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Crystall (German Edition)

Crystall (German Edition)

Titel: Crystall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enrico Mahler
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unbedingt Mut. Nicht sehr weit entfernt saßen die anderen Flüchtlinge. Sie alle schwiegen und starrten auf die Festung hinab. Sie hatten die gleichen Züge auf den Gesichtern wie der Junge. Es war der Blick, wenn jemand sein Zuhause verloren hatte, er nicht wusste, was er machen sollte und genauso wenig, was wirklich dort unten abgelaufen war. Irgendetwas war völlig schief gegangen, was hätte nicht passieren dürfen.
    Mandy wand den Blick von den Gestalten ab und beobachtete selbst die Festung. Noch immer lagen Leichen verstreut und unbehandelt, die Verteidigungsmauer war halb eingerissen und drinnen tummelten sich ausnahmslos dunkel gehüllte Krieger. Sie fühlten sich wohl schon wie daheim. Dabei hing noch immer eine Staubwolke in der Luft und das Blut war nicht einmal geronnen. Kurz und gut, die Schlacht war kaum vorüber.
    „Du hattest Recht.“
    Sie starrte nun verblüfft den Prinzen an, der ihre Gedanken wohl erraten hatte. „Womit?“
    „Eine Falle“, antwortete Nawarhon, regungslos wie eine Statur dasitzend. „Kurz nachdem du das Bewusstsein verloren hast, fiel die Truppe entgültig über unsere versteckten Krieger her.“ Er schüttelte angewidert den Kopf. „Alle haben sie niedergemetzelt ... ohne Erbarmen. Wir hatten keine Chance. Wären wir nicht geflohen, lägen wir auch auf dem Leichenhaufen.“
    „Grausam“, stellte Mandy entsetzt fest. „Nun gehört die Burg ihnen.“
    Nawarhon nickte. „Und wir werden sie wohl nie mehr zurück erobern ... unsere Heimat.“ Die letzten beiden Worte verloren entgültig an Kraft.
    Mandy legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Zuhause ist da, wo man sich nieder lässt. Wir werden eine neue finden und vielleicht diese Killer vernichten.“
    „Dazu haben wir keine Macht“, widersprach der Junge tonlos. „Wir sind zu wenig, die meisten ohne Wille. Außerdem werden wir ab heute auf der Flucht sein. Wenn die Typen uns bemerken, werden sie uns verfolgen, bis der letzte ausgerottet ist.“
    Mandy zog ihre Hand zurück und dachte einen Moment nach. Sicher hatte der Junge Recht, deshalb durften sie trotzdem nicht aufgeben. „Wohin wollt ihr denn fliehen, Nawarhon?“
    Er zuckte mit den Schultern. „Irgendwohin ... einfach auf gut Glück.“
    „Nicht sehr geschickt.“
    „Ich weiß“, gab er ehrlich zu. „Aber das Problem ist ... wir können nicht überall hin, wie bei euch vielleicht. Jeder Fleck außerhalb unserer Heimat ist feindliches Territorium und eine Gefahr, die wir nicht hundert pro kennen. So einfach ist das alles nicht.“
    „Verstehe.“ Sie seufzte. Ihre Aussichten sahen alles andere als gut aus. Zudem musste sie sich mit seltsamen Gestalten abgeben, denen Mandy noch immer nicht wirklich traute. Zum Beispiel die Echsen – erst vor kurzem wurden sie von ihnen angegriffen.
    „Prinz ... da.“ Ein Troll deutete auf die Festung hinab. Nawarhon folgte dem Zeig und musterte den Feind genau. Einer von ihnen schien sie entdeckt zu haben. Er sah nämlich manchmal zu ihnen herauf und tauschte dann hektische Blicke mit seinen Kameraden.
    „Sie kommen bald“, meinte Maxot nervös.
    „Meine ich auch“, bestätigte der Prinz. „Sind alle Reisebereit?“
    Von allen Seiten drang ein zustimmendes Gemurmel herbei. Sie sammelten ihre restlichen Sachen zusammen, die sie mitnehmen konnten. Das beschränkte sich auf ein paar Waffen und ein Sack voll Nahrung.
    „Dann verschwinden wir.“ Der Prinz erhob sich als erster, richtete seinen Waffengurt und wartete auf die anderen. Dann fuhr er herum und führte die Truppe irgendwohin, einfach weg von der Gefahr.
    Wie es das Glück endlich wollte, gelangten sie schon nach kurzen Augenblicken in einen dicht bewachsenen Wald. Die Bäume ragten weit in die Höhe, die Kronen waren so gut wie dicht und es gab Unmengen Reihen von Stämmen, dass sie unmöglich ein perfektes Ziel sein konnten. So schritten sie auch schon etwas ruhiger dahin. Sie liefen immer den Waldweg entlang, ohne dass bisher jemand etwas gesagt hatte. Das Schweigen war grenzenlos, die meisten sahen auf ihre Füße und gingen ihren Gedanken nach. Sie wirkten betrübt.
    Mandy schloss sich der Stille an. Sie ging wenige Schritt hinter Nawarhon und sah sich neugierig um. Allerdings entdeckte sie nichts als Bäume, nicht einmal Feinde. Eigentlich sollte sie das erleichtern, aber es tat es nicht. Nawarhons Leichtsinnigkeit machte ihr schon etwas Sorgen. Zudem hatte sie wieder mal keinen Schimmer, wo sie überhaupt war. Sonnenlicht kam keines durch die

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