »Aha. Es gab eine Demonstration. Haben Sie eine Straße blockiert oder so was?«
    »Wir haben Straßen blockiert, uns vor Bulldozer gelegt. Manche haben ein paar Reifen aufgeschlitzt. Die Einheimischen haben ihre Erfindungsgabe spielen lassen, woraufhin das Ganze etwas aus dem Ruder lief. Mr.Wings liebe Freunde in der Regierung nahmen Anstoß daran und riefen die Armee zu Hilfe. Siebzehn Menschen wurden festgenommen. Als Strafmaßnahme wurde eine unangemessen hohe Kaution für sie festgesetzt – wenn diese Leute nicht aus dem Gefängnis kommen, können sie kein Geld verdienen und ihre Familien müssen schrecklich leiden. Ich hätte gegen Kaution freikommen können, habe es aber vorgezogen, als Geste der Solidarität hinter Gittern zu bleiben.«
    Das alles kommt Randy wie eine durchaus plausible Tarngeschichte vor. »Ich vermute aber, dass eine Menge Leute in der Regierung entsetzt sind über die Tatsache, dass sie einen Heiligen ins Gefängnis gesteckt haben«, sagt er, »und deshalb haben sie Sie hierher verlegt, in dieses Prestigeobjekt, dieses Luxusgefängnis mit Einzelzellen.«
    »Wie gesagt, Ihre Kenntnis der hiesigen Kultur ist frappierend«, sagt Enoch Root. Er ändert seine Position auf dem Bett, was sein Kruzifix schwerfällig hin und her schwingen lässt. Außerdem hat er ein Medaillon um den Hals hängen, auf dem etwas Erstaunliches geschrieben steht.
    »Haben Sie da irgendein okkultes Symbol?«, fragt Randy blinzelnd.
    »Wie bitte?«
    »Auf Ihrem Medaillon da kann ich das Wort ›Okkult‹ erkennen.«
    »Da steht ignoti et quasi occulti , was so viel heißt wie ›unbekannt und teilweise verborgen‹ oder Worte desselben Inhalts«, sagt Enoch Root. »Das ist der Wahlspruch einer Gesellschaft, der ich angehöre. Sie müssen wissen, dass das Wort ›okkult‹ an sich nichts mit satanistischen Ritualen und dem Trinken von Blut und diesem ganzen Kram zu tun hat. Es-«
    »Ich bin ausgebildeter Astronom«, sagt Randy. »Habe folglich alles über Okkultation gelernt – die Bedeckung eines Gestirns durch ein anderes, wie bei einer Finsternis.«
    »Ach so, na dann halte ich lieber den Mund.«
    »Im Grunde weiß ich sogar mehr über Okkultation, als Sie vielleicht glauben«, sagt Randy. Es mag zwar so aussehen, als ritte er darauf herum, doch während er das sagt, schaut er Enoch Root direkt in die Augen und wirft einen bedeutungsvollen Seitenblick auf seinen Computer. Root braucht einen Augenblick, um das zu verarbeiten, dann nickt er.
    »Wer ist die Dame in der Mitte? Die Jungfrau Maria?« fragt Randy.
    Root fingert, ohne hinzuschauen, an dem Medaillon herum und sagt: »Nicht schlecht geraten. Aber falsch. Es ist Athene.«
    »Die griechische Göttin?«
    »Ja.«
    »Wie bringen Sie das mit dem Christentum in Einklang?«
    »Woher haben Sie neulich, als ich Sie anrief, gewusst, dass ich es bin?«
    »Keine Ahnung. Ich habe Sie einfach erkannt.«
    »Mich erkannt? Was soll denn das heißen? Sie haben doch meine Stimme nicht erkannt?«
    »Beantworten Sie meine Frage nach

Weitere Kostenlose Bücher