Crystall (German Edition)
aufgekratzt und vorlaut, sondern ziemlich enttäuscht. „Ich weiß, es ist dein letzter Wunsch ... und ich bin eine Fee. Aber in Gegenwart dieser Kreatur sinken meine Kräfte. Ich kann dir etwas herzaubern, dich verkleiden oder so. Doch mehr ist nicht drin.“
„Das kann doch nicht dein Ernst sein“, rief Maxot herüber. „Wir sind in Lebensgefahr. Irgendjemand muss diesen Höllendämon aufhalten.“
„Ich versteh deinen Zorn“, verteidigte sich Niestchen. „Aber das ändert nichts an den Tatsachen. Wenn die heilige Bestie erwacht, wird sich alles verändern, die Macht der Unsterblichen vergehen.“
„Oh Gott“, stöhnte Sator und brach in die Knie. „Wir haben eine Fee und nicht einmal sie kann uns noch helfen. Das ist das Ende unserer Welt.“
„Nun lasst uns nicht jammern“, meinte Mandy und wand sich wieder der kleinen Fee zu. „Ihre Zauberkraft ist ja nicht ganz aus der Welt, also lasst uns überlegen. Hm? Vielleicht ... etwas...?“
„Vorsicht!“
Mandy sah erschrocken auf und das Monster, das aus seiner Starre erwachte. Es drehte sich und schlug gerade mit seinen fünf Pranken um sich, wobei diesmal die Höhlenwand in Mitleidenschaft gezogen wurde. Ein triumphierendes Brüllen drang aus dem Maul.
Nicht nur ihre Freunde, auch Mandy wurde von den Beinen gerissen und prallte auf die Seite. Sie schlug sogleich die Arme über den Kopf, als diesmal regelrechte Brocken aus dem Kristall barsten und herabfielen. Die Grotte erzitterte neuerlich.
„Schnell, Mandy ... das Ding kommt!“
Mandy spähte durch eine Lücke zwischen ihren Armen und erkannte, was Nawarhon gerufen hatte. Die Eisbestie kam mit kleinen Schritten näher, sie wollte ihre Opfer zertreten. Dabei gingen Bebenswellen durch den Boden und die bereits vorhandenen Risse knirschten noch bedrohlicher.
„Lass dir was einfallen, Mandy“, erinnerte Niestchen aufgebracht. Wenn sogar die winzige Fee in Aufruhr war, dann musste dieses Wesen wirklich der Teufel sein.
„Zauber etwas, auf dem wir hier herausfliegen können und alle Platz haben.“
„Schon geschehen.“
Mandy starrte erst die Fee überrascht an und schließlich das Fluggerät, welches zwischen ihr und den anderen stand. Hastig rappelte sie sich auf und taumelte auf das Ergebnis ihres dritten Wunsches zu. Sie unterband den Impuls, sich nach der Bestie umzusehen. „Kommt schon, Freunde, raus hier!“ Sie erreichte das Flugobjekt als erste und korrigierte ihre Einschätzung erheblich. Vor ihr stand kein Gerät, sondern eine Art Minidrache. Das kleine Flugreptil war garantiert nicht viel größer als ein Elefant ihrer Heimat und bot wohl geradeso Platz für alle Beteiligten. Der Drache sah sie an und stieß dabei säuglingshaftes Brüllen aus, das eher an das Maunzen einer Katze erinnerte, denn an einen Drachen. Er schlug aufgeregt mit seinen Flügelchen.
„Was ist denn das?“, fragte Nirrka überrascht, als sie den Drachen erreicht hatten.
„Unser Fluchtfahrzeug“, erwiderte Mandy knapp. „Und jetzt nichts wie raus.“
Schnell, aber nicht unnötig hastig und behindernd stiegen sie auf den kleinen Helfer, der ständig mit dem Schwanz wedelte und die Freunde aus seinen schwarzen Knopfaugen betrachtete.
„Schnell jetzt, kleiner Drache.“ Mandy tätschelte das Wesen, dessen Farbe eine Mischung aus Braun und Rosa schien, und ab ging es in die Lüfte.
Der Flug zur Krateröffnung hinaus wurde ein Hindernisparcours. Der kleine Drache erwies sich dabei als sehr geschickt, während seine Fluggäste verkrampft Halt suchten und schweißgebadet zusahen, wie um sie herum die Hölle tobte.
Die Eisbestie hatte sich hoch aufgerichtet und schnappte mit Fängen und Krallen nach dem kleinen Flüchtling. Sie grollte hasserfüllt.
Niemand wusste, wie der Drache das anstellte, aber er schaffte es, den Hieben der Kreatur zu entkommen und wich dabei sogar noch den Brocken aus, die nun dauerhaft herab stürzten.
In der Höhle war das reinste Chaos geboren. Alles fiel in sich zusammen, begleitet von Donnerschlägen und den knurrenden Lauten des Ungeheuers, der nur so vor Zorn wütete und um sich schlug.
Die meisten der Freunde verschlossen die Augen und zogen den Kopf zwischen die Schultern. Sie glaubten nicht daran, heil aus der Sache heraus zu kommen.
Aber es gab ein erstes Aufatmen, als der Drache die Kraterröhre überwunden hatte und über ihren Köpfen nichts als der Himmel blieb. Augenblicklich schlug ihnen heftiger Wind um die Ohren, während darunter die ganze Grotte tosend
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