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Crystall (German Edition)

Crystall (German Edition)

Titel: Crystall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enrico Mahler
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lange, bis sie eine weitere Höhle erreichten, die sich von den ersten deutlich unterschied. Sie war unglaublich groß, dass ihr jenseitiges Ende nur mehr zu erraten war und nach oben hin war sie endlos, denn in diesem Teil des Kristallgewölbes gab es keine Decke. Als Mandy nach oben blickte, hatte sie das Gefühl, von innen aus dem Krater eines Vulkanes zu sehen, begrenzt von einem graublauen Himmel.
    „Hier scheint es nicht weiter zu gehen“, vermutete Nawarhon und sah sich noch einmal prüfend um.
    Jenny stand mit einem Mal neben Mandy und bellte aufgeregt. Sie wedelte mit dem Schwanz und starrte in eine Richtung.
    Sie alle folgten dem Blick.
    „Das ist es ... wir sind am Ziel, dort ist die Anrichte für das Relikt“, erkannte Maxot mit aufgeregt bebender Stimme.
    Und endlich sah es auch Mandy.
    Zugegeben war es längst nicht so beeindruckend, wie Mandy immer erwartet hatte. Das sollte nicht bedeuten, dass jenes Relikt uninteressant wäre, ganz im Gegenteil – aber irgendwie schien es seiner großen Macht nicht zu entsprechen. Natürlich spielten sich diese Gedanken in ihrer Fantasie ab, in denen sie ein riesiges Heiligtum erhofft hatte, das vor Energie nur so strahlte und unbedeutende Sterbliche in seinen unendlichen Bann zog. Das war realistisch gesehen Blödsinn, sie musste endlich begreifen, dass sie sich nicht in einem Abenteuerfilm á la Tolkien oder Spielberg befand. Die Wirklichkeit hatte eben doch Grenzen, selbst in einer Welt wie dieser. Dafür war sie ernster und es gab keinen Drehbuchautor, der ein HappyEnd schrieb.
    Die Kristallanrichte selbst konnte nicht viel höher als ein Meter sein, bestand ebenfalls aus glasigem Mineral und war so unförmig, dass Mandy alle Mühe aufbringen musste, um das bizarre, klumpige Etwas überhaupt als Sockel oder ähnliches zu erkennen. Grob betrachtet glich er einem winzigen Kristallbäumchen, ohne Laub und so dick und wulstig wie ein Mammutbaum. Die blattlose Krone erschien als eine Hand mit acht oder mehr knochigen Händen, gekrümmt zu einer Art Rad oder Ball. Im Zentrum dieser Krone war der Fünfte der heiligen Mineralien befestigt worden, sie mussten ihn also nicht einmal suchen. Für die restlichen Kristalle gab es entsprechende Halterungen rund um die Krone des Baumes verteilt.
    „Sieh mal einer an.“ Sator war der erste, der die Sprache wiederfand. „Das Glück scheint ausnahmsweise mal auf unserer Seite zu sein. Wir sind am Ziel, keine Abscheuligkeiten in der Nähe und man überlässt uns nicht einmal die Mühe, nach dem letzten Kristall auch noch zu suchen.“
    „Wir haben auch mehr als genug Zeit vergeudet“, erwiderte Lyhma und es war nicht zu verstehen, ob sie es spöttisch meinte oder nur so als Floskel dahersagte.
    „Es kann ja schließlich nicht alle Welt gegen uns sein“, schloss Mandy und zog den dritten Kristall aus einer ihrer Taschen. „Habt ihr den Rest noch?“
    Sator knurrte verächtlich. „Wer auch immer sie verloren haben sollte, dem schneide ich die Kehle persönlich durch.“
    „Nicht nötig, Euer Gnaden“, giftete Nawarhon zurück und zog einen Lederbeutel hervor. „Drei Stück in meiner Obhut. Wollen wir?“
    „Dann gib schon her.“ Mandy fing das Bündel, das ihr der Prinz sogleich zu warf, geschickt auf und drehte sich dem Heiligtum entgegen. „Der letzte Schritt. Wenn jemand also noch schnell ein Gebet loswerden möchte...“
    „Kommt her, seht euch das hier mal an!“
    Alle Blicke ruhten mit einem Schlag bei Nirrka, die unbemerkt zum anderen Ende der heiligen Grotte gelaufen war und dort gebannt auf etwas zu starren schien.
    Erst, als alle versammelt waren, deutete das Mädchen mit ausgestrecktem Arm auf ihre Entdeckung. „Was meint ihr wohl, was das ist?“
    Niemand antwortete sofort. Auch Mandy unterzog ihren Fund erst einer näheren Betrachtung. Den Abschluss der Grotte bildete ein fast schluchtartiger Krater, dessen Tiefe nicht zu erkennen war und irgendwo im Nichts enden musste. Der Graben war gute hundert Fuß breit und erstreckte sich vor dem gänzlichen Rücken der Höhle. Seltsame, nebelfetzige Dämpfe stiegen aus der Tiefe empor und zischten dabei, als würde der Sud – was auch immer das wirklich sein mochte – kochen und ätzen.
    Instinktiv wich Mandy einen halben Schritt zurück, um auch ja nicht den kleinsten Spritzer der wabernden, brodelnden Masse abzubekommen.
    „Der Schwefel der Hölle“, philosophierte Ferax und der kleine Troll konnte damit eigentlich gar nicht so verkehrt liegen.

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