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Crystall (German Edition)

Crystall (German Edition)

Titel: Crystall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enrico Mahler
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weiter auszubauen. Obwohl sie auf offenem Feld liefen, verhielten sich die Mitstreiter so unauffällig, wie es nur irgend möglich war. Leicht geduckt schlichen sie den steilen Hang hinab und zwar mit einer Eleganz, die Mandy ausnahmslos in Staunen versetzte. Eigentlich hätten sie bei diesem Gefälle längst um ihre Balance kämpfen müssen, darum, nicht zu stürzen und ins Tal zu purzeln. Stattdessen schwebten sie nur so über den Boden und veranstalteten kaum hörbaren Lärm. Als sie das Tal sicher erreichten, verursachten sie so gut wie gar keinen Laut mehr. Schweigend und so tief gebeugt, wie es möglich war, schwärmten sie aus.
    Mandy beobachtete das Geschehen mit wachsendem Erstaunen. Was sie da unten sah, grenzte an unverschämtes Glück. Nawarhons Streitmacht befand sich auf völlig offenem Gelände und doch schien sie niemand zu bemerken. Mandy warf einen Blick auf das gegnerische Lager. Zwei Wachen liefen dort auf und ab, ohne das mindeste Zeichen von Besorgnis. Einen Moment wurde Mandys Überraschung aufkeimendes Misstrauen. Es war unmöglich, dass ihr Feind nichts bemerkte.
    Der junge Prinz wedelte nun immer öfter mit der Hand. Als wären es deutlich lautlose Befehle, kamen seine Mannen rasch der Strategie nach und Mandy musste sich eingestehen, dass sie den Umständen entsprechend sehr geschickt war.
    Die Fußsoldaten, die Nawarhon direkt zum Lager folgten, begannen, sich zu verteilen und das alles innerhalb von Sekunden und leise. Die Hälfte dieser Truppe ließ sich im Schutz vor den ersten Zelten nieder, zu jedem Angriff bereit. Der Rest blieb in einiger Entfernung zurück und fand eine geeignete Rasenfläche, die noch nicht vollkommen niedergetrampelt war. Das Gras war längst nicht hoch genug, um die liegenden Krieger gänzlich zu verbergen, trotzdem würde es ihnen zeitlichen Vorteil ausspielen.
    Abermals ragte Nawarhons Arm in die Höhe und gleichzeitig konnte Mandy sehen, wie sich die Truppe hier oben bei ihr bereit machte. Alle Mitstreiter verbargen sich hinter den aufgebauten Wagen und machten ihre Wurfgeschosse bereit, einige zielten schon.
    Mandy spürte, wie ihr Schweiß auf die Stirn trat und es war ihr noch immer unbegreiflich, weshalb Nawarhons Heer weiterhin unbemerkt blieb.
    Fühlte sich die schwarze Armee etwa so sicher?
    Der dritte und letzte, lautlose Befehl kam. Mandy hörte, wie sich Bogen spannten, Körper reckten, Feuer entfacht worden. Dann überstürzte sich alles, innerhalb von Minuten sollte auch die letzte Ruhe verstreichen.
    Die Überraschung lag eindeutig auf Nawarhons Seite und für die erste viertel Stunde sah es tatsächlich danach aus, als könnten sie gewinnen. Die Wurfgeschosse vom Hang richteten das erste große Chaos an und schlugen beeindruckende Löcher in die feindliche Masse. Begonnen wurde mit brennenden Geschossen, die so gut wie die Hälfte aller Behausungen versengten. Nach nur zwei Minuten war das Lager eine einzige, glühende Fackel und dunkler Rauch lag wie ein zweiter Himmel darüber. Flammen und Qualm versperrten die beste Sicht und versetzten die schwarze Armee in Panik, insofern man bei leblosen Wesen davon sprechen konnte. Ihre Reaktion bewies tatsächlich, dass sie keinen Feind bemerkt hatten, geschweige denn überhaupt mit einem Angriff rechneten.
    Ihre Zahl war beeindruckend. Die Zelte hatten eigentlich darauf hin gedeutet, mit einem Gegner zu tun zu haben, der massenmäßig in die Hundert ging. Irrtum. Es war unbegreiflich, aber trotz der Schlacht in Nectar musste ihre Zahl immer noch fast an die Tausend gehen. Sie mussten in den Zelten dicht auf dicht gestanden haben.
    Nicht nur Mandy erschrak bei dem Anblick, sie spürte, wie die Schützen neben ihr ebenfalls leicht zusammenzuckten. Allein die Masse nahm ihnen allen einen gefährlichen Bruchteil ihrer neu errungenen Hoffnung. Dass sie letztlich doch eine gute Chance bekamen, lag einzig an dem Umstand, dass die Armee völlig überrumpelt schien und sich dementsprechend verhielt. Noch lange rechneten sie nicht mit einem Feind aus Fleisch und Blut, der Brand schien für sie eine Art Unfall zu sein. Wie ein Haufen in Panik geratener Frauen und Kinder stürmten die schwarzen Teufel sinnlos umher, frei im Schussfeld.
    Mandys Puls schlug immer härter. Der Augenblick, in dem die Teufelsbrut zurück schlagen würde, rückte allmählich näher. Selbst jetzt war es ihr einfach gespenstisch, dass diese Nichtlebewesen vollkommen verkehrt reagierten. Begriffen die überhaupt, was mit ihnen geschah? Nach

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