Cryptonomicon
stinkt.Wahrer Reichtum wird jeden Tag von Menschen geschaffen, die aufstehen und zur Arbeit gehen.Von Schulkindern, die ihre Lektionen lernen, sich weiterbilden. Sagen Sie diesen Männern, wenn sie Reichtum wollen, dann sollen sie nach dem Krieg mit mir nach Japan kommen. Wir werden Geschäfte gründen und Gebäude bauen.«
»Das nenne ich wie ein echter Japaner gesprochen«, sagt Enoch bitter. »Ihr ändert euch nie.«
»Bitte erklären Sie mir, was Sie damit meinen.«
»Was ist mit dem Mann, der nicht aufstehen und arbeiten gehen kann, weil er keine Beine mehr hat? Was mit der Witwe, die keinen Mann zum Arbeiten hat und keine Kinder, die sie unterstützen? Was mit den Kindern, die sich nicht weiterbilden können, weil es ihnen an Büchern und Schulen fehlt?«
»Sie können sie mit Gold überschütten«, sagt Goto Dengo. »Nicht lange, und es wird alles weg sein.«
»Ja. Aber einiges davon wird in Bücher und Verbandsmaterial geflossen sein.«
Darauf weiß Goto Dengo nichts zu entgegnen. Er ist nicht so sehr widerlegt als vielmehr traurig und müde. »Was wollen Sie? Meinen Sie, ich soll das Gold der Kirche geben?«
Enoch Root wirkt leicht perplex, als wäre ihm dieser Gedanke noch gar nicht gekommen. »Das wäre bestimmt kein Fehler, denke ich. Die Kirche hat zweihundert Jahre Erfahrung darin, ihre Mittel zu verwenden, um den Armen zu helfen. Sie war nicht immer vollkommen. Aber sie hat ihren Anteil an Krankenhäusern und Schulen gebaut.«
Goto Dengo schüttelt den Kopf. »Ich bin erst seit ein paar Wochen in Ihrer Kirche und habe schon jetzt viele Zweifel daran. Mir hat sie geholfen. Aber so viel Gold zu geben – ich weiß nicht, ob das ein guter Gedanke ist.«
»Sehen Sie mich nicht so an, als erwarten Sie von mir, dass ich die Mängel der Kirche rechtfertige«, sagt Enoch Root. »Immerhin bin ich aus dem Priesterstand ausgeschlossen worden.«
»Was soll ich denn nun machen?«
»Vielleicht es mit bestimmten Auflagen der Kirche geben.«
»Was für Auflagen?«
»Sie können festlegen, dass es nur dazu verwendet wird, Kindern eine Bildung zu vermitteln, wenn sie wollen.«
»Gebildete Männer haben diesen Friedhof geschaffen«, sagt Goto Dengo.
»Dann machen Sie etwas anderes zur Auflage.«
»Meine Auflage ist, dass das Gold, falls es je ausgegraben werden sollte, so verwendet wird, dass wir keine Kriege wie diesen mehr erleben.«
»Und wie sollen wir das schaffen, Goto Dengo?«
Goto Dengo seufzt. »Sie legen mir eine schwere Last auf die Schultern!«
»Nein. Nicht ich habe Ihnen diese Last auf die Schultern gelegt. Sie war schon immer da.« Erbarmungslos starrt Enoch Root in Goto Dengos gequältes Gesicht. »Jesus nimmt die Sünden der Welt hinweg, aber die Welt bleibt: eine physische Realität, in der wir zu leben gezwungen sind, bis uns der Tod aus ihr herausnimmt. Sie haben gebeichtet und Vergebung erlangt, also ist der größere Teil Ihrer Last durch die Gnade hinweggenommen worden. Aber das Gold ist immer noch da, in einem Loch im Boden. Haben Sie etwa geglaubt, das Gold wäre komplett zu Erde geworden, als Sie Brot und Wein heruntergeschluckt haben? Unter Wandlung verstehen wir etwas anderes.« Enoch Root macht kehrt, geht fort und lässt Goto Dengo in den hellen Gassen der Stadt des Todes allein.
RÜCKKEHR
»Ich komme wieder«, schrieb Randy nach seiner Ankunft in Tokio in seiner ersten E-Mail an Amy. Auf die Philippinen zurückzukehren ist überhaupt keine gute Idee und wahrscheinlich nicht die Art von Unternehmen, die der alte, gesetzte Randy auch nur erwogen hätte. Doch hier sitzt er, an einem Strand im Sultanat Kinakuta, unterhalb von Tom Howards Privatzitadelle, mit Sonnencreme eingeschmiert und bis zu den Kiemen mit Reisetabletten abgefüllt, und bereitet sich auf seine Rückkehr vor. Da er annimmt, dass er anhand seines Ziegenbarts leicht zu identifizieren wäre, hat er ihn abrasiert, und da er weiter annimmt, dass Haare bei dem, was ihm bevorsteht (Dschungel, Knast und Seemannstod sieht er als die drei wahrscheinlichsten Möglichkeiten), überflüssig sind, ist er sich mit einem Rasierer über den Schädel gefahren und hat sie überall bis auf ungefähr drei Millimeter Länge heruntergeschoren. Das wiederum hat es erforderlich gemacht, einen Hut aufzutreiben, um auf dem Schädel keinen Sonnenbrand zu bekommen, und der einzige Hut in Tom Howards Haus, der Randy passt, ist ein Outback-Deckel, den irgendein cephalomegalischer australischer Bauunternehmer hier zurückgelassen hat,
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