CSI: Miami - Der Preis der Freiheit
Patienten – Phillip Mulrooney.«
Das Lächeln verschwand aus Sinhurmas Gesicht wie die Sonne hinter einer dicken Wolke. »Ach ja, Phillip«, sagte er. »Sehr traurig, sehr tragisch.«
»Und obendrein ungewöhnlich.«
»Das Leben ist voller Überraschungen.« Sinhurmas Stimme war ernst, dennoch kehrte das Lächeln in seine Augen zurück.
»Das ist es ganz gewiss. Sagen Sie, wann haben Sie zum letzten Mal mit Phillip gesprochen?«
»Wir sprachen im Augenblick seines Todes miteinander.« Sinhurma wirkte völlig ruhig.
»Ich verstehe. Worüber?«
»Er steckte in einer spirituellen Krise. Ich habe versucht, ihm zu helfen, seine Gedanken zu ordnen.«
»Könnten Sie sich etwas klarer ausdrücken?«
»Nicht ohne die ärztliche Schweigepflicht zu brechen, tut mir Leid.«
»Oh? Ich dachte, es sei ein spirituelles Gespräch gewesen und kein medizinisches.« Horatio studierte die Körpersprache des Doktors, der Mann schien entspannt und unbefangen zu sein.
»In meiner Praxis ist das häufig ein und dasselbe. Jedenfalls kann ich Ihnen sagen, dass ich keinen Erfolg hatte.«
»Weil das Gespräch unterbrochen wurde?« An der Wand hinter dem Doktor hing ein abstraktes Aquarell, und Horatio drängte sich der Eindruck auf, dass es von demselben Künstler stammte wie die Bilder, die er im Restaurant gesehen hatte.
»Nein, weil er eine falsche Entscheidung getroffen hatte.«
Horatio lenkte seinen Blick wieder auf Sinhurma. »Und die wäre?«
»Auch das kann ich Ihnen leider nicht sagen.«
»Hm-hm. Sie hatten also eine wie auch immer geartete Meinungsverschiedenheit, und dann ist er gestorben. Ist das korrekt?«
»So scheint es.«
»Wie lange war Mr Mulrooney Ihr Patient?«
»Ungefähr achtzehn Monate.« Sinhurma kratzte sich geistesabwesend an der Wange.
»Und wie lange hat er im Restaurant gearbeitet?«
»Noch nicht sehr lange, drei Wochen vielleicht.«
»Ist es normal, dass Sie dort Leute beschäftigen, die bei Ihnen in Behandlung sind?« Horatio sah Kim an, aber der blickte mit steinerner Miene stur geradeaus.
»Die Beziehung zwischen mir und meinen Patienten umfasst alle Bereiche ihres Lebens. Manchmal empfehle ich ihnen, einer Arbeit nachzugehen, die die Ernährungsumstellung sinnvoll begleitet.«
»Also gehört die Arbeit in Ihrem Restaurant zu der Therapie? Müssen die Patienten etwa auch für dieses Privileg bezahlen?«
Sinhurma lachte. »Leben ist Therapie, Lieutenant. Ich mache die Leute nur darauf aufmerksam, auf welche Aspekte sie sich konzentrieren sollten.«
»Natürlich. Sagen Sie, war Mr Mulrooney in irgendetwas involviert, wovon er besser die Finger gelassen hätte?«
»Sie meinen illegale Aktivitäten? Nein, nicht dass ich wüsste.«
Sinhurma sprach völlig gelassen, und aus seiner Stimme klang ein Hauch von Langeweile.
Horatio hätte noch ein bisschen bohren können, aber er wusste, dass es ihn nicht weiterbringen würde. Also streckte er lächelnd seine Hand aus. »Vielen Dank für Ihre Zeit, Doktor. Haben Sie etwas dagegen, wenn ich mich noch etwas umsehe? Ich würde mir gern ein Bild von Ihrer Klinik machen.«
»Ganz und gar nicht.« Sinhurma schüttelte ihm die Hand zum Abschied. »Ich bin sehr beschäftigt, aber ich rufe jemanden, der Sie herumführt.« Er ging zu seinem Wandtelefon und nahm den Hörer ab.
Die junge Frau, die kurz darauf erschien, trug die gleiche Kleidung wie die beiden anderen Mitglieder des Personals, die Horatio kennen gelernt hatte. Ihre Augen waren von einem auffallenden Grün, und das braune Haar hatte sie zu zwei kurzen Zöpfen geflochten.
»Lieutenant Caine, das ist Ruth«, stellte Sinhurma die Frau vor. »Ruth, bitte zeig dem Lieutenant unsere Einrichtung. Mach die komplette Tour mit ihm.«
»Okay.« Ruths Lächeln war ein wenig zurückhaltender, aber ebenso freundlich wie das ihres Gurus. »Haben Sie vor, sich uns anzuschließen?«
»Wer weiß«, sagte Horatio. »Das Leben ist voller Überraschungen.«
3
Das Imbisslokal, das sich direkt gegenüber dem Miami-Dade Kriminallabor auf der anderen Straßenseite befand, gab es schon seit Ewigkeiten, und Wolfe wusste nicht so genau, ob die Neonflamingos über der Theke tatsächlich Originale waren, oder ob es sich um Retro-Art-déco aus den Achtzigern handelte.
Der Laden hieß Auntie Bellum’s und war Calleighs Lieblingsfrühstückslokal – und außerdem das Stammlokal von Labortechnikern und Polizisten außer Dienst. Calleigh und Wolfe waren während ihrer Schicht herübergekommen, um rasch etwas zu
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