Crystall (German Edition)
setzten sich in Bewegung. Zu Fuß und mit hoch erhobenen Waffen marschierten sie gemächlich und siegessicher auf die Festung zu.
Die eigenen Krieger bekamen das ebenfalls von einem Späher gemeldet. Nawarhon brüllte etwas durch die Reihen und augenblicklich standen alle auf ihren Positionen. Sie waren angespannt.
Für sie wie auch für Mandy folgten nun zum dritten Mal endlose Sekunden voller Qual. Eine Zeitspanne, in der nichts passierte, sie aber dem Tod ein Stück näher kommen konnten. Jedoch mussten sie hier drinnen warten. Außerhalb der Festung würde ihre Taktik fehl schlagen. Eine andere hatten sie nicht.
Das Mädchen schluckte einen bitteren Brocken nach dem anderen ihre Kehle hinunter. In ihr zuckte es, als wäre sie elektrisch aufgeladen und sie fieberte mit aller Leidenschaft mit. Das schlimmste aber war nach wie vor, dass sie keinerlei Einwirkung tragen würde.
Die Überheblichkeit der schwarzen Armee war zu sehen . Sie kamen, als wäre das ein Spaziergang. Sie wirkten kein bisschen nervös oder unsicher. Sie spürten oder dachten, dass sie gewinnen würden. Das machte Mandy beinahe verrückt.
Für Nawarhons Mannen war die Zeit des Wartens längst nicht vorbei, auch nicht, als der Feind vor den Toren stand. Während diese mit einem Rammbock gegen die dicke Holzpforte preschten, standen die anderen gelassen und warteten. Sie wollten nicht jetzt schon unnötige Energie verschwenden. Ihr Plan konnte ohnehin nur dann funktionieren, wenn das Heer im Vorhof angelangt war. So lange mussten sie sich gedulden.
Mandy musterte die Krieger und fragte sich plötzlich, warum der König nicht zu sehen war. Nicht nur, dass er im Notstand nicht kämpfte, er war auch nicht da, um Befehle zu geben. Nicht einmal im Sichtfeld stand er.
Weiterhin starrte sie die Krieger der Gegenseite an. Es schürte ihr Misstrauen gewaltig. Sie war sich nicht wirklich sicher, aber sie hatte das Gefühl, dass zwei Legionen fehlten.
Einen Moment dachte sie darüber nach, ehe sie mit den Schultern zuckte. Wer weiß? Außerdem war sie viel zu aufgebracht, um klare Gedanken fassen zu können. Trotz des Plans fühlte sie sich unwohl.
Als käme er zum ersten Mal, schreckte sie der Krach plötzlich auf. Der Rammbock verursachte einen Höllenlärm. Ein Donner nach dem anderen erklang, das Tor erzitterte wie unter einem Titanenhieb. Der Balken hatte bereits Risse.
Nun hoben Nawarhon und die anderen ihre Waffen zum Schlag an, einige waren mit Pfeil und Bogen ausgerüstet. Ihre Blicke bohrten sich am Tor fest.
Zwei Schläge, dann zerbrach der Balken mit einem dumpfen Knack entzwei. Das Tor wurde kurzer Hand umgerannt und eine Horde dunkelgekleideter Krieger stürmte herein, wie eine finstere Flutwelle.
Und schon begann das Gemetzel von neuem. Allerhöchstens drei oder vier Feinde fielen vorher, dann ging der Kampf rasch ins Handgemenge über. Nach Sekunden wurde da unten ein Chaos. Schwerthiebe, erste Leichen, Kampfschreie und Staubfontänen – all das kennzeichnete diese Schlacht und es war deutlich zu sehen, dass Nawarhons Krieger keine Chance hatten. Sie hielten sich wacker, konnten aber nicht verhindern, dass die ersten vereinzelten Feinde in die Burg eindrangen. Mandy vernahm die Echos der Kämpfe im Gang.
Der Schweiß glänzte nur so auf ihrer Stirn und sie fühlte sich ausgepowert, als würde sie bereits Stunden mitkämpfen. Aber endlich gelang es dem jungen Prinzen einen Befehl zu geben, der besagte, dass die restlichen Krieger in fünf Minuten die Falle zumachen sollten. Niemand wusste, warum er noch warten wollte.
Ein Wind kam plötzlich auf und blies Mandy direkt ins Gesicht. Sie wollte in das Zimmer zurück gehen, als sie aus den Augenwinkeln etwas erkannte. Sie sah noch einmal genau hin, ohne auf den Sturm zu achten. Da waren doch ... „Oh je“, fluchte Mandy vor sich hin. Sie hatte sich vorhin nicht getäuscht gehabt, es waren noch Feinde übrig und zwar genau zwei Legionen. Sie hielten sich im Hintergrund, kamen aber stetig näher. Für sie war es nicht schwer zu erraten, wohin sie gingen. Nämlich in den Rücken von Nawarhons eigenen Kriegern, die den Hinterhalt allmählich aufbauen wollten.
Das gibt’s nicht! , dachte Mandy verbittert. Diese verdammten Blechmonster wussten von der Falle. Aber zur Hölle woher? Für Späher war die Zeit viel zu kurz gewesen und die Männer waren so gut verborgen, dass sogar Mandy ihre Schwierigkeiten hatte – um nicht zu vergessen, dass sie die einzige war, die das sah. Das war
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