Crystall (German Edition)
Prinz einen Hieb, der aus dem Nichts kam und schlug zurück, ehe er sich mit halbem Ohr wieder dem Mädchen zuwand. „Geh rein!“
„Nein ... ihr macht einen Fehler. Ruf deine Männer zurück, der Hinterhalt wird schief gehen.“
Inmitten des Kampflärmes wurde jedes Wort ein Flüstern, doch Nawarhon hatte genau verstanden und verharrte Sekunden auf der Stelle. „Ich soll was!? “
„Das ist eine Falle“, beteuerte Mandy weiter. „Man muss uns verraten haben. Von meinem Zimmer aus konnte ich sehen, wie der Rest der schwarzen Armee deine Krieger in einen Hinterhalt lockt.“
„Aber...“ Der Prinz stockte und führte einen kurzen Kampf mit einem Ankömmling, erledigte ihn aber mühelos. Unglaublich diese Kraft des Jungen.
„Ich konnte es sehen, wir sind verraten worden.“
Nawarhon starrte zu dem Fenster hinauf und schien Sekunden zu überlegen. „Du könntest Recht haben, dass dort ist der beste Ausblick.“
„Wir müssen fliehen ... wir haben keine Chance mehr.“ Mandy erschrak über ihre eigenen Worte. Sie verhielt sich wie ein geübter Krieger.
„Wer hat uns verraten?“ Natürlich galt die Frage ihm selbst, nicht Mandy. Dann rief er einen Namen und Augenblicke später kam einer der Echsenmänner herbei. „Schnell, sag dem Trupp da draußen, sie sollen sich verziehen, das ist eine Falle. Dann bringt euch in Sicherheit.“
„Was redet Ihr da?“
„Mach schon!“, befahl der Prinz scharf und wartete, bis die Kreatur weg war. Dann fuhr er wieder herum. „Gut gemacht, Mandy. Bleib bei mir ... wir müssen fliehen.“
„Gibt es keine Chance?“
„Unmöglich.“ Nawarhon schüttelte den Kopf und ergriff Mandys Hand. Mit ihr rannte er quer über das Schlachtfeld. Nur ein paar wenige musste er selbst töten, der Rest war beschäftigt. Unterwegs rief er seinen Freunden zu, sie sollten fliehen.
Mandy wurde willenlos mitgezerrt. Der Prinz rannte irgendwo hin. Sie begriff in diesem Moment, dass sie wohl verloren hatten.
Ein weiterer Beweis kam. Unzählige, weitere Krieger stürmten durch das offene Tor und mischten sich in den Kampf ein. Draußen war flüchtig zu erkennen, dass alle ihre Verbündeten tot waren. Die Falle war also schon zugeschnappt.
„Oh nein“, rief Mandy entsetzt.
„Komm schon!“ Der Junge lief noch schneller. Unterwegs schlossen sich ihnen zwei Trolle an, einer davon war Ferax. Außerdem kamen noch drei Echsenmänner und zwei von den menschlichen Gestalten. Alle gemeinsam stürmten sie auf einen Seitenausgang zu, der nun sichtbar wurde.
Die anderen kämpften mit letzter Verbissenheit gegen die Übermacht. Einer nach dem anderen fiel und nach wenigen Minuten war die Festung so gut wie erobert.
Mandy hielt sich die Hand vor den Mund, als ihr der Dreck entgegen kam. Sie sah kaum noch etwas, ließ sich nur von dem Prinzen ziehen. Hinter ihnen lag der Lärm einer wilden Schlacht, niemand schien sie zu bemerken.
„Schneller!“, schrie Nawarhon und mit wenigen, langen Sätzen erreichten sie endlich den Notausgang.
Mandy wusste nicht mehr, wer noch alles bei ihnen war, aber es mussten noch allerhand sein. Die meisten wollten gleichzeitig durch das Tor stürmen und purzelten am Ende hinaus. Doch die nackte Angst trieb sie hoch und weiter. Mit letzter Anstrengung sprinteten sie einen grünen Hang hinauf.
Mandy bekam nicht mehr allzu viel mit. Ihre Beine wurden müde, der Lärm in ihren Ohren nahm ab. Sie fühlte kaum noch, dass sie eine Hand umklammert hielt. Sie spürte nur die Panik davor, der Feind könne ihre Flucht bemerkt haben und sie verfolgen.
Hechelnde Gestalten stürzten nebeneinander den Hang hinauf.
Mandys letzte Gedanken waren die, dass Nawarhon ihr rasch vertraut hatte, warum sie lebte und sich das Blatt so schnell gewendet hatte? Das der Feind durchaus stärker werden konnte, war normal. Aber doch sicher nicht, dass er eine ausgeglichene Schlacht innerhalb einer Minute zerschlug und sie überrannte – einfach so.
Dann stolperte sie und verlor das Bewusstsein.
Flucht ins Ungewisse
„Na, auch mal wieder wach?“
Mandy lag auf dem Rücken und blinzelte verschlafen in Nawarhons Augen. Er war es auch gewesen, der sie angesprochen hatte. Sein Ton sollte nicht sarkastisch sein, sondern lediglich ein GutenMorgenWitz. Aber auf seinem Gesicht lag ein ganz anderer Ausdruck.
Das Mädchen reckte sich genüsslich. Dann stemmte sie sich auf die Ellenbogen auf und sah sich um, nachdem sie den Schleier von den Augen geblinzelt hatte. Der Anblick machte ihr nicht
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