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CSI: Miami - Der Preis der Freiheit

Titel: CSI: Miami - Der Preis der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donn Cortez
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werden, wenn sie jemanden erst mal am Haken haben, sind weitaus raffinierter.«
    »Zum Beispiel?«
    »Leiden lassen und retten. Der potenzielle Neuzugang wird in eine gefährliche oder unangenehme Lage gebracht und dann gerettet. Wenn das gut gemacht wird, kann man den Kandidaten sogar dazu bringen, um Hilfe zu bitten. Dankbarkeit führt zu Vertrauen, und das führt wiederum zu Manipulation. Oder man tut etwas für den Kandidaten, ohne dass er darum bittet, und er fühlt sich zur Wiedergutmachung verpflichtet, wodurch wiederum eine Bindung entsteht, die man sich zunutze machen kann.«
    »Sind diese Spielchen nach einer Weile nicht sehr durchschaubar?«
    Murayaki lehnte sich zurück und begann, mit einem Brieföffner zu spielen, der aussah wie ein kleines japanisches Schwert. »Sie müssen bedenken, dass bis zu diesem Zeitpunkt noch nichts Fragwürdiges passiert ist. Man hat ein paar neue Freunde gewonnen. Sie widmen einem sehr viel Aufmerksamkeit. Sie tun nette Dinge für einen. Sie scheinen die gleichen Wertvorstellungen zu haben wie man selbst … und alles, was sie von einem verlangen, ist ein bisschen Zeit.«
    Sie machte große Augen und sprach mit sanfter Stimme: »›Komm doch mal mit zu einer Versammlung, ja? Wirklich, das würde mir sehr viel bedeuten ‹«
    Horatio grinste. »Okay, ich verstehe. Und wenn man einmal eingewilligt hat …«
    »Diese Treffen finden oft an entlegenen Orten statt. Aus einem Abend wird sehr schnell ein ganzes Wochenende. Wenig oder gar kein Schlaf, Essen ohne Proteine, viele Gruppenaktivitäten wie Singen oder Beten. Keine Privatsphäre – ein Sektenmitglied ist immer in der Nähe, redet mit einem, berührt einen. Und wenn sie denken, dass man bereit ist, kommt die letzte Phase.«
    Murayakis Blick schweifte in die Ferne. Dann atmete sie tief durch und fuhr fort. »Man nennt es das Brechen. Die Persönlichkeit des Neuzugangs wird zerstört, und es wird eine neue geschaffen, die alles tut, was die Sekte verlangt. Zu diesem Zeitpunkt glaubt der Neuzugang bereits, die Sekte habe die gleichen Wertvorstellungen wie er selbst und der Anführer wäre die Inkarnation all dessen. Ihm wird suggeriert, er würde ein neuer Mensch, wenn er nur wolle.«
    »Ein beliebterer Mensch?«, fragte Horatio nach.
    »So hat das noch kein ehemaliges Sektenmitglied ausgedrückt, aber es stimmt. Beliebter, attraktiver, glücklicher – einfach in jeder Hinsicht besser. Das ist das Zuckerbrot … und dann kommt die Peitsche. Es beginnt mit Geständnissen. Die Atmosphäre ist sehr emotional, und so ist es nicht schwer, dem neuen Mitglied etwas zu entlocken. Danach beginnen die Anschuldigungen – ›Das hättest du nicht tun sollen‹, ›Du hast keine Moral‹ oder ›Du bist ein schrecklicher Mensch‹. So etwas erwartet das neue Mitglied natürlich am wenigsten. Nachdem man es vorher zum emotionalen Höhenflug getrieben hatte, stößt man es nun in einen Abgrund.«
    »Das klingt brutal.«
    »Sie machen sich keine Vorstellung davon! Das ist wie eine Vergewaltigung der Gefühle. Man wird plötzlich von Leuten beschimpft, die sich vorher als zuverlässig und vertrauenswürdig darstellten. Den Neuzugang zum Weinen zu bringen, genügt ihnen nicht. Sie hören erst auf, wenn er sich in einer Fötusstellung auf dem Boden zusammengerollt hat. Zu diesem Zeitpunkt ist der Betreffende derart voller Selbsthass, dass er alles tun würde, um dem zu entfliehen. Aber so einfach ist das mit dem Weglaufen nicht. Abgesehen von der Tatsache, dass man sich irgendwo in der Pampa befindet, kann man vor sich selbst auch nicht davonlaufen.«
    »Es sei denn«, warf Horatio ein, »man wird ein anderer Mensch.«
    »Ganz genau. Ein Seniormitglied der Sekte geht auf den Neuen zu und umarmt ihn. Ihm wird Vergebung und Erlösung angeboten. Der Neue muss sich lediglich von der Person lossagen, die er war – und nichts will er in diesem Augenblick lieber, glauben Sie mir. Er nutzt die Gelegenheit, ein neuer Mensch zu werden – und die Sekte hat ein neues Mitglied. Aber damit ist es noch nicht vorbei. Das neue Mitglied ist gefügig und formbar wie nie zuvor, und daraus wird Kapital geschlagen. In diesem Moment verschwindet auch die Fassade, hinter der sich die Sekte versteckt hielt, und die wahre Ideologie kommt zum Vorschein. Das neue Mitglied saugt sie auf wie ein Schwamm. Da es seine alten Ideale verworfen hat, braucht es nun Ersatz. Durch Arbeit bis zur Erschöpfung wird diese neue Struktur gefestigt. Zudem überfordert man den Neuzugang

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