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Crystall (German Edition)

Crystall (German Edition)

Titel: Crystall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enrico Mahler
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angelehnt starrte sie in die Runde.
    Allein und zu Fuß kam ihr das Gebirge gleich viel größer vor, als noch bei ihrer Einreise. Sie entdeckte weder Anfang noch Ende und kam sich irgendwie verloren zwischen den gigantischen Bergen vor. Wenn sie den Kopf in den Nacken warf, konnte sie nur spärlich überhaupt die Gipfel erkennen. Kurz gesagt, sie befand sich im Nirgends, von ihrem Standpunkt aus gesehen. Umgeben war sie von einem Labyrinth an schmalen Pässen und gewaltigen, Sonnenlicht reflektierenden Gebirgszügen. Natürlich hatte sie ihre Lage nur von unten in Augenschein, aber sie glaubte, sich in einer Art Gebirgsbecken zu befinden, so, wie es in Wäldern Lichtungen gab.
    Ansonsten entdeckte Mandy rein gar nichts, nichts, was ihr hätte von Nutzen sein können. Wohin ihr Blick fiel, überall Kristallberge, in den unterschiedlichsten Formationen. Selbst ihre Gefährten konnte sie nicht ausmachen.
    Aber sie waren doch allesamt nahezu zeitgleich gesprungen!? Einen so großen Unterschied konnte ein Sekundenabstand doch nicht bewirken? Eigentlich hätte sie ihre Freunde in unmittelbarer Nähe finden müssen, dessen war sich Mandy sicher. Aber ihr Wunsch blieb unerhört. So oft sie ihren Kopf auch umher warf, weder Gesichter, noch Geräusche offenbarten sich ihr.
    Sogar die Bestie schien wie vom Erdboden verschlungen.
    Mandy seufzte und stieß sich von der Wand ab. Zuerst tat sie einige vorsichtige Schritte, denn sie war nach wie vor sehr schwach auf den Beinen. Danach sicherte sie mit einem letzten Blick ihre Umgebung und machte sich daran, einen Ausgang zu suchen oder irgendeine Spur zu finden.
    Mandy hatte keinen Schimmer, wo sie war, deshalb hielt sie es auch für relativ gleichgültig, in welche Richtung sie ging. Die meisten Pässe glichen sich ohnehin wie ein Ei dem anderen. Tapfer spornte sie ihre Konzentration noch einmal an. Aber wenn sie lauschte, hörte sie nichts als den leisen Wind, der sich mühsam zwischen hohe Bergwände verirrte und das sanfte Echo ihrer Schritte.
    Das Mädchen fühlte ein leichtes Zittern und fragte sich ernstlich, ob das von der kühlen Luft kam oder von ihrer inneren Angst, denn sie musste nach wie vor an den Höllendämon denken, der hier überall lauern konnte. Meistens, dachte sie spöttisch, fürchtete man sich vor dem, was nicht da war. Aber sie redete sich erfolgreich ein, dass dieses riesige Monstrum gar nicht in der Lage war, sich anzuschleichen. Sie würde es schon von weitem hören und sich vorbereiten können.
    Zumindest hoffte sie das.
    Mandy drang nun tief in das Wirrwarr an Bergen und schmalen Hohlwegen ein. Nirgends bot sich ihr viel Platz oder grelles Sonnenlicht, immer wieder schlenderte sie Pässe entlang oder kletterte vereinzelt sogar über kleinere Berghügel. Dabei begleitete sie nicht nur Ruhe, sondern auch das hier unten herrschende Zwielicht, ein Wechsel von Sonne und Schatten, der ihre Augen häufig narrte. Wahrscheinlich hätte sie jeden Feind viel zu spät entdeckt.
    Mandy lief sehr langsam, sich wie eine geübte Kriegerin um die eigene Achse drehend und hielt dabei eine Hand auf ihrem Schwertgriff. Sie wusste natürlich, wie lächerlich und nutzlos die Waffe sein würde, aber es spendete ihr ein Gefühl von gewisser Sicherheit.
    Jegliche Zeit entrann ihrem Gefühl, sie konnte Minuten unterwegs sein, genauso gut aber auch Stunden. Ihre Umgebung veränderte sich nicht einmal, sondern blieb ein monotones Land aus Grau und blitzendem Weiß. Die Stille, die Einsamkeit und das unaufhörliche, drängende Gefühl einer Bedrohung trieb sie nahezu in den Wahnsinn. Sie war längst nicht erschöpft, unterband geschickt das Flehen nach Nahrung und Wasser, trotzdem fühlte sie sich auf eine seltsame Art ausgelaugt. Es schien, als zehre ihre Sorge und Konzentration an den Kräften.
    Vielleicht taten sie es ja auch.
    Mandy riss sich zusammen, obwohl sich ihre Gedanken wild im Kreise drehten, auf und ab hüpften, als wollten sie es ihr schwerer machen. Ja, sie hatte Angst. In ihr keimte eine Furcht um ihre Freunde, vor der wilden Bestie, vor dem Ungewissen und sie wünschte sich nichts sehnlicher, als endlich alles hinter sich bringen zu können oder an einem anderen, ungefährlichen Ort zu sein.
    Dennoch gab sie nicht auf. Sie ahnte, dass sie an einem Punkt angelangt war, an dem normale Sterbliche eigentlich durchdrehten, fantasierten, aufgaben oder an allem zweifelten, was sie kannten. Mandy biss sich auf die Zunge und trieb sich mit eisernem Willen vorwärts.
    Sie

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